Kleve. Die Sportvereine sehen viele Vorteile in den Plänen für die Sportzentren. Der Idee eines Bürgersportparks am Bresserberg trauern sie aber nach.
Was gab es in den vergangenen 20 Jahren nicht alles für Pläne für den VfL Merkur Kleve. Eine neue Heimat am Bresserberg sollte der Sportverein bekommen, eine eigene Turnhalle, einen Standort mit Tartanbahn. Doch in die Vergangenheit möchte Helmut Tripp gar nicht mehr so genau gucken. „Das hat nicht geklappt. Jetzt ist nicht mehr die Zeit dafür“, sagt der Merkur-Vorsitzende knapp und schaut lieber in die Zukunft. Für die gibt es wieder neue Pläne, doch diesmal spricht so einiges dafür, dass aus Ideen Realität wird.
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Die Vorschläge des Fachbüros „Geo3“ aus Bedburg-Hau haben das Zeug, den gordischen Knoten in der Klever Sportinfrastrukturplanung durchzuschlagen. Die Vereine mit ihren unterschiedlichen Wünschen brachten die ausgewiesenen Experten in der Entwicklung von Sport- und Freizeitanlagen in Workshops nicht nur an einen Tisch, sondern überzeugten sie mit ihrem Konzept bereits. Und auch die ersten Reaktionen aus der Politik waren überwiegend positiv, nachdem „Geo3“-Geschäftsführer Tobias Knoll Mitte Januar im Sportausschuss einen „Zwischenstand“ der Planungen präsentierte (die NRZ berichtete).
Im Kern sehen diese vor, den Bresserberg zum Leistungszentrum für den Vereinsfußball weiterzuentwickeln. Der 1. FC Kleve, dessen Männermannschaft in der Oberliga Nordrhein spielt, und der VfR Warbeyen mit seinem Frauenteam in der Regionalliga West sollen gemeinsam von vielen bestehenden Strukturen profitieren. Vier Sportplätze – darunter das modernisierte Gustav-Hoffmann-Stadion – und Umkleiden stünden den beiden Vereinen zur Verfügung. „Dies wäre die Bestätigung der über 40-jährigen Bemühungen für den Frauen- und Mädchensport. Er wäre dann mit dem Herrensport auf Augenhöhe angelangt, was die Leistungsorientiertheit betrifft“, sagt Christian Nitsch als 1. Vorsitzender des VfR Warbeyen. Und auch Christoph Thyssen, sein Amtskollege beim 1. FC Kleve, nennt das angedachte Sportleistungszentrum „die bessere Variante aus Sicht der Fußballabteilung des 1. FC Kleve“.
Finnenbahn ist weiter vorgesehen
Doch Thyssen sagt auch, dass in seiner Brust zwei Herzen schlagen. „Als Klever Bürger finde ich es schade, dass das Projekt eines Bürgersportparks am Bresserberg mit den neuen Plänen gescheitert ist. Denn dies wäre für die Entwicklung der ganzen Stadt ein Pluspunkt.“ Es war Spätsommer 2020, kurz vor der Kommunalwahl, als der 1. FC Kleve, der VfL Merkur Kleve und die Klever Tennisvereinigung Rot-Weiss gemeinsam mit dem Architekturbüro Ruhnau einen recht visionären Vorschlag zur Umgestaltung des Sportzentrums Bresserberg machten, das sich auch für den vereinsungebundenen Sport öffnen sollte.
Multifunktionsfläche
Das Fachbüro „Geo3“ schlägt auch vor, eine Multifunktionsfläche, beispielsweise für Skaten, Gymnastik, Basketball und einen Spielplatz, nahe des Neubaus des Konrad-Adenauer-Gymnasiums am Bahnhof anzulegen. Vorbild könnte die sehr beliebte Anlage am Berufskolleg sein, wo laut Tobias Knoll täglich bis zu 70 Menschen außerhalb der Schulzeiten Sport treiben.Ein Element des Konzepts ist darüber hinaus, die bestehende Tennisanlage an der Königsallee zu sanieren. Diese sollen die Klever Tennisvereinigung Rot-Weiss gemeinsam mit den kleineren Tennisabteilungen des 1. FC Kleve und des VfL Merkur nutzen.
