Kleve. Die neue Voliere für die beiden Weißkopfseeadler im Tiergarten Kleve ist fertig. Jetzt müssen die Tiere nur noch in Paarungslaune kommen.

In der Muppets-Show ist er ein mürrisches, rechthaberisches und sehr gewissenhaftes Geschöpf, der Weißkopfseeadler. Er ist das Wappentier der USA, war aber Mitte des letzten Jahrhunderts nahezu ausgestorben. Seit den 80er Jahren gab es zahlreiche Bemühungen um den größten Greifvogel Nordamerikas, inzwischen steht er auch nicht mehr auf der Liste der bedrohten Tierarten. Dass es den Beständen weiterhin gut geht, dafür will auch der Tiergarten Kleve sorgen. Das Pärchen bekam eine riesige Voliere.

Seit 2012 gibt es hier ein Weißkopfseeadler-Pärchen, Maurice und Maxima, benannt nach den Kindern des Volksbank-Chefs. Die Volksbank hat auch jetzt den Tiergarten finanziell unterstützt, als es um die Vergrößerung der Voliere ging. Ein Teil der Kosten in Höhe von 15.000 Euro kam durch eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne zusammen. „Man sieht, dass der Tiergarten ein fester Bestandteil der Stadt ist“, freut sich Tiergartenleiter Martin Polotzek.

Eine neue Voliere wurde „eröffnet
Eine neue Voliere wurde „eröffnet" per Schnitt durchs rote Band von Theo Brauer (Öffentlichkeitsarbeit Volksbank Kleverland), Martin Polotzek (Leiter Tiergarten) und Christoph Thyssen (Bereichsleiter Voba). © NRZ | Andreas Daams

Jetzt jedenfalls ist die große Voliere fertig, 200 Quadratmeter groß und sechs Meter hoch. Ein kleiner Bach fließt hindurch, mitten durch einen großen Teich. Schließlich lieben die scheuen Tiere das Wasser.

Noch hocken sie häufig auf ihrem alten Horst, dabei ist der neue viel größer, nämlich drei bis vier Meter und über 400 Kilogramm schwer. Hier sollte es sich aushalten lassen. „Die Anlage ist zwölfmal größer als in den Richtlinien vorgegeben“, erklärt Polotzek. Sie hat die doppelte Größe wie bisher.

Bei den Bauarbeiten hat sich gezeigt, dass die bestehende Voliere baulich doch recht marode war, so dass nur ein Pfosten stehenbleiben konnte. Lieferschwierigkeiten, wie sie derzeit üblich sind, verzögerten die Arbeiten zusätzlich. Doch jetzt, nach einem dreiviertel Jahr Arbeit der tiergarten-eigenen Handwerker, kann sich das Ergebnis sehen lassen.

Zuschauer blicken aus dem Holzhaus auf den Horst

Aus einem Holzhäuschen heraus können Besucher die beiden Adler beobachten. Momentan trennt noch ein Gitter die Menschen von der Voliere, bald wird es eine Glasscheibe sein. Ein Fernseher soll die Bewegungen und Aktivitäten der Weißkopfseeadler live zeigen, die web-cam überm Nest. Anlegen möchte man außerdem einen kleinen Erlebnispfad für Kinder, der ihnen einige Informationen über die stolzen Vögel näherbringt.

Vorausgegangen sind der Erweiterung Beratungen mit zoologischen Gärten in Magdeburg und Hannover. „Dabei ging es um die besten Voraussetzungen für die Zucht“, erläutert Martin Polotzek. Denn allmählich wird es spannend. Die Adler bekommen erst mit etwa fünf Jahren ihren charakteristischen weißen Kopf. Das zeigt an: Sie sind geschlechtsreif. „Sie haben in der neuen Voliere auch schon Balzrufe und spektakuläre Balzflüge gezeigt“, freut sich Polotzek. Etwas ungewöhnlich in dieser Jahreszeit, aber vielleicht war die Freude über die neue Voliere und die Vorfreude über baldige Sinnesgenüsse so groß.

„Wir hoffen, dass sie im Frühjahr in Paarungsstimmung kommen.“ Sollte es soweit sein, würden die beiden ihren Nachwuchs noch ein Dreivierteljahr aufziehen können. Danach, wenn die Jungtiere ohnehin flügge würden, gäbe man sie an andere zoologische Einrichtungen ab.

Vorerst sitzen die beiden beim Pressebesuch auf ihrem neuen Horst und beäugen misstrauisch die Journalisten und Volksbank-Vertreter. Trotz einiger toter Küken, die man ihnen sozusagen auf dem Holztablett serviert. Vielleicht haben sie Appetit, aber dumm sind sie auch nicht. So gibt es leider keine grandiosen Fotos von rasch herabstürzenden Weißkopfseeadlern, die sich ihre Beute krallen. Man hätte es gerne in der Realität gesehen.

„Wenn man sie einfängt, muss man zuerst ihre Fänge fixieren, denn damit töten sie ihre Beutetiere“, weiß Polotzek. Und die Fänge sind kräftig, manchmal hüpfen und tänzeln sie damit auf ihrem Horst herum. Demnächst wird man sie besser beobachten können, in der Holzhütte am Fernseher.

Die Idee für die Erweiterung der Adlervoliere hatte Tiergarten-Vorstandsmitglied Dr. Klaus Plein, der die Umbauarbeiten im Herbst letzten Jahres ins Leben gerufen hat.

Freier Zutritt auch unter neuen Corona-Bestimmungen

uch mit der neuen Coronaschutzverordnung, die seit letzter Woche in Kraft ist, gilt im Tiergarten Kleve, Tiergartenstraße, keine 3G-Regel. Zutritt ist ohne Coronatest und ohne Onlinereservierung erlaubt.

BesucherInnen können daher spontan und unkompliziert täglich zwischen 9-18 Uhr vor Ort ihre Tickets kaufen.

Weitere Informationen unter www.tiergarten-kleve.de