Kleve. Unbekannte hatten die Grundschule in Reichswalde angezündet. Der Schaden zog eine überraschende Konsequenz nach sich.

Viele Eltern aus Reichswalde waren zur Sitzung des Schulausschusses in den Klever Ratssaal gekommen, um dort aus erster Hand etwas darüber zu erfahren, wie die für die Grundschule St. Michael unbefriedigende Situation im Offenen Ganztag gelöst werden soll. Die Antwort der Politik auf diese spezielle Frage dürfte sie nicht erfreut haben, denn eine Lösung dafür gibt es nicht. Der Grund: Das Bistum Münster stellt sich quer – so die Stadt Kleve. Doch dafür erfuhren die Eltern eine andere überraschende Neuigkeit: Der Neubau der Schule wird vorgezogen!

Werk von Vandalen

Der Grund für diese Beschleunigung ist paradoxerweise das Werk von unbekannten Vandalen, die Ende Juni ein Feuer legten, das auf die Schule übergriff und den Anbau zerstörte. Auch das Dach der Pausenhalle wurde durch den Brand in Mitleidenschaft gezogen, zudem gab es weitere Schäden infolge der Löscharbeiten. Das Löschwasser drang in Klassenzimmer ein und machte sie unbenutzbar.

Die beschädigten Gebäudeteile hätten nun repariert werden können, und die städtische Gebäudeversicherung wäre sogar für den entstandenen Schaden aufgekommen. Der Haken: Es gibt bereits verabschiedete Pläne, die Reichswalder Grundschule zu erweitern, eben auch, um den Offenen Ganztag angemessen unterzubringen. Die Arbeiten, so war es vorgesehen, sollten ab 2024 in Angriff genommen werden und 2026/27 abgeschlossen sein. Und im Rahmen dieser Planungen würde der nun beschädigte Gebäudeteil abgerissen werden.

Instandsetzen und abreißen?

Georg Hoymann, Leiter des Gebäudemanagements der Stadt Kleve, brachte es in seinem Vortrag auf der Ausschusssitzung mit einer rhetorischen Frage auf den Punkt: „Ein Gebäude instandsetzen, um es vier Jahre später abzureißen?“

Den mit einer solchen Aktion sicheren Eintrag in die bekannten Schwarzbücher zur Steuerverschwendung wollte die Stadt auf jeden Fall vermeiden, und deshalb entschied sie sich, die entsprechende Baumaßnahme vorzuziehen. „Durch den Brandschaden ist eine neue Situation entstanden“, so Bürgermeister Wolfgang Gebing. Ende 2024, so ist es nun vorgesehen, soll der neue Grundschulkomplex fertig sein – also zwei bis drei Jahre früher als geplant.

Für die meisten der 215 Kinder, die derzeit in Reichswalde die Grundschule besuchen, dürften die Verbesserungen keine Rolle mehr spielen, weil sie dann bereits eine weiterführende Schule besuchen.

Für den Offenen Ganztag bleibt weiter die unerfreuliche Situation, das Schützenhaus in Reichswalde nutzen zu müssen. „Andere Räume stehen nicht zur Verfügung“, so Georg Hoymann. „Das ist nicht gut, das ist nicht wünschenswert, aber es ist nicht zu ändern.“

Mindestens 50 Jahre mieten

Die Stadt hatte Räume der Kirche anmieten wollen – und zwar für fünf Jahre mit der Option auf weitere fünf Jahre. Die Kirchengemeinde war damit einverstanden, wurde im Ausschuss berichtet. Erst das Bistum Münster sei dann mit einem Angebot um die Ecke gekommen, das eine Anmietung von mindestens 50 Jahren vorgesehen habe.

Da der Grundschule derzeit durch den Brand auch Klassenräume fehlen, gibt es zudem die Überlegung, einen Container auf den Schulhof zu stellen. Für die Spielgeräte, deren Aufbewahrungsort durch das Feuer ebenfalls beschädigt worden war, soll eine Gartenhütte aufgebaut werden.

Schulleiterin Anna Janßen lobte den Einsatz der Stadt für ihre Schule: „Es ist eine tolle Leistung, dass jetzt schon wieder die Einschulung der Kinder möglich ist.“