Geldern-Walbeck. Wandern in Walbeck ist fast schon wie Urlaub: Rainer Niersmann zeigt die schönsten Ecken rund um Schloss Walbeck und der Mühle

Als mich Rainer Niersmann bei frischem Wind, aber strahlendem Sonnenschein nahe der Walbecker Mühle am Friedhofs-Parkplatz empfängt , macht er mich darauf aufmerksam, „dass die Strecke etwas länger als in der Broschüre ist, und zwar um etwa einen Kilometer.“ Wie das passiert sein könnte, „wissen wir nicht“, muss er lachen.“

Start und Ziel am Friedhof

Rainer Niersmann vor der Walbecker Mühle. 
Rainer Niersmann vor der Walbecker Mühle.  © NRZ | Alexander Florie-Albrecht

Auf jeden Fall „haben wir überall QR-Codes an den Routen“, ist ihm wichtig zu betonen. An diesem Tag geht es mit „Komoot“ und GPS auf den Weg. „Man kommt aber auch mit den Beschreibungen mit den Tipps klar über die ausgewiesenen Wanderrouten A2 und A3.“

Den Start- und Zielpunkt habe man ausgewählt, „weil er zentral und unbeschränkt ist, was die Zeit angeht. Und man hat vorher bei der Mühle und dem Spargelbauern die Möglichkeit, auf die Toilette zu gehen.“ Das habe man in der Pandemie bei den vielen Gästen aus dem Ruhrgebiet gemerkt. „Oder man trinkt halt dort oder hier beim Spargelbauern Kisters eine Tasse Kaffee.“

Fast schon wie Urlaub

Der erste Weg führt ein Stück durch den Ort. „Da sehen wir ein bisschen was von der niederrheinischen Architektur“, geht es vorbei an Klinkerbauten, „die ähnlich sind wie in Holland. Das ist für viele schon Urlaub.“ Und überall stehen auch alten Bauernhäuser. „Dann kommt ein Stück Wald, wir gehen entlang der niederländischen Grenze , wir haben Spargelfelder. Da ist alles dabei, was man am Niederrhein erleben kann.“

Begleitet von zahlreichen Vogelstimmen auf der gesamten Strecke passieren wir eine Gärtnerei vorbei, stoßen am Kreuz Pinnertstraße /Kastellweg auf das „Josefskapellchen“, an dem eine Tafel ausweist, dass sie 1875 errichtet wurde und dort eine Figur des heiligen Josef verehrt wird. Auch ist zu lesen, dass der Heimatforscher Gerhard Oppenberg in einem Buch aus dem Jahr 1968 berichtet, dass an dieser Stelle früher ein Kreuzbaum, der sogenannte „Pinnertboom“ gestanden hat, , nach dem die Straße auch ihren Namen hat, und viele Fußpilger auf dem Weg zur „Trösterin der Betrübten“ nach Kevelaer dort Rast machen.

Walbecker Spargelfelder begleiten die Tour

Ein Höhepunkt der Wanderung: Das Schloss Walbeck.
Ein Höhepunkt der Wanderung: Das Schloss Walbeck. © NRZ | Alexander Florie-Albrecht

Vorbei an Wildblumenwiesen und der Kreuzung Broecksteg gehen wir links kurz in einen Weg hin zum Spargelhof Allofs. „Der Walbecker Spargel ist geografisch geschützt so wie Champagner, Bordeaux oder Parmesan“, unterstreicht Niersmann. Wir betreten den Innenhof , wo ein verstohlener Blick aus der Ferne in die Produktion möglich ist und man zum Hofladen – inklusive Hofautomat - kommt. Danach gehen wir wieder auf den Ursprungsweg zurück.

Von dem Zaun auf freiem Feld lässt sich die Spitze des Walbecker Schlosses im Wald schon vermuten, weist Niersmann in die Richtung. Ich mache die Augen ganz klein – und tatsächlich: man kann sie sehen. Am Kreuz Broecksteg/am Broeckelchen sieht man „dass alle Wege nach Kevelaer führen. Hier ist Jakobsweg – mitten durch Walbeck. Der ist in diesem Abschnitt sogar barrierefrei.“ Der gut ausgebaut Feldweg führt uns weiter durch den Grenzwald. „Es gab vor 1923 ja keinen Spargel hier. Und die einzige Einnahmequelle war Schmuggeln, und da haben die ordentlich von profitiert“, erzählt Niersmann. Selbst sein Großvater habe im Zollgrenzbezirk geschmuggelt.

Schmugglerspektakel im Juni

Die Walbecker Route.
Die Walbecker Route. © funkegrafik nrw | Jill Starke

„Deswegen gibt es um den 24. Juni, dem letzten Spargelstechtag, herum alle zwei Jahre im Rahmen des Spargel-und Dorffestes das „Schmuggler-Spektakel“ , wo die Zeit um 1920 rum wieder so ein bisschen zurück geholt wird.“ Da laufen dann im Walbecker Ortskern auf einmal Schmuggler und Zollbeamte herum inklusive Verfolgungsjagd. “Dieses Jahr war es wieder nix, voraussichtlich also wieder nächstes Jahr.

