Kleve. Bresserberg soll für den Leistungssport umgebaut und teils für die Öffentlichkeit geöffnet werden. VfL Merkur könnte in der Unterstadt bleiben.

Es war nichts Geringeres als eine komplette Neuplanung des Sportzentrums Stadtmitte/Bresserberg, die den Klever Stadtverordneten und der Öffentlichkeit am Donnerstagabend im Sportausschuss vorgestellt wurde. Die Ideen, die Tobias Knoll als Geschäftsführer des Planungsbüros „Geo3“ nach intensiven Gesprächen mit Vereinen, Verwaltung und Schulen präsentierte, gingen zudem weit über die Anlage am Bresserberg hinaus. Und sie stellten einiges in Frage, das bislang wie in Stein gemeißelt schien: Der über zwei Jahrzehnte geplante Umzug des VfL Merkur Kleve an den Bresserberg – ersetzt durch eine neue, in der Unterstadt gefundene Heimat. Die vom Rat schon beschlossene Turnhalle auf dem Gelände – nicht mehr notwendig. Das bereits im Bau befindliche Sportzentrum Unterstadt – könnte kurzfristig erweitert werden.

Positive Rückmeldungen der Politik

Der SPD-Fraktionsfraktionsvorsitzende Christian Nitsch ordnete die überarbeiteten Pläne zutreffend als eine „neue Sichtweise auf die sportpolitische Zukunft der Stadt ein“. Joachim Schmidt (CDU) sah darin die Chance, „so manche Sackgasse, in die wir in den vergangenen Jahren nach vielen Diskussionen geraten sind, zu verlassen“. Und Detlev Koken von den Grünen bewertete das Gehörte als „sehr gut“. Gleichwohl werden die Fraktionen die Fülle an neuen Informationen erst einmal beraten müssen, ehe in der nächsten Sportausschusssitzung im März Beschlüsse zum städtischen Großprojekt fallen könnten.

Hellingsbüschchen

Das Baugebiet Hellingsbüschchen, das am Rand der Sportanlage am Bresserberg liegt, könnte mit dem vorgestellten Konzept wie geplant umgesetzt werden, sagte „Geo3“-Geschäftsführer Tobias Knoll. Derzeit liegt die Entwicklung auf Eis, um die Planungen des Fachbüros abwarten zu können.Das Gelände am Bresserberg sei im Flächennutzungsplan für Sport vorgesehen, stellte Peter Brückner (SPD) fest. Wohnbaumaßnahmen in direkter Nähe wie in der Klimaschutzsiedlung und im Hellingsbüschchen würden jedoch mit Blick auf die Lärmemissionen einem Sportbetrieb widersprechen.Er wolle sich nicht gegen weitere Wohnbebauung aussprechen, so Brückner, doch beim Hellingsbüschchen gehe es um fünf Einfamilienhäuser. „Darüber sollten wir auch noch einmal sprechen.“

Der Zwischenstand, den „Geo3“-Planer Tobias Knoll nach Workshops mit allen Beteiligten und breiter Unterstützung der Vereine nun überraschend schnell vorstellte, sieht vor, das Areal am Bresserberg als Sportleistungszentrum insbesondere für Fußball auszurichten. Dort sollen der 1. FC Kleve und der VfR Warbeyen mit ihren Männer- und Frauen- bzw. Mädchenmannschaften, die fünft- und drittklassig und damit stadtweit am höchsten spielen, möglichst professionelle Strukturen vorfinden und von Synergien profitieren. Vieles dafür – wie etwa die Tribüne – ist bereits vorhanden. Die beiden Vereine wünschen sich noch eine zusätzliche Trainingsfläche, die das Planungsbüro im Gustav-Hoffmann-Stadion ansiedeln würde – entweder als Naturrasenspielfeld oder als Kunststoffrasenplatz. Für die Modernisierung der umlaufenden Tennenbahn mit einem Kunststoffbelag läuft bereits ein Förderantrag.

Der Experte schlug weiter vor, die bestehende Tennisanlage an der Königsallee mit sechs Plätzen zu sanieren. Die Klever Tennisvereinigung Rot-Weiss könne sich durchaus eine gemeinsame Nutzung mit den kleineren Tennisabteilungen des 1. FC Kleve und des VfL Merkur vorstellen, sagte Knoll. Die Aufgabe der Tennisanlage an der Stadionstraße würde wiederum Platz schaffen für ein Umkleidegebäude mit Lagerräumen, das zudem durch einen Mehrzweckraum für Mutter-Kind-Seminare oder Erste-Hilfe-Kurse erweitert werden könnte.

Bau der Zweifachsporthalle könnte entfallen

Die aus der Politik entwickelte Idee, die wunderschön gelegene Sportanlage am Bresserberg der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, begrüßte der „Geo3“-Geschäftsführer ausdrücklich. Allerdings solle nur ein Teil im Umfeld des Gustav-Hoffmann-Stadions geöffnet werden, indem entlang der Stadionstraße der Wall abgetragen und Sträucher weggeschnitten werden. In diesem Teilbereich könnten dann eine Finnenbahn für Jogger und Boulebahnen angelegt sowie Fitnessgeräte aufgestellt werden. Knoll riet jedoch von einer Vermischung der Flächen für den Leistungssport und den nicht vereinsgebundenen Sport ab.

