Goch. Im Gocher Kastell gab es viel Diskussion um das Integrierte Städtebauliche Entwicklungskonzept. Das geht nun in die finale Phase

Bürgermeister Ulrich Knickrehm freute sich. Die bisherige Arbeit am Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzept (ISEK) hat Früchte getragen. Es gab einen Infoabend mit vielen Ideen, dazu einen Workshop mit Jugendlichen. „Daraus sind umfangreiche Projektideen entstanden“, sagte er den etwa 40 Interessierten bei der Präsentation des Zwischenergebnisses im Gocher Kastell.

Großer Diskussionsbedarf zur Stadtentwicklung

Das Team um Regina Höbel und Kyra Nieland vom Bochumer Büro InWIS hatte nun die Ideen mit Blick auf das NRW-Förderprogramm „Lebendige Zentren“ geordnet. Da gab es viel Diskussionsbedarf – um die Ordnung der Punkte ebenso wie um grundsätzliche Fragen: „Wir wissen doch gar nicht, welche Ziele es gibt“, sagte ein Bürger.

„Entweder ist Goch so grün oder gemütlich wie keine andere Stadt, oder die Leute kommen nicht hierher.“

„Entweder ist Goch so grün oder gemütlich wie keine andere Stadt, oder die Leute kommen nicht hierher.“Die Einzelmaßnahmen betreffen die Umsiedlung der Stadtbücherei ebenso wie die Umgestaltung der Plätze und des Bahnhofsumfelds. Hier empfahl Regina Höbel die Einschaltung eines externen Büros, das sich speziell um die Platzgestaltung kümmert. Externe Büros könnten auch bei der Planung eines Gestaltungskonzepts für das Blau-Grüne-Band der Niers zum Tragen kommen, ebenso bei der Begleitung einer Lenkungsgruppe für die künftige Nutzung der Liebfrauenkirche.

„Wenn wir bei der Liebfrauenkirche noch lange überlegen, fällt die zusammen“

„Wenn wir bei der Liebfrauenkirche noch lange überlegen, fällt die zusammen“, befürchtete eine Besucherin. „Kann passieren“, erwiderte Höbel. Tatsächlich mangele es ja nicht an Ideen, sondern daran, alle Entscheider an einen Tisch zu bringen. Im Liebfrauenviertel sieht Wolfgang Jansen, Geschäftsführer der Wirtschaftsbetriebe der Stadt Goch, ohnehin noch viel Bedarf, was den Immobilienbestand angeht: „Die Liebfrauenkirche ist da nur das Fanal.“

Was die Immobiliensituation im unmittelbaren Innenstadtbereich angeht, sehen die Fachleute von InWIS einen wichtigen Punkt in der Gründung einer Immobilien-Standortgemeinschaft aus Eigentümern und Händlern. Die sollten gemeinsame Überlegungen zu Leerständen entwickeln. Auch hierzu gebe es womöglich Fördermittel. Ebenso wie für Eigentümer, die die Fassaden ihrer Geschäftshäuser renovieren möchten. Das alles sollte koordiniert werden von einem Innenstadtkoordinator, einer neu zu schaffenden Stelle bei der Stadt oder eine bei einem freien Büro eingekaufte Leistung. Ihm zur Seite stünde ein Quartiersmanager, der sich darum kümmert, dass all die Punkte abgearbeitet werden – und der sich zuletzt überflüssig macht.

„Das hier ist erst der Startschuss“

„Das hier ist erst der Startschuss“, sagte Höbel. „Sie haben mindestens fünf Jahre vor sich, um das alles abzuarbeiten, vielleicht auch acht Jahre.“ Eine Zeitspanne, die durch das Förderprogramm festgelegt wird. Fest steht für Höbel: „Mit dem vorhandenen städtischen Personal ist das alles nicht zu machen. „Wie lange wollen Sie warten, bis alles geregelt ist?“ Was beim Publikum die Frage aufwarf, inwieweit die neu ausgeschriebene Stelle des Citymanagers mit der womöglich künftigen eines Innenstadtkoordinators kollidiert.

Die Zukunft der Stadt gestalten

Die lebendige Diskussion zeigte, wie sehr sich einzelne Bürgerinnen und Bürger um die Zukunft der Stadt Gedanken machen. Und wieviel Handlungsbedarf es gibt. Manches ändert sich allerdings auch ohne neue Förderprogramme. So soll im Oktober im früheren Müller-Markt das Bekleidungshaus Sinn einziehen. Ein Leerstand weniger. Und durch den Ostring-Ausbau wird der Verkehr an der Liebfrauenkirche drastisch abnehmen, wodurch sich neue städteplanerischen Möglichkeiten ergeben. Beim Förderprogramm „Lebendige Zentren“ sei allerdings eine Sache zu beachten, sagte Höbel: Alle Maßnahmen sollten klimafreundlich gestaltet werden.