Kreis Kleve. Jugendhilfeausschuss votierte einstimmig für den neuen Kita-Bedarfsplan, der für das kommende Kindergartenjahr 118 zusätzliche Plätze vorsieht.

Der 58-seitige „Bedarfsplan vorschulische Betreuung und Bildung 2022-2027“ trägt bereits in seinem etwas sperrigen Namen, dass er in die Zukunft blickt. Der Bericht zeigt im Detail auf, wie sich das Betreuungsangebot in Kitas und Tagespflegeeinrichtungen in den elf kleineren Kommunen entwickelt, für die das Jugendamt des Kreises Kleve zuständig ist. Die gute Nachricht für das Betreuungsjahr 2022/2023 vorweg: Der Kreis als Jugendhilfeträger könne wie in den Vorjahren „für alle Kinder unter und über drei Jahren ein bedarfsgerechtes Betreuungsangebot zur Verfügung“ stellen, so die Verwaltung. Der Ausschuss beschloss den Plan einstimmig.

Abschied nach 18 Jahren im Amt

Frank Unruhs Nachfolger

André Amourette übernimmt zum 1. April die Leitung der Abteilung Jugend und Familie im Fachbereich Jugend, Soziales und Jobcenter. Der 33-Jährige arbeitet seit seiner Ausbildung beim Kreis, hat berufsbegleitend seinen Master-Studienabschluss abgelegt und war zuletzt Leiter des Jobcenters.

„André Amourette übernimmt wichtige Aufgaben. Er kennt die Kreisverwaltung bestens, weiß Projekte zielgerichtet umzusetzen und verfügt bereits über Führungserfahrung“, sagt Landrätin Silke Gorißen.

Frank Unruh nutzte die Vorstellung des Plans im Jugendhilfeausschuss jedoch nicht nur für einen Blick voraus, sondern schaute auch zurück. Denn für den Jugendamtsleiter des Kreises Kleve war die Sitzung eine besondere: Es war seine letzte nach 18 Jahren in diesem Amt. Unruh tritt, wie berichtet, zum 1. April die neu geschaffene Stelle „Schutz von Kindern und Jugendlichen im Kreis Kleve – Prävention, Aufklärung, Unterstützung und Vernetzung“ an, mit der Kreisverwaltung und Kreispolizei ihren gemeinsamen Kampf gegen sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen verstärken möchten.

Der Sozialarbeiter erinnerte an das erste Jahrzehnt seiner Arbeit in der Abteilung Jugend und Familie im Fachbereich Jugend, Soziales und Jobcenter, als „wir bis 2015/2016 ganz drastisch an Kindern verloren haben“. Gruppenschließungen waren die Folge, doch keine der damals 67 Einrichtungen musste dicht gemacht werden. In den vergangenen sieben Jahren drehte sich der Trend: Der Kreis Kleve erlebte einen deutlichen Anstieg der Kinderzahlen (plus 32 Prozent bei den Ein- bis Zweijährigen und plus 29 Prozent bei den Drei- bis Sechsjährigen). Daraus ergab sich eine ganz andere Herausforderung. Nämlich gemeinsam mit den Trägern der Kitas der fortwährenden Bautätigkeit in den Städten und Gemeinden und dem damit verbundenen Zuzug vieler Familien – etwa in die Neubaugebiete Ziegelhütte I und II in Bedburg-Hau – gerecht zu werden. Ganz neue Kitas mussten her, andere Einrichtungen wurden ausgebaut und Überbelegungen organisiert.

Landrätin Silke Gorißen (links) und Fachbereichsleiterin Andrea Schwan mit André Amourette, dem neuen Leiter der Abteilung Jugend und Familie.
Landrätin Silke Gorißen (links) und Fachbereichsleiterin Andrea Schwan mit André Amourette, dem neuen Leiter der Abteilung Jugend und Familie. © kreis Kleve

„Das hat gut geklappt, weil wir zusammengehalten haben“, sagte Frank Unruh und bedankte sich beim Jugendhilfeausschuss für eine „Kultur des Miteinanders“. Zum Kindergartenjahr 2022/2023 stehen in 82 Einrichtungen insgesamt 5050 Plätze (Ü3: 4021 und U3: 1029) und damit 118 mehr als im Vorjahr zur Verfügung. Hinzu kommen 788 genehmigte Plätze in der Kindertagespflege.

