Weeze. 1,5 Millionen Passagiere sind nur das Zwischenziel: Ryanair-Chef Andreas Gruber spricht über die Pläne seiner Fluggesellschaft am Airport Weeze.

Seit 15 Jahren hat Ryanair am Airport Weeze eine eigene Basis, in der aktuell drei Flugzeuge und die dazugehörigen Crews stationiert sind. Bereits seit dem Jahr 2003 fliegt die Billig-Airline vom Flughafen am Niederrhein und beförderte in dieser Zeit bislang 26,8 Millionen Passagiere. Im NRZ-Interview spricht Ryanair-Deutschland-Chef Andreas Gruber über die Pläne seines Unternehmens in Weeze, die Entwicklung der Flugpreise bei steigenden Energiekosten und er sagt, warum Billigfliegen aus seiner Sicht trotz des Klimawandels kein Auslaufmodell ist.

Herr Gruber, welche Bedeutung hat der Airport Weeze für Ryanair?

Wir haben gemeinsam eine absolute Erfolgsgeschichte geschrieben, die sich an einigen Zahlen festmachen lässt. Wir haben mit der Basis umgerechnet rund 300 Millionen US-Dollar in Weeze investiert. Wir sind verantwortlich für 950 indirekte und 90 direkte Jobs am Standort. 27 Routen sind momentan im Angebot. Mit mehr als 80 Abflügen pro Woche verbinden wir den Flughafen mit zehn Ländern.

Bis zuletzt stand mit der Ukraine noch ein elftes Land auf dieser Liste. Wegen des russischen Angriffskriegs hat Ryanair jedoch die Flüge dorthin vorerst gestoppt. Wie geht es da weiter?

Wir können die Situation nur beobachten, haben uns aber klar bekannt: Sobald es wieder sicher ist, in die Ukraine zu fliegen, werden wir die Ersten sein, die wieder fliegen werden. Der Markt war ja für uns auch sehr wichtig mit bis zu 50 täglichen Flügen.

Bislang flogen 26,8 Millionen Passagiere mir Ryanair ab oder nach Weeze.
Bislang flogen 26,8 Millionen Passagiere mir Ryanair ab oder nach Weeze. © Unbekannt | Airport Weeze / Markus van Offern

Sind die Ryanair-Fluggastzahlen in Weeze schon wieder auf dem Niveau von vor dem Beginn der Corona-Pandemie?

Wir planen in diesem Jahr mit 1,2 Millionen Passagieren. Vor Corona waren es 1,5 Millionen. Damit liegen wir noch etwas unter dem Vor-Krisen-Niveau. Unser erklärtes Ziel ist es aber, in einem ersten Schritt wieder die 1,5 Millionen Passagiere zu erreichen und anschließend die Zahlen weiter auszubauen. Wir planen, weiter am Standort zu wachsen mit neuen Destinationen und eventuell weiteren Investitionen. Das wird uns gelingen, weil wir mit dem Airport eine sehr gute Partnerschaft haben.

Woran machen Sie dies fest?

Für die Auswahl eines Flughafens sind für Ryanair vor allem zwei Dinge entscheidend: Zum einen eine wettbewerbsfähige Kostenstruktur und zum anderen eine effiziente Operation. Weeze ist dafür ein Vorzeigemodell, denn die Abläufe sind genau abgestimmt. Nach der Landung passieren hier schnellstmöglich einige Schritte: Die Passagiere verlassen das Flugzeug, neue steigen ein, die Maschine wird getankt und schon geht es weiter. Weeze ist ein sehr effizienter Airport der kurzen Wege.

Und die Gebühren in Weeze sind niedriger als an anderen Flughäfen?

Auf dem gesamten deutschen Markt konzentrieren wir uns momentan eher auf die Regionalflughäfen, die bei der Kostenstruktur deutlich wettbewerbsfähiger sind als viele größere Flughäfen. Dabei geht es unter anderem um Anreizmodelle, um den Flugverkehr in der Corona-Krise wieder wachsen zu lassen. Diese Modelle gelten übrigens für alle Fluggesellschaften und sind keine Extrawurst für Ryanair.

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Privatleute wie Unternehmen sehen sich aktuell stark steigenden Energiepreisen ausgesetzt. Wird Ryanair deshalb demnächst die Preise für Flugtickets erhöhen?

Nein, unsere Kunden müssen in nächster Zeit nicht mit einem Kerosinzuschlag oder Ähnlichem rechnen, wie es bei anderen Fluggesellschaften bereits der Fall ist. Unser großer Vorteil ist, dass wir vorausschauend agiert und 80 Prozent unseres Treibstoffbedarfs bereits frühzeitig und kostengünstig abgesichert haben. Wir werden unseren Passagieren daher weiterhin die besten Preise bieten, wie wir es schon immer getan haben.

Noch sehr viel langfristiger sind die Auswirkungen der Klimakrise. Sind Billigflieger wie Ryanair angesichts des dramatischen Klimawandels nicht aus der Zeit gefallen?

Ich kann das Argument, dass Billigflüge nicht mit dem Klimaschutz vereinbar sind, nicht nachvollziehen. Ein Billigflug, der Sie direkt von A nach B bringt ist deutlich klimaschonender als eine Umsteigeverbindung. Zudem resultieren 50 Prozent der europäischen CO2-Emissionen aus Langstreckenverbindungen, die wiederum nur sechs Prozent aller Flüge darstellen.

Was tut Ryanair denn dafür, den CO2-Ausstoß zu begrenzen?

Klimaschutz ist auch für uns ein extrem wichtiges Thema, nicht umsonst schreiben wir uns auf die Fahne, die grünste Airline Europas zu sein. Bis 2030 wollen wir unsere schon vergleichsweise niedrigen CO2-Emissionen pro Passagierkilometer, die wir dank einer sehr hohen Auslastung drücken können, noch einmal um weitere zehn Prozent senken. Bis zum Jahr 2050 wollen wir komplett CO2-neutral unterwegs sein. Dazu gehört auch, dass wir bis 2025 völlig plastikfrei an Bord sein möchten und bis 2030 insgesamt 12,5 Prozent an nachhaltigem Flugtreibstoff einsetzen wollen – auch wenn dieses Ziel sehr ambitioniert ist.

Vor allem innerdeutsche Flugverbindungen stehen stark in der Kritik. Von Weeze aus geht es mit Ryanair derzeit ohnehin nur ins Ausland. Bleibt es dabei?

Wir haben keine Pläne, Inlandsflüge aufzunehmen, weil wir den Markt dafür nicht sehen. Für uns gibt es deutlich interessantere Destinationen im Ausland.

>> Der Ryanair-Chef

Andreas Gruber bekleidete in der Vergangenheit verschiedene Führungspositionen bei Air Berlin und wurde Anfang 2018 zum Chef von Laudamotion ernannt.

Nach der Übernahme der österreichischen Airline durch Ryanair im Jahr 2018 blieb Gruber Topmanager von Laudamotion. Zudem ist er Chef bei Ryanair für die Region Deutschland, Österreich und Schweiz.