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Eine weitere klare Empfehlung lautete, die geplante Zweifachsporthalle nicht zu bauen. Der VfL Merkur könnte die Dreifachturnhalle am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium nutzen, eine weitere Sporthalle im Sportzentrum Stadtmitte/Bresserberg wäre dann überdimensioniert, so Tobias Knoll. Stattdessen würde sich die Fläche als Parkplatz eignen, den sich die Vereine wünschen.

VfL Merkur Kleve soll im Sportzentrum Unterstadt angesiedelt werden

Entscheidend im „Geo3“-Konzept ist die Ansiedlung des VfL Merkur im Sportzentrum Unterstadt. Vor allem die Lärmemissionen beim Football führten zum Paradigmenwechsel. „Wir würden am Bresserberg keine Genehmigung für die Nutzung des Footballspielfeldes erhalten“, machte Knoll klar. Vier bis sechs Meter hohe Schallschutzwände entlang der Grundstücksgrenzen der nahen Wohnhäuser seien keine ernsthafte Option.

Die neue Heimat des VfL Merkur Kleve soll also in Kellen liegen, wo die Bauarbeiten zum Sportzentrum Unterstadt an der Van-den-Bergh-Straße bereits begonnen haben. Dort entstehen zwei Kunststoffrasenspielfelder, ein Gebäudekomplex sowie Flächen für Freizeitsportarten. Um hier Football spielen zu können, müsste ein Platz um einige Meter verlängert werden. „Wir haben an diesem Standort keine Schallprobleme“, betonte „Geo3“-Geschäftsführer Tobias Knoll mit Verweis auf 18 Tage, an denen die Lärmgrenzwerte in den Schutzzeiten überschritten werden dürfen. Zur Wohnbebauung hin könnte zudem eine kleine Schallschutzwand hochgezogen werden.

Die Bauarbeiten am Sportzentrum Unterstadt in Kellen laufen.
Die Bauarbeiten am Sportzentrum Unterstadt in Kellen laufen. © Unbekannt | Niklas Preuten

Ein zusätzlich geplantes Funktionsgebäude für den VfL Merkur mit ein bis zwei Gymnastikräumen würde den Verein noch weiter im Sportzentrum Unterstadt verankern. „In unseren Gesprächen hat sich immer mehr gezeigt, dass die Umsiedlung nach oben zwar lange besprochen war, es den Merkur aber eigentlich im Unterstadtbereich hält, wo der Verein herkommt“, stellte Knoll fest.

15 Bahnen für den Boule Club in der Unterstadt

Um die zusätzliche Platzbelegung durch die Footballer auszugleichen und auch dem betroffenen BV DJK Kellen gerecht zu werden, müsste auch der gegenüberliegende Platz überarbeitet werden. Aktuell ist geplant, das derzeit ziemlich ramponierte Feld als Naturrasenplatz praktisch neu zu bauen.

Im Sportzentrum Unterstadt wäre außerdem Platz für die 15 Bahnen, die der Boule Club Kleve für die Teilnahme am Ligabetrieb benötigt. „Geo3“-Fachmann Knoll zeigte auf, dass kleinere Anpassungen in der Planung reichen würden, um dem Boule Club beleuchtete Flächen, Sanitäranlagen und Räume zur Verfügung zu stellen.

Erste Kostenschätzung der Fachplaner

Für die gesamte Neukonzeption der beiden Sportzentren legte das Planungsbüro auch eine erste Kostenschätzung vor. Demnach würde der Hochbau circa 3,4 Millionen Euro und alle Maßnahmen an Spielfeldern, Parkplatz usw. rund 7,5 Millionen Euro kosten. Demgegenüber steht eine Einsparung durch den Wegfall der Zweifachsporthalle von sieben bis acht Millionen Euro.

„Wir könnten es schaffen, die Bauausführung 2023 zu ermöglichen“, sagte Tobias Knoll und warf damit ein Schlaglicht auf den ambitionierten Zeitplan, der allein wegen der bereits begonnenen Arbeiten im Sportzentrum Unterstadt nötig ist. Der Sportausschuss trat deshalb nun auch außerplanmäßig zusammen, damit „wir ein Stimmungsbild hören“, sagte Bürgermeister Wolfgang Gebing.

Der alte Fußballplatz an der Van-den-Bergh-Straße in Kellen müsste erneuert werden.
Der alte Fußballplatz an der Van-den-Bergh-Straße in Kellen müsste erneuert werden. © Unbekannt | Niklas Preuten

Neben überwiegend positiven Reaktionen gab es auch Bedenken, die Peter Brückner (SPD) am deutlichsten formulierte. Er machte sich konkret Sorgen, dass die Klever Leichtathletik durch die Umbauarbeiten im Sportzentrum Stadtmitte/Bresserberg weiter den Anschluss an die Nachbarn in Nütterden und Goch verliere. Denn Wettkämpfe mit Speer und Diskus wären nicht mehr möglich, wenn der Platz im Gustav-Hoffmann-Stadion, wie angedacht, zum Kunstrasen umgebaut wird. „Alle anderen Leichtathletik-Disziplinen würden aber hervorragend funktionieren“, stellte Tobias Knoll klar.