Kleve. Neue Leistungsform: Wegen des Priestermangels führen künftig Haupt- und Ehrenamtliche die Pfarrei St. Willibrord Kleve.
Die Pfarrei St. Willibrord Kleve geht neue Wege: In der Pfarrei gibt es künftig ein Leitungsteam, das aus haupt- und ehrenamtlichen Mitgliedern besteht. Bischof Dr. Felix Genn hat das entsprechende Statut – das erstmals im Bistum Münster eine solche Leitungsform für eine Pfarrei festlegt – jetzt mit seiner Unterschrift genehmigt.
Das 15-seitiges „Statut für das Leitungssystem in St. Willibrord Kleve“ regelt, auf wessen Schultern die Leitung der Pfarrei künftig verteilt wird. Grundlage für die neue Leitungsform ist eine Bestimmung des Kirchenrechts, die es dem Bischof wegen Priestermangels ermöglicht, die Wahrnehmung von Leitungsaufgaben in einer Pfarrei an Einzelpersonen oder eine Gemeinschaft von Personen zu übertragen, die nicht Priester sind. Gleichzeitig muss der Bischof dann einen „moderierenden Priester“ bestimmen.
Seelsorge in der Pfarrei
Insgesamt gibt es nun vier Leitungsebenen in St. Willibrord Kleve. Eine entscheidende Stellung hat das Leitungsteam inne. Es besteht aus jeweils zwei Mitgliedern des Kirchenvorstands, des Pfarreirates und des Seelsorgeteams. Mitglied ist zudem ein moderierender Priester, der dem Kirchenrecht entsprechend die Stellung des Letztverantwortlichen für die Seelsorge in der Pfarrei einnimmt. Er lebt außerhalb der Pfarrei und wird vom Bischof bestellt – im Falle von St. Willibrord Kleve ist das Pfarrer Dr. Philip Peters aus der Pfarrei Heilige Familie in Materborn und Reichswalde. Das Leitungsteam koordiniert sämtliche in der Pfarrei anfallenden Aufgaben und Entscheidungen. Weiterhin wird es den Kirchenvorstand und den Pfarreirat mit ihren jeweiligen Zuständigkeiten geben – beide Gremien werden am 6. und 7. November neu gewählt.
Bestehen bleiben werden die Gemeindeausschüsse
Bestehen bleiben werden zudem die Gemeindeausschüsse, die lokale Verantwortung übernehmen und das Bindeglied zwischen den Pfarreimitgliedern und den Leitungsstellen bilden. Die Leitung des Seelsorgeteams hat Bischof Genn der Pastoralreferentin Christel Winkels übertragen. Neben ihr gehören zu den Seelsorgerinnen und Seelsorgern der Pfarrei die Pastöre Theo Prießen, Binu John, der emeritierte Pastor Dr. Joseph Kallunkamakal und Kaplan Christoph Hendrix, die Pastoralreferentin Petra Kerkenhoff sowie die Diakone Dr. Johannes Gimnich, Frank Wietharn und Klaus Venhofen.
Weihbischof Rolf Lohmann erläutert den Hintergrund für die neue Leitungsform: „Es ist kein Geheimnis, dass wir auch hier am Niederrhein unter einem Priestermangel leiden. Umso mehr befürworte ich es, die Leitung der Pfarrei auf viele Schultern zu verteilen und Frauen wie Männer, geweihte wie nicht geweihte Menschen auf Augenhöhe an Leitungsaufgaben zu beteiligen. Wir müssen weg – auch im Blick auf die Wahrnehmung von Leitung – von einer priester- und männerzentrierten Kirche. Das wird dem Evangelium nicht gerecht. Ich freue mich, dass wir in St. Willibrord engagierte Frauen und Männer gefunden haben, die sich diese Aufgabe zutrauen. Davon kann eine Signalwirkung für andere Pfarreien ausgehen, in denen die Leitung ebenfalls an ein Team übertragen werden soll.“
Auf Pastor Stefan Notz folgt kein neuer Leitender Pfarrer
Dass es eine neue Form der Leitung geben wird, hatten viele Katholikinnen und Katholiken in der Pfarrei St. Willibrord Kleve schon vermutet. Nach dem Wechsel von Pastor Stefan Notz nach Xanten wurde früh klar, dass wohl kein neuer Leitender Pfarrer mehr kommen würde. „In einem Gespräch mit Weihbischof Lohmann wurde das zur Gewissheit“, erinnert sich Gereon Evers, Vorsitzender des Pfarreirates.„Daran haben wir schon deutlich Kritik geäußert“, berichtet er weiter, „aber wir haben dennoch intensiv überlegt, wie es ohne einen vor Ort lebenden Leitenden Pfarrer weitergehen kann und konstruktiv an einer Lösung gearbeitet.“
Dazu wurde eine Strategiegruppe gebildet, zu der neben Mitgliedern aus Pfarreirat und Kirchenvorstand auch die hauptamtlichen Seelsorgerinnen und Seelsorger gehören. „Unser Leitgedanke war, dass das, was wir erarbeiten, gut sein muss für die Menschen in unserer Pfarrei“, erklärt Evers.
Kein vorgefertigtes Modell
Bernd van Koeverden, stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstands, betont: „Diese Form der Leitung kommt aus der Gemeinde. Uns wurde kein vorgefertigtes Modell vorgegeben, sondern wir haben die Besonderheiten und Wünsche aus der Pfarrei berücksichtigt.“
Froh ist Pastoralreferentin Christel Winkels, wie schnell und effektiv die neue Leitungsform gefunden wurde, trotz aller Schwierigkeiten, die die Pandemie-Beschränkungen mit sich gebracht haben. Peters, bislang Pfarrverwalter, erklärt: „Ich bin dankbar dafür, dass für St. Willibrord Kleve diese Form der Leitung gefunden wurde, dass es nun diese Strukturen gibt, durch die die Verantwortung für das Pfarreileben auf viele Schultern verteilt wird.“
Am vergangenen Wochenende wurden die Pfarreimitglieder in den Gottesdiensten über die Unterschrift des Bischofs unter das Statut informiert. In Kraft treten wird es nach der Wahl der Pfarreiräte und Kirchenvorstände am Wochenende des 6. und 7. November.