Kreis Kleve. Das Unternehmen Kuster Energy hat große Ausbaupläne für den Nordkreis Kleve. Investiert wird in Kleve, Emmerich und Kalkar.

Das Unternehmen Kuster Energy möchte in Kleve die erste Wasserstofftankstelle im Nordkreis errichten. Aktuell laufen die Planungen für eine klassische Benzin-Tankstelle inklusive E-Schnellladesäulen (150 KW) an der Flutstraße, die künftig auch um das Element Wasserstoff erweitert werden soll. Geschäftsführer Lars Kuster (24) sagt gegenüber der NRZ, dass er das junge Unternehmen stärker auf Elektromobilität, Wasserstoff und moderne Tankstellenshops ausrichten möchte.

In Emmerich plant Kuster Energy an der Ostermayerstraße einen neuen Tankshop.
In Emmerich plant Kuster Energy an der Ostermayerstraße einen neuen Tankshop. © Unbekannt | Kuster Energy

Tankstellenbetreiber aus der Region

Kuster Energy ist im niederländischen Babberich und in Kleve ansässig und unterhält zahlreiche Tankstellen in der Region. So gibt es den östlichen Landesteilen der Niederlanden 35 Kuster-Tankstellen und ferner vier in Emmerich sowie jeweils eine in Bedburg-Hau, Moers und Voerde. Auch am Niederrhein möchte Kuster weiter expandieren. So wird man im Mai 20 E-Schnellladesäulen mit 150 KW auf dem Parkplatz am Wunderland Kalkar aufbauen.

Volltanken an der Wasserstoff-Zapfsäule – ist auch kein Hexenwerk.
Volltanken an der Wasserstoff-Zapfsäule – ist auch kein Hexenwerk. © Unbekannt | Kuster Energy

In Emmerich soll noch in diesem Jahr der Startschuss für die Modernisierung der Tankstelle an der Ostermayerstraße fallen. Auch hier soll es künftig E-Ladesäulen geben, und vor allem soll der Tankshop verschönert werden. Kuster hat ein neues Konzept (Energy Points) entwickelt, welches bereits in den Niederlanden umgesetzt wird. In Emmerich werde dies der erste Shop dieser Art in Deutschland sein. Kuster erklärt, dass attraktive Shops auch in Zukunft immer wichtiger werden, da die Ladevorgänge für ein Elektroauto tendenziell länger dauern. Man müsse den Autofahrern während der Wartezeit die Gelegenheit geben, schnell ein belegtes Brötchen zu kaufen oder einen Kaffee zu trinken. Auch die Schaffung von mobilen Arbeitsplätzen sieht das Konzept vor. Wer 20 Minuten vollladen müsse, der wolle mitunter die Zeit auch gerne zum Arbeiten nutzen.

Neue Tankstelle ohne Personal

Lesen Sie auch diese Nachrichten aus Kleve und Umland

Kleve: Kleves erstes TöpferstudioKreis Kleve: Diese leckeren Pilze bieten unsere WälderBedburg-Hau: Jetzt gibt es Karten für den Moyländer WeihnachtsmarktKalkar: Das schönste Bauprojekt in KalkarLesen Sie hieralle Artikel aus Kleve und Umland

Aktuell konzentriert sich die Aufmerksamkeit von Lars Kuster auf das neue Projekt in Kleve. In Kürze wird das Gelände am Klever Ring/Ecke Flutstraße vorbereitet. Eine Altimmobilie muss abgerissen werden, damit noch in diesem Jahr die neue Tankstelle, die ohne Personal auskommen soll, errichtet werden kann. „Wir wollen in der Entwicklung immer vorne dabei sein“, sagt Lars Kuster. Daher wolle man in Kleve das neue Konzept ausprobieren. In anderen Ländern sei das Bezahlen per Karte am Automaten schon sehr viel gängiger als in Deutschland.

