Kalkar. Drei lokale Investoren wollen in Altkalkar Solarmodule aufständern, so groß wie zehn Fußballfelder. Das sind die die Pläne, das sagt die Politik.

Die Sympathien flogen den jungen Investoren gleich entgegen im Bauausschuss in Kalkar. Sie wollen eine Photovoltaikanlage in der Größe von zehn Fußballfeldern errichten? Gern. Einstimmig ja. Alle Fragen konnte das Team von „Waldsichtenergie GbR“ souverän beantworten. Es sind Rainer Wehren aus Uedem, Michael Franken aus Kalkar und Andreas Planken aus Goch, die bereits in Kalkar in Kindergartenprojekte investiert hatten und Wehren in Goch-Pfalzdorf Anträge stellte, um an der Bahnlinie eine kleine PV-Freiflächenanlage zu installieren.

Es geht kein wertvoller Boden verloren

So sehen aufgeständerte Photovoltaik-Module aus, in Kalkar würden sie wie Satteldächer gegeneinander gestellt (im Bild die größte Anlage in NRW auf dem Flughafengelände Airport Weeze, betrieben von Flughafen und BSW-Solar).
So sehen aufgeständerte Photovoltaik-Module aus, in Kalkar würden sie wie Satteldächer gegeneinander gestellt (im Bild die größte Anlage in NRW auf dem Flughafengelände Airport Weeze, betrieben von Flughafen und BSW-Solar). © Astrid Hoyer-Holderberg | Astrid Hoyer-Holderberg

Vor allem war der Verwaltung, den Parlamentariern aber auch den Investoren selbst wichtig: Für diese Fläche in Altkalkar geht kein landwirtschaftlich oder landschaftlich wertvoller Boden verloren. Bisher werden hier an die Römerstraße, Ecke Talstraße (zwischen Drißkamp und Loefsche Straße) auf schwarzer Folie Blumentöpfe mit Eriken gezogen und stehen Gewächshäuser des Gartenbaubetriebes, der aus Altersgründen aufgegeben werden wird.

Grenzt ans neue energetische Quartier

„Der Standort scheint aus städtebaulichen Gründen für eine Freiflächen-Solarenergieanlage gut geeignet“, sagte Fachbereichsleiter Frank Sundermann. Positiv bemerkenswert sei, dass der Standort nördlich der Römerstraße unmittelbar ans energetische Quartierskonzeptes „Postweg/Birkenallee“ anschließt, so dass sich daraus unter Umständen Synergieeffekte ergeben könnten, ist die Hoffnung.

Etwa 15.000 Kilowatt-Peak (kWp), also 14,5 Millionen Kilowattstunden Strom sollen die 27.000 Module bringen. Das reiche für 4150 Haushalte, zählte Rainer Wehren auf. Johannes Kösters, Forum, zweifelte, ob das alles Kalkar zugute komme, wo hier schon Windräder abgeschaltet würden, weil sie zu viel Strom ins Netz speisen. „Die Westnetz GmbH gibt uns vor, wo wir hinliefern müssen“, erklärte Wehren.

An der höchsten Stelle 2,80 Meter

Die Sonnenenergie wird auf den wie Satteldächer schräg aufgestellten Tischen in ertragreicher Ost-West-Ausrichtung eingefangen, in 100 Wechselrichtern gebündelt, an die 10-KW-Trafostation übergeben. Die Module – Satteldach-Ständerungen 13,35 Meter breit – würden auf Pfosten in die Erde gerammt und seien nach circa 30 Betriebsjahren spurlos wieder rückzubauen. An der jeweils höchsten Stelle messen die schräg gestellten Platten 2,80 Meter. Von der Seite der Römerstraße aus bildeten Gehölzhecken den Sichtschutz. Drunter werde Magerwiese gesät. Die Lux-Zahl reiche, damit sie wächst, versichert Michael Franken. Schafe sollen darunter grasen und die Pflege übernehmen. Eine unterirdische Hochdruckleitung von Thyssen-Gas wird nicht überbaut werden.

Erst müssen Kommune und Land genehmigen, dann ist sogar ein Bebauungsplan nötig

Freiflächen-Solarenergieanlagen sind aber nicht so einfach zulässig. Nach dem Bauausschuss muss nun auch der Rat einer Änderung des Flächennutzungsplanes der Stadt zustimmen. Dann entscheidet die Bezirksregierung gemäß Landesplanungsgesetz, ob raumordnungsrechtliche Bedenken bestehen – also ob wertvolle Flächen betroffen sind. Danach wird ein Bebauungsplan ausgestellt, der Details, wie Gestaltung, Eingrünung, Erschließung der Anlage sowie Artenschutz und Umweltverträglichkeit berücksichtigt.

Noch ungeklärt, ob Kalkarer Bürger sich genossenschaftlich beteiligen könnten

Katharina Schacky, Grüne, fand das eine „schöne Sache, vor allem, weil die Investoren Menschen vor Ort sind“. Sie fragte, ob sich Kalkarer Bürger auch genossenschaftlich am Großprojekt beteiligen könnten. Wehren wollte gern die Stadtwerke dazu ins Boot holen, die zu 50 Prozent in Stadtträgerschaft stehen. Dazu sei es aber noch zu früh im Verfahren.

Verwaltung und „Waldsichtenergie GbR“ erinnerten, dass der beschleunigte Ausbau Erneuerbarer Energien Voraussetzung für die Klimaschutzziele in NRW und in Deutschland ist.