Kreis Kleve. Kreisvorsitzender Bergmann will die Minungen der Mitglieder zu einem neuen CDU-Bundesvorstand von der Basis aus weiter geben.

Die CDU-Basis ist gefragt, wie es bundesweit weitergehen soll. Die Kreisvorsitzenden sollen eine Regionalkonferenz vorbereiten. Wie positiv das bei den Mitgliedern ankommt, erfuhr der Kreis Klever Vorsitzende Dr. Günther Bergmann gleich in mehreren Telefonaten seit Montagabend, nachdem bekannt gegeben worden war, dass der komplette CDU-Bundesvorstand neu gewählt werden soll.

„Wir praktizieren offene, transparente Verfahren auf Kreisebene, seit ich Parteivorsitzender bin, seit zwölf Jahren. Das finde ich super. Das geht bundesweit natürlich nicht mit 405.000 Mitgliedern und 60.000 der CSU. Wir müssen Formen des Delegierens finden. Regionalkonferenzen als gutes Medium herausgestellt.“ Mitglieder gaben Bergmann auf den Weg, was sie im Kreis Kleve gewöhnt sind, da müsse doch auch etwas auf Bundesebene laufen. „Mit dem Auftrag werde ich in die Kreisvorsitzenden-Konferenzen gehen“, so der CDU-Kreischef über die Veranstaltungen in Bielefeld übernächste Woche und online auf Bundesebene.

Die Basis verstehe, dass dies beim letzten Mal nach dem Rückzug von Annegret Kramp-Karrenbauer wegen Corona ausfiel, so Bergmann. „Mitgliederbefragung ist nicht ein Allheilmittel“, beurteilt er und meint damit nicht nur die Vorsitzendensuche der SPD. „Wir hatten auch Beispiele, die nicht von Erfolg gekrönt waren, brauchen nur an 2010 in NRW zu denken, die 2012 in einer Katastrophe geendet hat“, erinnert Bergmann an „Röttgen contra Laschet“ als Landesvorsitzender und folgende Wahl. „Aber es ist ein Medium, über das man diskutieren muss.“

„Jemanden ins Auge fassen, der mit den ganzen Sachen vorher nichts zu tun hatte“

Er sagt: „Vielleicht könnte die CDU jemanden ins Auge fassen, der mit den ganzen Sachen vorher nichts zu tun hatte. Wir haben starke Leute.“ Namen müsse man aber erst intern absprechen, „ob sich das jemand aus zweiter Reihe zutraut“. Also nicht nur jene drei, die immer gehandelt werden? „Die sind es ja dann meist doch, das ist ja auch ein Teil der Wahrheit“, räumt der Kreisvorsitzende ein.

Andrea Kamps ist seit Juni neue Vorsitzende des CDU-Stadtverbands Kleve.
Andrea Kamps ist seit Juni neue Vorsitzende des CDU-Stadtverbands Kleve. © CDU-Stadtverband Kleve

Es müsse „eine Zukunftsperspektive dahinter sitzen. Ein Vorsitzender muss in die Mitgliedschaft ‘rein strahlen“. Braucht die CDU mehr Frauenbeteiligung? „Natürlich, sie machen mehr als die Hälfte der Bevölkerung aus, aber Voraussetzung ist, dass sich Frauen auch melden. Wir haben jetzt viele junge Leute im CDU-Kreisvorstand, das ist wunderbar. Aber Frauen in gewissen Lebensphasen setzen andere Prioritäten“, sagt Bergmann. Und letztlich entscheiden die Mitglieder, wie in Straelen, Geldern und Kevelaer, als sie auswählen konnten und keine Frau nahmen, sondern den Mann.

Was macht der Kreisvorsitzende nun als nächstes? „In die Stadt- und Gemeindeverbände hinein horchen, wie Erwartungen genau in Bezug auf Besetzung des Bundesvorsitzenden sind“, per Telefon nachfragen und per Mail. Man müsse in aller Ruhe Personallösungen in Harmonie lösen, „wie wir das mit Hendrik Wüst auf Landesebene fantastisch geregelt haben,“ sagt Bergmann als Landtagsabgeordneter und Wahlkreis-Nachbar von Wüst (Wahlkreis Isselburg und Anholt). Was wünscht sich Günther Bergmann zu Weihnachten? „Dass wir bis dahin bestenfalls einen Parteitag hatten, an dessen Ende einer oder eine neue Vorsitzende steht, der oder die uns dann kräftig ins nächste neue Jahr bringt.“

Klever Stadtverbandschefin hofft auf mehr Frauenanteil

Auch aus der Sicht von Andrea Kamps, junge Vorsitzende des CDU-Stadtverbandes Kleve, wären neue Namen wünschenswert, von solchen, „die bisher im Hintergrund agiert haben“, sagt sie. „Man macht personelle Veränderungen ja mit der Hoffnung, dass die Zufriedenheit der Bürger mit der CDU wieder steigen könnte.“ Sie hofft, dass „Ruhe in der Partei einkehrt. Dass man schaut, was hat Angela Merkel gut gemacht. Und welche Interessen wurden vielleicht nicht so sehr vertreten. Das ist einfacher, wenn man generell eine Verjüngung anstrebt und auch weiblicher wird“.

Kann sich die 28-jährige Andrea Kamps eine Aufgabe in Berlin vorstellen? „Die Frage, ob sich Frauen Bundespolitik aktuell zutrauen, hat weniger mit dem Alter zu tun. Aber mein Fokus liegt in Kleve, in der Lokalpolitik, ich habe kein Bestreben Richtung Bundespolitik. Mir ist wichtig, mit jedem Bürger Kontakt halten zu können.“ Doch eine Mitgliederbefragung an der Basis, „die braucht Zeit“.