Goch. Die Schließung des Bahnübergangs an der Kalkarer Straße wird die Entwicklung des Viertels ermöglichen. Stadt hat jetzt ein Vorkaufsrecht.
Es ist eines der wichtigsten Zukunftsprojekte für die Entwicklung der Gocher Innenstadt: Das Liebfrauen-Quartier entlang der Kalkarer Straße, Weberstraße, Thielenstraße und Gartenstraße soll zum „lebendigen Stadtteil“ werden, wie Jürgen Vennmanns, Vorsitzender des Bau- und Planungsausschuss vom Bürgerforum Goch, in der Sitzung am Donnerstagabend sagte.
Verkehr wird sich reduzieren
Städtebauliche Ideen für das an einigen Stellen heruntergekommene Viertel an der 2009 profanierten Liebfrauenkirche gibt es einige, doch noch sind sie theoretischer Natur. Denn die Planungen für das Gebiet östlich der Bahnlinie hängen eng mit dem Ringschluss zusammen. Die Umsetzung des großen Infrastrukturvorhabens rückt nach jahrzehntelangem Anlauf nun endlich in Sichtweite. Der Bau der Unterführung ist für den Zeitraum zwischen 2025 und 2027 vorgesehen und bringt auch die Schließung des Bahnübergangs an der Kalkarer Straße mit sich. Der Verkehr im Liebfrauen-Quartier wird sich dann massiv reduzieren – und eine attraktive Entwicklung des Stadtviertels überhaupt erst ermöglichen.
Diese langjährige Aufgabe liegt für die Stadt Goch noch in der Zukunft, doch bereits jetzt hat der Bau- und Planungsausschuss eine richtungsweisende Entscheidung getroffen: Einstimmig verabschiedete er die von der Verwaltung vorgeschlagene Satzung über ein besonderes Vorkaufsrecht für das Liebfrauen-Quartier. Damit kann die Stadt bereits frühzeitig Grundstücke in dem abgegrenzten Bereich kaufen, um spätere, geordnete städtebauliche Maßnahmen ohne Schwierigkeiten durchführen zu können.
Durchgangsverkehr und Leiharbeiter-Wohnungen
Und eine Aufwertung des bislang vom Durchgangsverkehr beeinträchtigten Areals um die Kalkarer Straße tut Not. „Wir haben dort eine Bebauung aus den 60er und 70er Jahren, die teilweise einer Sanierung bedarf“, stellte der Erste Beigeordnete und Stadtbaurat Dominik Bulinski fest. Er sprach auch von einem „Trading-Down-Effekt“, also von einem negativen Entwicklungstrend hin zu Leerständen, der auch von der Unterbringung von Leiharbeitern für die niederländische Fleischindustrie in manchen Wohngebäuden verstärkt werde. Die Stadt müsse deshalb – auch mit Blick auf den Ringschluss und langfristige Projekte für die Liebfrauenkirche – frühzeitig Gegenmaßnahmen formulieren.
Für die entwidmete Kirche wurde bislang noch keine Folgenutzung gefunden, sie wird aktuell für die Unterbringung von Flüchtlingen genutzt. „Zentrales Augenmerk bleibt auf der Liebfrauenkirche, aber auch das Umfeld muss eine Aufwertung erfahren“, so Bulinski. Orientierung und finanzielle Unterstützung für diesen Prozess soll das Integrierte Stadtentwicklungskonzept liefern, für das am Montag, 20. September, um 18 Uhr im Kastell erstmals ein Informationsabend stattfindet. „Das Konzept gibt uns nicht nur Ideen, sondern auch die Möglichkeit, Fördermittel anzuzapfen“, sagte Dominik Bulinski.
„Durch die Vorkaufsrechtssatzung sind wir bei der Entwicklung des Quartiers mit im Spiel“, stellte Jürgen Vennmanns fest. „Eine kluge und vorausschauende Entscheidung“, nannte das Willi Ratsak (SPD). Und Theo Becker (BFG) befürwortete das „Signal an mögliche Investoren, die hier in die Zukunft investieren können. Denn dieser Kiez hat Potenzial“.