Goch. Für den Gocher Haushalt 2022 beantragen die Grünen acht konkrete Klimaschutz-Maßnahmen und möchten eine halbe Million Euro bereitstellen.

Zum Jahresbeginn hat die Stadt Goch mit Marco Stabe nach längerer Suche einen Klimaschutzmanager eingestellt. In dieser Rolle war der 37-Jährige zuletzt in Alsdorf in der Städteregion Aachen tätig. Zu seinen Aufgaben gehört es, in den nächsten zwei Jahren ein Klimaschutzkonzept zu erstellen.

„Wir lassen ihn gerne arbeiten“, sagt Kathrin Krystof, Fraktionsvorsitzende der Grünen in Goch, die sich über den neuen Experten in der Verwaltung freuen. Doch die Hände in den Schoß legen und auf Stabes Ergebnisse warten, das möchten die Grünen nicht. „Wir müssen jetzt handeln, denn der Klimawandel schreitet in dramatischem Tempo voran und die praktischen Auswirkungen werden immer spürbarer“, sagt Krystof. Diese Handschrift der Ungeduld tragen die Anträge zum Haushalt 2022, mit denen die Grünen Druck für mehr Klimaschutz machen wollen.

Paddeln auf der Niers

Die Sanierung der Niers-Anlegestelle für Paddelboote im Stadtpark wollen sich die Grünen 8000 Euro kosten lassen. Der derzeitige Zustand sei desolat.

„Wir können mit einer Verbesserung nicht bis zur möglichen Landesgartenschau warten. Es muss jetzt etwas geschehen“, fordert Kathrin Krystof.

Gocher Bahnhof als Mobilitätsstation

Kernstück ist das eine halbe Million Euro schwere „Sofortprogramm Klimaschutz“, das kurzfristige Maßnahmen zur Reduzierung des Ausstoßes von Treibhausgasen und zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels und Abmilderung von Schäden vorsieht. Insgesamt 150.000 Euro sollen nach Wunsch der Bündnisgrünen direkt in acht verschiedene Projekte fließen. Die Verwendung der übrigen 350.000 Euro soll im Mai im Ausschuss für Umwelt und Verkehr mit der Verwaltung und dem neuen Klimaschutzmanager beraten werden. „Die Begrenzung und Bekämpfung des menschengemachten Klimawandels ist die Aufgabe unserer Zeit“, sagt Kathrin Krystof.

Konkret möchten die Grünen den Gocher Bahnhof umbauen zu einer Mobilitätsstation mit qualitativ hochwertigen Fahrradboxen inklusive E-Bike-Auflademöglichkeit, wie sie beispielsweise am Klever Bahnhof stehen. Auch mehr und bessere freie Abstellanlagen sollen kommen. Für die ersten Planungen sind 50.000 Euro vorgesehen.

Nachhaltigkeitspreis für bürgerliches Engagement

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Analog zum seit 2019 bestehende Bürgerförderprojekt „Miteinander besser leben“ möchten die Grünen einen Nachhaltigkeitspreis für bürgerliches Engagement ausloben. Jährlich sollen dafür insgesamt 30.000 Euro zur Verfügung stehen. Auf der grünen Liste stehen darüber hinaus Wasserspender für die städtischen Schulen und das Rathaus (20.000 Euro) sowie der Wunsch, Schulhöfe zu entsiegeln und zu begrünen. Für eine Überprüfung der Gocher Schulhöfe sollen 15.000 Euro bereitgestellt werden.

In die vom Kreis Kleve ausgerufene ÖPNV-Offensive soll sich Goch mit drei konkreten Zielen einbringen: regelmäßige Busverbindungen zwischen Stadtzentrum und Ortsteilen, Verknüpfung mit dem niederländischen ÖPNV-Netz über Siebengewald oder Gennep und ein flexibles On-Demand-Angebot. 12.000 Euro möchten die Grünen in die Unterhaltung der Bushaltestellen und eine Werbekampagne für das Anruf-Sammel-Taxi und das Taxibus-System stecken.

Die Verwaltung wird aufgefordert, für Dienstfahrten auf E-Bike und Lastenräder umzusteigen (10.000 Euro für die Anschaffung) und mit den Schaustellern der Kirmes eine „umweltfreundliche und innovative Alternative“ für das Abschluss-Feuerwerk zu finden. Die Grünen schlagen eine Lasershow vor (8000 Euro). Kritik üben sie an der Umsetzung der bereits 2021 erfolgreich beantragten Förderung von insektenfreundlichen und naturnahen Gärten. Das Projekt soll nun unter anderem mit einem Video prominenter beworben werden (5000 Euro).

Warten auf das Radverkehrskonzept

Unter dem Titel „Radverkehrskonzept jetzt!“ fordert die grüne Fraktion eine schnellstmögliche Umsetzung des lang erwarteten Gesamtplans, der laut Stadtbaurat Dominik Bulinski im zweiten Quartal präsentiert werden soll. „Wir sind ein bisschen ungehalten, dass das Konzept bis jetzt nicht vorliegt“, meint Kathrin Krystof. Um nun Tempo zu machen sollen Sondersitzungen des Umwelt- und Verkehrsausschusses und Rates anberaumt werden. Statt nur 110.000 Euro möchten die Grünen 500.000 Euro für die Umsetzung in den Haushalt 2022 einstellen und planen für die Folgejahre jeweils mit mindestens einer Million Euro. „Wir haben Nachholbedarf, weil jahrelang nichts geschehen ist“, sagt Krystof.

Die gesammelten Forderungen wollen die Grünen über die sprudelnden Gewerbesteuereinnahmen finanzieren. „Die Punkte sind unausweichlich und werden nicht billiger“, argumentiert die Fraktionsvorsitzende.