Kreis Kleve / Goch / Uedem. Angebot des Kreises Kleve für Sonderimpfung von Saisonkräften nehmen nur wenige an. Manche sind schon immunisiert. Ukrainische Helfer fehlen.

Die Erntesaison beginnt. Der Spargel macht den Anfang, später im Jahr werden Erdbeeren oder Äpfel folgen. Wie in jedem Jahr so auch dieses Mal buchen die Landwirte im Kreis Kleve dafür Erntehelferinnen und -helfer, die meist aus Rumänien, Polen oder auch der Ukraine stammen. Weil viele von ihnen nicht oder nur unvollständig gegen das Coronavirus geimpft sind, bietet der Kreis Kleve ihnen Sonderimpftermine an.

Auch wenn das Angebot besonders niedrigschwellig ist, ist die Nachfrage bislang gering. „Insgesamt nahmen nur wenige Erntehelfer das Angebot an“, teilt Kreissprecher Benedikt Giesbers auf Anfrage der NRZ mit. So nutzten die beiden bisherigen Impfangebote des Kreises in Goch und Straelen jeweils 26 Personen. „Dies ist auch darauf zurück zu führen, dass in allen 16 Kommunen des Kreises Kleve bereits seit mehreren Monaten niedrigschwellige Impfangebote stattgefunden haben, die auch regelmäßig von Erntehelfern aufgesucht wurden“, so Giesbers.

Mobile Impfangebote seien bereits seit Sommer 2021 beworben worden, etwa durch Bereitstellung diverser Aufklärungsmaterialien in verschiedenen Sprachen über die Ordnungsämter an landwirtschaftliche Betriebe, die Erntehelfer beschäftigen.

Die meisten #Helfer kommen aus Polen, den zweitgrößten Anteil stellen Rumänen

„Die meisten der Impflinge waren im Besitz der polnischen Staatsangehörigkeit. Den zweitgrößten Anteil bildeten Erntehelfer aus Rumänien“, erklärt der Kreissprecher. Teilweise hätten auch Personen mit einem festen Wohnsitz in Deutschland die Impfangebote genutzt.

„Ich werde das Angebot für meine Leute wohl nicht in Anspruch nehmen“, sagt Marco Ketelaars, Betriebsleiter des gleichnamigen Spargelhofs in Goch-Hülm. Er beschäftigt überwiegend rumänische Arbeitskräfte und deren Impfbereitschaft sei nicht besonders hoch, hat er festgestellt. „Für mich kommt das Angebot des Kreises zu spät“, glaubt er angesichts der aktuellen Lockerungen.

„Die Leute sind sehr skeptisch und fühlen sich jetzt nicht mehr zur Impfung verpflichtet.“

Manche gehen dann lieber nach Dänemark oder in die Niederlande

Ohnehin sei es schwierig, sie dazu zu motivieren. Sie wichen dann lieber in andere Länder aus, sagt Ketelaars. „Ich bekomme dann Absagen, und die Erntehelfer gehen lieber nach Dänemark oder in die Niederlande.“

Anders sei dies bei den saisonalen Kräften aus Polen oder der Ukraine, „sie sind meist schon geimpft“. Angefordert habe er auch ukrainische Studierende, erzählt er noch. „Die jungen Leute werden wegen des Krieges jetzt natürlich nicht kommen.“

Auf seinem Spargelhof beginnt die Saison seit dem Wochenende. Die ersten Erntehelfer seien auch schon angekommen. Richtig gestartet werde dann ab Anfang April.

„Wir befürworten das Angebot des Kreises und empfehlen es unseren Saisonkräften auch,“ erklärt Peter Hesseling, Betriebsleiter des Bauernmarktes Lindchen in Uedem-Keppeln.

Betriebe am Niederrhein sind froh um jede helfende Hand

Er würde sich wünschen, dass alle geimpft seien, stelle es aber jedem Mitarbeiter frei. Hesseling erinnert an die Impfbusse, die im vergangenen Jahr unterwegs gewesen seien. „Damals hat sich ein Teil der polnischen Erntehelfer impfen lassen.“

Grundsätzlich sei man in der Landwirtschaft gerade froh um jede Hand, die man bekomme. „Gerade die Menschen, die aus Rumänien zu uns kommen, haben wegen des Krieges ganz in ihrer Nähe wahrscheinlich andere Probleme“ sieht Hesseling. Man wartet in Keppeln jetzt erst mal ab, wie viele Saisonkräfte in diesem Jahr überhaupt an den Niederrhein kommen. Auch in seinem Betrieb geht die Saison erst noch richtig los, wenn zuerst Spargel gestochen und später dann zum Beispiel Erdbeeren gepflückt werden. Bei den Sonderimpfungen durch den Kreis wurde der Impfstoff des Herstellers Biontech am häufigsten nachgefragt, erklärt Kreissprecher Giesbers. „Weitere Personen wurden mit Moderna geimpft.

Der Protein-Impfstoff des Herstellers Novavax wurde von keinem Erntehelfer nachgefragt.“

In vielen Fällen verfügten die Personen bislang über eine einmalige Impfung mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson. Giesbers: „Diese Personen nutzen das Impfangebot, um mit einer zweiten Dosis die Grundimmunisierung zu vervollständigen.“ Zum Hintergrund: Während in Deutschland eine einmalige Impfung mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson nicht mehr für eine Grundimmunisierung ausreiche, sei diese in Ländern wie etwa Polen bereits nach einmaliger Impfung weiterhin gegeben. „Einzelne Personen haben an diesen beiden Tagen ihre Erstimpfung oder die erste Auffrischungsimpfung erhalten“, teilt Giesbers mit.

Zwei Impftermine speziell für Erntehelfer

Aktuell gibt es für Erntehelfer zwei weitere Termine am 4. April in Goch und am 7. April in Straelen, jeweils von 14 bis 20 Uhr. Bei Bedarf könnten weitere im laufenden Ernte-Jahr angeboten werden, so meldet die Kreisverwaltung.

Die regelmäßigen Impfangebote in allen 16 Kommunen des Kreises werden ebenfalls zunächst weitergeführt. Einen Termin muss man dafür nicht vereinbaren. Angeboten werden die mRNA-Impfstoffe von Biontech und Moderna sowie der Proteinimpfstoff Novavax.

Informationen zur Impfung werden in mehreren Sprachen bereitgehalten. In Zusammenarbeit mit den Kommunen werden größere landwirtschaftliche Betriebe im Vorfeld über die Impftermine informiert.

Die Aktion im Kreis Kleve geht auf eine Anfrage der CDU-Fraktion im Kreistag zurück.