Kleve/Emmerich. Christiane Klunder berät Frauen nach einer Chemotherapie zur richtigen Perücke. „Für mich ist das einfach eine Herzensangelegenheit“, sagt sie.
Nach der Diagnose Krebs bricht für die Betroffenen die Welt zusammen. Nichts ist mehr so, wie es war, und vieles ändert sich zusätzlich durch den Kampf gegen die Krankheit. Ein schlimmer Aspekt ist für viele Erkrankte der Verlust ihrer Haare infolge der Chemotherapie.
Den Krebs kann sie zwar nicht heilen, Christiane Klunder kann aber dazu beitragen, dass Patienten sich wohler und weniger krank fühlen. Die 47-jährige Friseurmeisterin ist Fachkraft für Zweithaar und onkologische Kosmetikerin. Sie kümmert sich in enger Abstimmung und persönlichen Gesprächen mit ihren Kundinnen und Kunden darum, dass sie eine passende Lösung, sprich eine Perücke, finden, die zu ihnen passt und die ihnen gefällt.
Medizinische und kosmetische Fortbildungen
Den Anfang nahm dieses Angebot in ihrem „Vision Hairstudio“ in Kleve vor gut fünf Jahren. Damals begleitete sie eine erkrankte Freundin bei ihrer Suche nach einer Perücke. „Mir fehlte dort die so wichtige gute Atmosphäre für eine solche Entscheidung“, berichtet sie. Das müsse auch anders gehen, entschied sie. Sie machte sich schlau und bildete sich fort. Christiane Klunder besuchte zunächst eine Schule für Zweithaar in Wernesgrün. „Ich wollte aber auch mehr über die Krankheit Krebs wissen.“ Medizin habe sie schon früh interessiert, verrät die gebürtige Polin. In Trier nahm sie an einer speziellen Schulung teil und lernte Neues unter anderem zu Schminktechniken zum Beispiel nach Chemotherapie oder Hygiene in der kosmetischen Onkologie.
„Ich weiß, was es heißt an Krebs zu sterben“, sagt die in Emmerich lebende Friseurin, die leidvolle Erfahrungen in ihrer eigenen Familie gemacht hat. „Die Psyche“, sagt sie, „spielt bei den Erkrankten eine wichtige Rolle. Wenn eine Frau in den Spiegel guckt und sich dabei wohlfühlt, kann das bei der Heilung helfen und den Prozess beschleunigen“, ist sie überzeugt. Mit ihrer Arbeit wolle sie dazu beitragen.
Zuzahlungen ab 100 Euro
Ihr Angebot umfasst nicht nur die Beratung für die richtige Perücke, auf Wunsch kümmert sich Christiane Klunder auch um den Papierkram und reicht die von Ärzten ausgestellten Rezepte für Perücken bei den Krankenkassen ein. Es gebe Perücken, bei denen die Kunden zuzahlen müssten, so Klunder. „Da sind Zuzahlungen ab 100 Euro üblich“, weiß die Friseurmeisterin.
Lesen Sie auch diese Nachrichten aus Kleve und Umland
Kleve: Kleves erstes TöpferstudioKreis Kleve: Diese leckeren Pilze bieten unsere WälderBedburg-Hau: Jetzt gibt es Karten für den Moyländer WeihnachtsmarktKalkar: Das schönste Bauprojekt in KalkarLesen Sie hieralle Artikel aus Kleve und Umland
Die Preisgrenzen nach oben sind offen, ganz besonders, wenn Perücken aus Echthaar gewünscht werden. Und die, sagt sie, empfehle sie ohnehin nur, wenn die Perücke dauerhaft getragen werde. „Das wäre sonst viel zu teuer für die meist nur kurze Periode nach der Chemo.“
Empfohlen von Fachärzten
Sie hat in den vergangenen Jahren Kontakte zu Krankenhäusern in der Region aufgenommen. „Wir haben Vertrauen aufgebaut und werden inzwischen von den Fachärzten empfohlen“, so die engagierte Friseurin. Diese Unterstützung sei wichtig, findet sie. Besonders aber freut sie die Mundpropaganda. „Für mich ist das einfach eine Herzensangelegenheit“, erklärt Klunder. Für so manche ihrer Kundinnen war sie dafür sogar schon mal am Wochenende erreichbar.
Auf Wunsch besucht und berät Klunder die Erkrankten zu Hause oder im Krankenhaus. „Ich sehe mir die ursprüngliche Frisur an, messe den Kopf aus, suche Farben aus“, beschreibt sie. Ihre Kundinnen könnten dann aus drei verschiedenen Perücken auswählen. Dafür arbeitet Christiane Klunder mit verschiedenen Herstellern zusammen. Kleinere Korrekturen nimmt sie vor Ort dann selbst vor. „Meine Kolleginnen und ich versuchen möglichst, die Person durch eine Perücke nicht zu verändern.“ Und wenn die Krankheit überwunden ist und die Haare wieder wachsen, gibt’s bei „Vision Hairstudio“ den ersten Konturschnitt gratis.
Betreuung auch für männliche Krebspatienten
Christiane Klunder betreut im Übrigen auch männliche Krebspatienten, die ein Toupet oder eine Perücke wünschen. „Leider wird das bei ihnen von den Krankenkassen seit einigen Jahren nicht mehr übernommen“, ärgert sie sich. Schließlich fühlten auch viele Männer sich mit einem Ersatz für die ausgefallenen Haare deutlich besser, ist sie sicher.