Kleve. Der Ballermann-Hit „Layla“ ruft nicht nur Moralapostel auf den Plan: Wer den gleichen Vornamen hat, hat zurzeit nur wenig Spaß

Laila ist ein aus dem Arabischen stammender Vorname, er bedeutet Nacht, oder sogar schönste Nacht. Laila Kohl, 27, Notariatsfachangestellte aus Kleve, hat den Namen ihrem Vater zu verdanken, der aus Jordanien stammt; eine Tante von ihr heißt ebenfalls Laila. „Es ist ein schöner Name“, findet sie, und in den bisherigen 27 Jahren ihres Lebens hatte sie wenig Anlass, über ihren Namen nachzudenken.

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Das ist seit einigen Wochen anders. Plötzlich dreht sich alles um den Vornamen, der nun zum zweiten Mal in der Geschichte der modernen Musik in den Charts auftaucht. Der erste Eintrag ist Eric Clapton zu verdanken, der 1970 Layla als Ausdruck seiner damals noch unerwiderten Liebe zu Patty Boid veröffentlichte.

Bordellbesitzer mit Puffmutter

Der zweite Eintrag allerdings ist musikalisch am entgegengesetzten Ende der Unterhaltungsmusik zu suchen: Es handelt sich um den Song Layla, am 25. März von den beiden Künstlern DJ Robin und Schürze veröffentlicht. Der Text ist nicht ganz so poetisch wie der von Eric Clapton. Gesungen wird von zwei Männern, die sich begegnen und von denen einer behauptet, ein Bordell zu besitzen, in dem die titelgebende Frau als „Puffmutter“ arbeite, die „schöner“ und „jünger“ sei und zudem eine Eigenschaft aufweise, die sich zufälligerweise auf den Namen reimt.

Zum Saufen und zum Grölen

Im Niveau-Limbo schafft es das 187 Sekunden lange Werk locker in die Kategorie irgendwelcher nackten Friseusen, es handelt sich um ein Sauf- und Gröllied, das einen erwartbaren Markt dort findet, wo besoffene (in der Regel) Männer den Drang verspüren, herumzugrölen. Zum Beispiel am Ballermann auf Mallorca.

Von dort gelangte es auch zu Laila Kohl. Eine Freundin, die auf der Insel Urlaub machte, schickte ihr eine Whatsapp-Nachricht: „Du musst unbedingt zum Ballermann kommen. Du bist hier der größte Hit!“ Laila Kohl hörte sich den Song an – und brauchte nicht einmal 187 Sekunden, um zu einem Urteil zu gelangen.

„Auf Anhieb blöd“

„Ich fand das Lied auf Anhieb blöd“, so Kohl. „Der Name Laila ist ein so schöner Name, und der wird da in den Schmutz gezogen.“ Damals, als sie vor einigen Wochen das Lied zum ersten Mal hörte, ging die Kleverin allerdings noch davon aus, das Lied gerate schnell wieder in Vergessenheit. „Ich dachte, das höre ich zwei-, dreimal, und dann ist der Spuk vorbei.“

Kein Treffen ohne „Layla“

Das war, vorsichtig ausgedrückt, eine Fehleinschätzung. Kohl wurde es klar, als sie im Juli mit ihrem Mann Matthias in die Flitterwochen flog. Es ging nach Kos, Abflug ab Düsseldorf. Kohl: „Und überall am Flughafen waren irgendwelche Kegelklubs und Fußballvereine, bei denen das Lied lief und gesungen wurde.“ Mittlerweile ist es so, dass keine Zusammenkunft mehr ohne Bezugnahme auf Layla abläuft. Kohl: „Egal, wo ich hinkomme, irgendwer kennt das Lied und fängt direkt damit an.“ Sie selbst sei, so sagt sie, „mittlerweile schwer genervt“.

Hoffen aufs Vergessen

Die Diskussion um den Song sieht Kohl allerdings differenzierter: „Unter dem Aspekt Frauenfeindlichkeit gibt es mit Sicherheit schlimmere Lieder. Bei ,Emanuela, pack’ die Brüste ein!’ hat auch niemand was gesagt.“ Der Text sei mit Sicherheit nicht für Kinder geeignet, aber deshalb gleich das ganze Lied zu verbieten, das hält sie für übertrieben. Kohl: „Selbst wenn das Lied auf der Materborner Kirmes gespielt werden sollte, würde mich das nicht davon abhalten, dorthin zu gehen.“ Aber, so sagt sie: „Ich hoffe einfach, dass es schnell in Vergessenheit gerät.“