Innerhalb des Waldes teilt sich der Weg. „Wir gehen bis da vorne, damit Du einen schönen Blick auf Haus Stepprath hast.“ Tatsächlich öffnet sich nach gut hundert Metern der Weg und man hat einen Blick auf das Haus Steprath, einem ehemaligen Adelssitz , der seit 1984 als Baudenkmal unter Denkmalschutz steht.

Notrufnummer auf der Bank

Wir kommen an einer Bank vorbei. „Unsere Bänke hier sind alle mit Notrufnummern und einer Ziffer ausgestattet. Falls also ein Wanderer vorbeikäme, der einen Herzinfarkt erleidet, kann er nur 112 anrufen und den Standort Geldern 227 angeben.“

Der QR-Code für Geldern-Walbeck
Der QR-Code für Geldern-Walbeck © funkegrafik nrw | Pascal Behning

Aus dem Wald heraus ging es vorbei an einem mit Planen noch abgedeckten Spargelfeld und mehrere leerstehende Gewächshäuser. Anschließend wird es wieder dichter, an einer malerischen Ecke sind einige parkende Autos. Am Waldrand steht ein schräger, riesiger Baum.

Höhepunkt der Tour: Das Walbecker Schloss

Unser Weg führt uns entlang einer Lindenallee zum 1347 erbauten Walbecker Schloss. An der linken Seite ist eine große Fläche als Bogenschießplatz ausgewiesen. Durch eine blau-weiße Tür kommen wir in den prachtvoll ausgestalteten Schlossinnenhof.

Dort treffen wir zufällig Inhaber Daniel van Bonn. „Wir haben das 2016 übernommen. Daraus haben wir ein Hotel für jedermann gemacht – für Tagungen, Übernachtungen, Hochzeiten.“ Ein Lern- und Naturerlebnispfad für Kinder ums Schloss herum ist noch geplant. „Und wir haben am ganzen Areal angebunden das schöne Tipidorf, wo auch 120 Schlafplätze sind, ein zweiter Biergarten entstanden ist.“

Tipidorf am Schloss

Das Tipi-Dort am Schloss Walbeck.
Das Tipi-Dort am Schloss Walbeck. © NRZ | Alexander Florie-Albrecht

Im Tipidorf stehen bis zum 80 Quadratmeter große Zelte mit so authentischen Namen wie „Kleiner Dachs“ , „Müder Krieger“ und „Der, der alles weiß“ - inklusive Marterpfahl.

Von dort aus geht es vorbei in einen dichten Waldweg an großen Ferienhausflächen vorbei an einen Wander-Knotenpunkt. „Hier sind die Wege nach Walbeck und nach Holland Richtung Arcen ausgeschildert. Und über die gegenüberliegende Bank kommt im Zuge der Kunst-Radroute „FahrArt“ eine Kunst-Bank der Hochschule Detmold aus Fahrradreflektoren und einem Stahlgerüst von 2, 50 Meter Höhe“, verrät Niersmann.

Das Walbecker Freibad

Im Grenzwald sehen wir vor dem Walbecker Freibad Waldlodges, die im letzten Jahr fertiggestellt wurden. „Die kann man mit Freundeskreisen mieten, da sind sechs Betten in einer Hütte, ein Aufenthaltsraum und ein Sanitätshäuschen extra. Die können als Klassenverband angemietet werden.“ Daneben findet sich „Bogenial“, wo man in- und outdoor bei einem Profi Bogenschießen lernen und auf eine digitale Wand schießen kann, das Freibad und die Sportanlage des SV 1913 Walbeck.

Ein Hingucker auf der Strecke: Das Kapellchen.
Ein Hingucker auf der Strecke: Das Kapellchen. © NRZ | Alexander Florie-Albrecht

Ein paar hundert Meter weiter treffen wir auf die Wiese mit dem neuen „FahrArt“-Kunstwerk von Cloe Royer in Anlehnung an Spargel und das Denkmal des Major Klein. „Der hatte das Schloss Walbeck als Rittergut geerbt und überlegt, was mache ich damit. Und dann hat er sich entschlossen, weil er das im ersten Weltkrieg gesehen hatte, Spargel anzubauen.“ So entstand 1929 die erste und bislang einzige Spargelbaugenossenschaft Deutschlands.

Erinnerungen an die Walbeck-Tour

Der Abschluss der Tour führt Richtung Mühlen-Parkplatz durch die Walbecker City, die ausgeschmückt ist mit gelbblauen Flaggen vorbei an der Pumpennachbarschaft Bonneshuk, der „Friedenseiche“, die 1879 anlässlich der deutsch-französischen Kriege angelegt wurde, und das erste Grenzdenkmal in NRW aus dem Jahr 1818 an der Alten Bürgermeisterei. „Die Stelle war nicht Grenze, der Stein steht da zur Erinnerung.“ Und wer Lust hat, kann am Hofladen von Kisters noch frischen Spargel mitnehmen – in Erinnerung an die schöne Walbeck-Tour.

>> Die Strecke

Länge: zirka 6,73 Kilometer

Dauer: zirka 2 Stunden

Start: Parkplatz Friedhof, Kevelaerer Straße in Geldern

Ziel: Steprather Mühle, Schmalkuhler Weg 4 in Geldern