Uedem/Kreis Kleve. Bauernmarkt Lindchen möchte in zehn Jahren mehr Apfelbäume pflanzen, als Bäume im Reichswald stehen. Und damit jährlich 15.000 Tonnen CO2 sparen.
Unmittelbar hinter dem Bauernmarkt Lindchen sehen vorbeifahrende Auto- oder Radfahrer links in Fahrtrichtung Goch ungewöhnliche Anpflanzungen. Erst beim näheren Hinschauen entpuppen sich die stockartigen Gewächse als „Babyobstbäumchen“. Gestern wurden sie der Öffentlichkeit erstmals vorgestellt. Mit den zugstarken Kaltblütern Nikita und Elmo sowie Johannes Verbücheln als Kutscher hatte Lindchen-Inhaber Bernd Hesseling zur Besichtigung im Rahmen einer Kutschfahrt Presse- und Politikvertreter eingeladen.
Mit dabei die Schirmherrin der einmalig großen Pflanzaktion von Apfelbäumchen im Kreis Kleve: Bundesumweltministerin a.D. Dr. Barbara Hendricks. Sie kam in Begleitung der SPD-Landtagskandidaten Christin Becker und Lars Aengenvoort. Außerdem war auch die Landtagskandidatin der Grünen im Südkreis Kleve, Paula Backhaus, vor Ort. Das Thema Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft hängt eben mittlerweile hoch.
Zusammenarbeit mit niederländischer Firma
250.000 Bäumchen wurden bereits an der L 67 zwischen dem Lindchen und Goch um den Bauernmarkt gepflanzt. 450.000 Apfelbäumchen und mehr sollen es werden – von Anfang an in Zusammenarbeit mit der niederländischen Firma Botden & van Willegen. Sie begann für Hesseling bereits 2018. Gemeinsam wurde das nachhaltige Konzept der Veredelung und Aufzucht der Nachwuchsapfelbäumchen erarbeitet und nun auch umgesetzt.
„Veredelt auf ausgesuchten Unterlagen werden die Bäume später in Obstplantagen knackige Äpfel erzeugen. Die Obstbäume, die am Lindchen verschult werden, tragen dazu bei, dass jährlich circa 15.000 Tonnen CO2 gespeichert werden. Nicht nur dadurch sind unsere Landwirte und Böden die größten Emissionsschützer“, erklärte Bernd Hesseling den staunenden Gästen. Denn es sind rund sieben Hektar bester Keppelner Boden, der mit den Gehölzen bestückt wurde und noch wird.
Auf den Untergrund ist Hesseling ebenso so stolz, wie auf seine bäuerlichen Kollegen in der Region: „Wir haben hier beneidenswert guten Boden und die besten Landwirte!“ Die Sache mit dem Boden ist erwiesen. Hesseling: „Hier in Uedem befinden wir uns auf einer Endmoräne. Der Boden kann bis zu 300 Liter Wasser pro Quadratmeter durch Kapillarwirkung wieder an die Pflanzen abgeben. Das funktioniert durch die Lehmschicht unter dem Mutterboden. Daher brauchen wir keine oder nur minimale Beregnung hier.“ Dann lacht er und ergänzt: „Wenn ein Wanderer hier seinen Spazierstock in den Boden steckt und nach 14 Tagen wieder kommt, dann ist der Spazierstock grün.“
Verkauf an Plantagen
Die Apfelbäumchen sind veredelte Kunstwerke der Natur, die von Menschenhand zusammengesteckt werden: Einjährige Kronen sind auf zweijährige Stämmchen veredelt worden. Der Boden nährt sie und entwickelt bei den Pflänzchen in zwei Jahren starke Stämme. Dann werden die Bäume in Apfelplantagen verkauft. Denn in Keppeln wäre der Boden auf Dauer zu gut für sie, und die Baumschuler kämen aus dem Zurückstutzen der Äste gar nicht mehr heraus. Zahlreiche Mitarbeiter der niederländischen Firma und vom Lindchen sind jetzt schon damit beschäftig per Hand die zahlreichen Blüten heraus zu schneiden, damit die Wuchskraft in die gewünschte Krone geht.
Lesen Sie auch diese Nachrichten aus Kleve und Umland
Kleve: Kleves erstes TöpferstudioKreis Kleve: Diese leckeren Pilze bieten unsere WälderBedburg-Hau: Jetzt gibt es Karten für den Moyländer WeihnachtsmarktKalkar: Das schönste Bauprojekt in KalkarLesen Sie hieralle Artikel aus Kleve und Umland
Übrigens: Auch der Verein LiKK – Landschaftspflege im Kreis Kleve arbeitet mit dem Lindchen und Botden & van Willegen zusammen, um alte Hochstammsorten zu veredeln und zu vermehren. Die schon lange Jahre vorangetriebene Wiederbelebung entsprechender Streuobstwiesen ist auch das Ergebnis dieser Bemühungen.
Die Ergebnisse kann man schmecken: Streuobstwiesensäfte, Brotaufstriche und mehr gibt’s auch im Bauernmarkt Lindchen. „2023 vielleicht schon von unseren Sorten hier“, hofft Bernd Hesseling. Sein Sohn Johannes hat sich als Bioobstbauer auch eigene Kontingente gesichert: Er hat sich als Pionier der Veredlung von Bio-Obstbäumen verschiedener Sorten verschrieben, die auch bereits 60.000 Bäumchen im Apfelbaumkindergarten umfasst.
Apropos Sorten: Topaz und Santana sind im konventionellen Bereich Schwerpunkte in der Veredelung. Ebenso wie Tafelsorten – Elstar und Co.