Bedburg-Hau. Der idyllische Voltaire-Weg führt von Qualburg nach Moyland durch Wiesen und Wälder und bietet einen schönen Ausblick auf das Schloss.

Dass man beim Spazieren gut nachdenken kann, ist lange bekannt. Kant machte seinen täglichen Spaziergang in Königsberg, Beethoven in Wien, aber ob Voltaire mit Friedrich dem Großen zwischen Kleve und Moyland flanierte und dabei die Pläne für eine Denkschule erörterte, ist nicht überliefert. Jedenfalls trafen sie sich hier, und es gab hochfliegende Pläne.

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© funkegrafik nrw | Jill Starke

Geblieben ist immerhin ein Wanderweg. Wobei: „Geblieben“ ist ein falsches Wort. Seit 2007 gibt es den Wanderweg zwischen Schwanenburg und Schloss Moyland, auf Klever Seite Prinz-Moritz-Weg, auf Bedburg-Hauer Voltaire-Weg. Energisch betrieben hat dies der Arbeitskreis Kermisdahl-Wetering im Klevischen Verein für Kultur und Geschichte, unermüdliche Vorkämpferin war Gertrude Semrau-Lensing. Klaus Brennecke war von Anfang an mit dabei. Er hatte unabhängig vom Arbeitskreis schon zuvor eine Eingabe an die Gemeinde Bedburg-Hau wegen eines Wanderwegs gemacht, die aber abschlägig beschieden wurde.

Die Aussicht vom Papenberg

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© funkegafik nrw | Jill Starke

„Ziel war es, einen Weg zu haben, den man zu jeder Tages- und Jahreszeit begehen kann“, sagt er. Auf Stelen sind jeweils besondere Sehenswürdigkeiten festgehalten. „Das alles hat viel Geld gekostet“, erinnert er sich. Mit Fördermitteln des Landes und der Karl-Kisters-Stiftung konnte man den Weg schließlich in die Realität umsetzten. Der Übergang vom Prinz-Moritz-Weg zum Voltaire-Weg ist hinter dem Papenberg. Hier hat man eine wundervolle Aussicht auf Kleve, verabschiedet sich gewissermaßen von der Schwanenburg, um sich Schloss Moyland zuzuwenden.

Auf dem Katzenbuckelweg

Schöne Blicke auf Schloss Moyland.
Schöne Blicke auf Schloss Moyland. © NRZ | Andreas Daams

Der Weg dorthin führt zunächst durch eine ansprechende Ebene. „Das ist doch wunderschön“, sagt Brennecke. Der 84-Jährige ist in Kleve aufgewachsen, als Kind wanderte er mit seinen Eltern und seinem Bruder manchmal nach Moyland. „Katzenbuckelweg“ nannte man ihn, ein schmaler Pfad, oft morastig. Heute ist der Weg breit und befestigt, zum Teil auch ganz neu geschlagen. Man kommt an Torfkuhlen vorbei, in denen heute Wasser steht. „Früher hat man den Torf benutzt, um zum Beispiel Haus Rosendal zu beheizen“, erklärt Brennecke. Das muss ganz schön gestunken haben.

Heute riecht es nach Wald, frisch und erdig, die Vögel singen, immer wieder begegnet man anderen Spaziergängern. „Der Weg wird sehr gut angenommen“, freut sich Brennecke. Der Voltaire-Weg ist zum Teil sogar Reit- und Fahrradweg, außerdem Pilgerweg und Teil eines europäischen Wanderwegs. Auf beschrifteten Findlingen kann man Entfernungen und nahe Ziele nachlesen. „Am schönsten ist es hier in den frühen Morgenstunden“, findet der Wahl-Hasselter.

Zeugnisse ukrainischer Arbeiter

An den Bäumen lassen sich Zeugnisse ukrainischer Zwangsarbeiter finden.
An den Bäumen lassen sich Zeugnisse ukrainischer Zwangsarbeiter finden. © NRZ | Andreas Daams

Dass der ursprüngliche Weg eine längere Geschichte hat, kann man an einigen alten Bäumen erkennen. Dort haben frühere Spaziergänger ihre Botschaften hineingeritzt, zum Teil in Sütterlin. Manchmal haben sie sogar Jahreszahlen hinterlassen. Besonders anrührend findet Brennecke die Einritzung „Ukraina 1944“ mit dazugehörigem Herz und Pfeil. „Das war vermutlich ein Zwangsarbeiter, der hier auf den Feldern gearbeitet hat.“ Es sind vergängliche Zeugnisse: einige der alten Bäume mussten schon gefällt werden.

Der Voltaire-Weg verläuft lange Zeit über eine Anhöhe parallel zur Bundesstraße, bevor er schließlich Richtung Schloss Moyland abbiegt. Hier trafen sich also einst der so berühmte Philosoph Voltaire und Friedrich der Große. Man wäre gerne dabei gewesen. Aber so kann man beim Spazierengehen wenigstens wunderbar darüber nachdenken, wie sie so geworden wäre, die Denkakademie.

>> Den grünen Wegweisern folgen

Der QR-Code für die Wanderung in Moyland.
Der QR-Code für die Wanderung in Moyland. © funkegrafik nrw | Pascal Behning

Wer mit dem Auto zum Voltaire-Weg möchte, parkt am besten entweder auf dem Parkplatz vom Museum Schloss Moyland, am Papenberg oder am Rathaus. Der Weg ist mit grünen Wegweisern gut ausgeschildert und auch bei Nässe gut begehbar.

Leider existieren mehrere ehemalige Gaststätten am Wegesrand nicht mehr. Daher macht es Sinn, als Zielpunkt das Schloss Moyland zu wählen, in dem es außer Montags ein Café gibt.

Der Weg vom Papenberg zum Rathaus ist 1,3 Kilometer lang, vom Rathaus nach Moyland 3,1 Kilometer.