Ausbau des Betreuungsangebotes

Doch das Betreuungsangebot im Jugendamtsbezirk des Kreises Kleve muss auch zukünftig erweitert werden, denn der Kita-Bedarfsplan prognostiziert eine weiter steigende Nachfrage. 2027/2028 rechnet die Kreisverwaltung mit 3283 Kindern im Alter zwischen einem und zwei Jahren (plus 20 Prozent) und 4457 Drei- bis Sechsjährigen (plus zwölf Prozent).

Diese Maßnahmen zur Verbesserung der Bedarfssituation sind in den einzelnen Kommunen in nächster Zeit geplant:

Bedburg-Hau: Noch im aktuellen Kindergartenjahr soll der Anbau der vierten Gruppe im St.-Stephanus-Kindergarten abgeschlossen werden. Auch eine Erweiterung der Kita St. Markus ist geplant. Seit dem 1. August 2021 ist die Kita Glücksklee als Übergangslösung in der alten Hauptschule in Betrieb. Die Martin-Franz-Stiftung als Träger beabsichtigt jedoch den Bau eines vollständig neuen Kindergartens in Hau. Die Gemeinde Bedburg-Hau möchte zudem den Johannes-Kindergarten in ihrer Trägerschaft im Investorenmodell neu bauen und erweitern.

Kalkar: Die Fertigstellung des Neubaus der Kita Sprösslinge zum Kindergartenjahr 2022/2023 soll die aktuelle Situation mit Übergangslösungen und Überbelegungen entspannen. Die katholische Kirchengemeinde St. Clemens plant, die Kita Dünennest in Wissel im Investorenmodell bis August 2024 neuzubauen.

Kranenburg: Der Neubau der Übergangslösung „Die Waldfrösche“ wird noch im Kindergartenjahr 2021/2022 mit drei Gruppen in Betrieb gehen. Die katholische Kirchengemeinde St. Antonius Abbas beabsichtigt, im Kindergartenjahr 2022/2023 einen im Investorenmodell zu errichtenden Neubau zu beziehen. Die Elterninitiative Villa Kunterbunt hat eine Absichtserklärung abgegeben, mit Investoren neuzubauen.

Uedem: Die katholische Kirchengemeinde St. Franziskus wird im Kindergartenjahr 2022/2023 das ehemalige Pfarrhaus in Keppeln sanieren und mit der Kita St. Jodokus einziehen. Bereits zum 1. August 2022 stellt die Lebenshilfe Kleve eine Gruppe als Übergang bereit und plant 2023/2024 die Eröffnung einer komplett neuen Einrichtung.

Weeze: Die Lebenshilfe Gelderland rechnet zum 1. August 2023 mit der Fertigstellung ihrer neuen Einrichtung und wird bis dahin die bestehende Übergangslösung erweitern.

Rees: Für den von der Heimaufsicht des LVR geforderten Anbau der vierten Gruppe an der katholischen Kindertageseinrichtung St. Quirinus in Millingen wurde mittlerweile eine Baugenehmigung erteilt. Mit einer Fertigstellung ist laut Kreis Kleve nicht vor dem 1. August 2023 zu rechnen. Zu Beginn des Kindergartenjahres 2021/2022 konnten jedoch alle Rechtsanspruchskinder durch die Belegung von Überhangplätzen und die Weiterführung der Kindertageseinrichtung der katholischen Waisenhaus Stiftung auf der Sahlerstraße als Übergangslösung versorgt werden. Der Neubau der Kita Wiesenhüpfer auf dem Grüttweg soll zum 1. August 2022 in Betrieb gehen. Die katholische Kirchengemeinde St. Irmgardis beabsichtigt zudem weiterhin einen Ersatzbau für die gleichnamige Kindertageseinrichtung im Reeser Stadtgebiet.