„Geo3“-Experte Tobias Knoll verweist darauf, dass von dieser Idee durchaus etwas übrig geblieben sei. Das Gelände soll zumindest teilweise geöffnet werden, rund um das Gustav-Hoffmann-Stadion ist in den Plänen beispielsweise die gewünschte Finnenbahn für Jogger vorgesehen. „Aber von der Idee eines Bürgersportparks sind wir weit weg“, stellt auch der Merkur-Vereinschef Helmut Tripp fest. Er sagt dies ohne Enttäuschung. „Das Konzept, das wir mit Ruhnau vorgestellt haben, sollte ein Denkanstoß sein, um zu diskutieren. Das wurde immer ein wenig falsch verstanden“, meint Tripp und lobt ausdrücklich die „gute Arbeit“ der Architekten aus Issum: „Sie haben ein fettes Lob verdient.“
Lärmschutz ist der Knackpunkt
Er sei jetzt aber auch sehr zufrieden, dass „Geo3“ seine Expertise einbringt. „Hut ab, welche Gedanken das Team sich macht. Und alle Beteiligten wurden mitgenommen, das ist in der Vergangenheit nicht oft passiert“, sagt Tripp. Dieser Prozess hat ein zweites zentrales Ergebnis hervorgebracht: Der VfL Merkur soll, anders als lange geplant, nicht zum Bresserberg, sondern ins Sportzentrum Unterstadt nach Kellen umziehen. Wie berichtet, ist vor allem der Lärmschutz der Knackpunkt. Insbesondere das Training und die Spiele der American Footballer des VfL Merkur sind mit den Immissionsschutzbestimmungen am Bresserberg kaum vereinbar, da die möglichen Ausnahmen an 18 Tagen bereits durch Fußballspiele in der Eroglu-Arena ausgeschöpft werden.
Deswegen brachte „Geo3“ die bemerkenswerte Idee ins Spiel, die bereits im Bau befindliche Anlage an der Van-den-Bergh-Straße kurzfristig zu erweitern. Ein Spielfeld würde für die Footballer verlängert werden, Merkur würde ein Multifunktionsgebäude mit Gymnastikräumen erhalten, und ein weiterer Fußballplatz könnte entstehen. Auch für eine Erweiterung der Bouleanlage wäre Platz.
Bauarbeiten könnten 2023 starten
„Das würde den Verein ein Stück zusammenführen. Wir sind ja in der Stadt verteilt ohne Ende“, sagt Helmut Tripp. Die Basketballer und Volleyballer verblieben zwar in der Halle des Freiherr-vom-Stein-Gymnasium, doch dies sei akzeptabel. Die weiterhin bestehende Nähe zur Hochschule Rhein-Waal sieht der Vorsitzende von derzeit noch rund 870 Mitgliedern als weiteren Pluspunkt bei einem Umzug von der Flutstraße nach Kellen.
So könnte die infrastrukturelle Zukunft im Klever Sport aussehen. Die nahe Zukunft wohlgemerkt. Denn laut „Geo3“-Geschäftsführer Tobias Knoll könnten, wenn es keine Verzögerung gibt, bereits im kommenden Jahr die Bauarbeiten beginnen.
Sorgen um die Leichtathletik-Entwicklung
Christian Nitsch ist nicht nur 1. Vorsitzender des VfR Warbeyen, sondern auch Fraktionsvorsitzender der SPD im Klever Stadtrat. Und in dieser Funktion beleuchtet er die Kehrseite der Medaille im „Geo3“-Konzept: „Wir laufen Gefahr, strukturelle Rahmenbedingungen zu schaffen, die eine Leichtathletik-Entwicklung in Kleve nicht möglich machen.“ Sein leichtathletikaffiner Fraktionskollege Peter Brückner bemängelte bereits, dass ein derzeit präferierter Kunstrasen im Gustav-Hoffmann-Stadion Wettkämpfe im Diskus-, Speer- und Hammerwerfen ausschließen würde.
Christoph Thyssen teilt die Sorge der Leichtathleten. „Das vorliegende Konzept ist auf den Erhalt des Status quo ausgerichtet. Wir werden es damit aber nicht schaffen, eine Entwicklung in Gang zu setzen“, meint der 1. Vorsitzende des 1. FC Kleve.