In Doetinchem-Wijnbergen gibt es bereits eine Wasserstofftankstelle. Kuster Energy möchte dieses Konzept gerne auch in Kleve umsetzen.
In Doetinchem-Wijnbergen gibt es bereits eine Wasserstofftankstelle. Kuster Energy möchte dieses Konzept gerne auch in Kleve umsetzen. © Unbekannt | Kuster Energy

Der junge Unternehmer wünscht sich, dass das Wasserstoffkonzept auch in Kleve umgesetzt werden kann. Denn die Voraussetzungen seien sehr günstig. Der Energieträger Wasserstoff werde in Deutschland stark subventioniert. Allerdings benötigt Kuster auch Abnehmer für seine Tankstelle. Daher ist er in konkreten Verhandlungen mit der Stadt Kleve und den Stadtwerken. So könnten die Umweltbetriebe oder die Stadtwerke Wasserstoff-Fahrzeuge anschaffen, um für einen Grundumsatz zu sorgen. Auch die Niag könnte später ein möglicher Partner sein. Kuster erklärt, dass man mindestens zehn Fahrzeuge benötige, damit sich so eine Tankstelle auch lohne.

Zehn Fahrzeuge werden benötigt

Er rechnet mit 100.000 Kilogramm Wasserstoff als Grundumsatz im Jahr. In Arnheim und Doetinchem betreibe man bereits Wasserstofftankstellen und habe gute Erfahrungen damit gemacht. In den Niederlanden kostet ein Kilo Wasserstoff 15 bis 20 Euro. Mit einem Kilogramm könne man 100 Kilometer weit fahren. In Deutschland koste der Wasserstoff dank der Subventionen neun bis zehn Euro je Kilo. „Das ist interessant für Kleve“, sagt Kuster. Leider habe die Niag bislang noch kein Interesse signalisiert, die Busflotte auch auf Wasserstoff umzustellen. Die Niag setzt auf Elektromobilität.

Für Lars Kuster ist der Einsatz von Wasserstoff in Lkw und Bussen nur noch eine Frage der Zeit. „Ich glaube, dass Wasserstoff eine gute Zukunft hat. Wir müssen allerdings noch einige Schritte gehen“, sagt er. Gemeinsam mit dem Unternehmen Wystrach aus Weeze wolle man individuelle Belieferungen ermöglichen. Wystrach liefert die Druckbehälter, Kuster den Wasserstoff. Damit könne man auch Tanks bei Unternehmen aufbauen.

>> Das ist Kuster Energy

Kuster Energy ist ein klassisches grenzüberschreitendes Unternehmen. Der niederländische Hauptsitz liegt in Babberich, in Deutschland ist man seit 2015 aktiv. Kuster hat das Klever Unternehmen Ebben Mineralöle gekauft und nutzt die Kreisstadt als Trittstein für den Ausbau am Niederrhein. Zum Unternehmen gehören nicht nur der Betrieb der Tankstellen, sondern auch Heizöllieferungen, Baustellenbelieferungen oder die Belieferung von Lohnunternehmern mit Diesel.

Die turbulenten Ausschläge an den Rohstoffmärkten sieht Kuster entspannt. Da sein Unternehmen an beiden Seiten der Grenze aktiv ist, könne man immer von regionalen Marktunterschieden profitieren. So ist zurzeit der Diesel in den Niederlanden mit zehn bis 13 Cent deutlich günstiger als in Deutschland. Gerade bei gewerblichen Kunden merke man, dass diese nun verstärkt über die Grenze fahren: „Wenn man einen Lkw mit 500 Litern zu befüllen hat, merkt man die Preisunterschiede schon“, sagt Kuster.

Der Unterschied bei den Benzinpreisen sei noch nicht so gravierend, dass sich die Fahrt über die Grenze lohnt. Hier geht Kuster davon aus, dass der Tanktourismus eher noch mit einem Einkauf im Supermarkt kombiniert wird. „Ich hoffe natürlich auf einen Ansturm auf unsere Tankstelle“, sagt der 24-Jährige lachend.