Kalkar. Das „Studio 20.21“ am Kalkarer Markt öffnet nach acht Monaten Corona-Schließung mit einer Ausstellung über die Farbe Blau.

Grau und Gelb, das sind die Farben des Jahres. Zumindest für das Pantone Color Institute, das jedes Jahr festlegt oder analysiert, was angesagt ist in Mode, Verpackung und Design. Gelb steht für die Kraft der Sonne, Grau für solide Zuverlässigkeit. Schön. Als Alexandra Bottenbruch die Ausstellung in ihrem „Studio 20.21“ am Kalkarer Markt plante, lagen die letzten Corona-Wellen noch in weiter Ferne. Dann schwappten sie über Deutschland, legten unter anderem den Kunstbetrieb lahm und verzogen sich erst – hier schließt sich der Kreis – mit der Kraft der Sonne.

Nur dass im letzten Jahr die Farbe des Jahres eine andere war, nämlich: Blau. „Classic Blue steht im Zeichen des Meeres“, tönte Pantone damals. Blau ist wirklich eine tolle Farbe, dachte Alexandra Bottenbruch damals. Sie lud Künstler ein, ihr etwas Blaues für die Galerie zu geben, Motto der Ausstellung – in gewisser Weise unfreiwillig seherisch – war: Wir machen Blau. Tja. Acht Monate später eröffnet nun die Ausstellung, und sie ist tatsächlich außerordentlich bunt für so viel Blau.

Schlümpfe von Ottmar Hörl

Und sie ist trotz der langen Vorbereitungszeit auch irgendwie improvisiert. Alexandra Bottenbruch: „Ich habe den Künstlern gesagt, sie sollen ihre Bilder halten, wenn sie sie zwischendurch verkaufen können, denn ich wusste ja nicht, wann wir wieder öffnen können.“ Also fiel manches weg, anderes kam hinzu. Manches eigens für die Ausstellung gefertigt wie etwa die Bilder von Daniel Zerbst. Es gibt Bekanntes – einen Druck von Matisse – und Schräges wie etwa einige Schlümpfe und andere Figuren von Ottmar Hörl. Einer der Schlümpfe streckt einem in Steinbrück-Manier den Mittelfinger entgegen.

Künstlerinnen wie Jutta Oster haben sowieso ein Faible für Blau. „Genau meine Farbe“, habe sie ihr gesagt, berichtet Alexandra Bottenbruch. Jutta Oster hatte dann wieder Künstlerfreunde, die auch Blaues beizutragen hatten. Sogar der nepalesische Künstler Krishna Prakash Shah machte mit.

Vater Hans Hermann Bottenbruch steuerte Stücke bei

Besonders eindrucksvoll sind die großen Fotoarbeiten von Klaus Tamm, etwa eine Libelle oder ein Uhu in Nachtaufnahme, in tiefstes Blau gehüllt, das unnatürlich aussieht, aber völlig realistisch ist: Klaus Timm bearbeitet seine Fotos nicht nach. Es gibt eine Toteninsel-Variante des Klever Künstlers Sven Klar, aber auch Werke von Rainer Schmidt, Thomas Baumgärtel, Jo Mies, Fritz Dickgiesser und anderen. „Wir werden einige Werke im August austauschen“, plant die Galeristin.

Ein paar interessante Stücke hat ihr Vater beigesteuert, Hans Hermann Bottenbruch, kurz: Botti. Zum Beispiel ein dreidimensionales Bild voller Gesichter, alles blau getüncht, oder einen hübschen kleinen blauen Totenkopf. „Er wollte das erst nicht, aber ich habe ihm gesagt, es gebe keine Ausflüchte, ich will die Sachen zeigen.“ So mischen sich bekannte und unbekanntere Namen, dunkles Blau und Farbmischungen, die den Blauton auch schon wieder verlassen.

„Studio 20.21“ ist bei Kalkarer Kunstaktion dabei

Pläne für die nächsten Ausstellungen gibt es auch schon. So laufen Gespräche mit Karl-Martin Hartmann, der die sehr farbintensiven Fenster für St. Nicolai Kalkar entworfen hat. Und am Sonntag, 11. Juli, ist das „Studio 20.21“ auch bei der Aktion „Kunst in Kalkarer Gärten“ vertreten, die zwischen 12 und 18 Uhr an zwölf Orten in Kalkar stattfindet. Die aufmüpfigen Hörl-Schlümpfe zum Beispiel verlassen dafür ihre Plätze in der Galerie.

Ausstellungseröffnung ist am Samstag, 10. Juli, um 17 Uhr am Markt 6 in Kalkar. Es wird eine kleine Einführung geben. Wenn Corona es zulässt, ist im Verlauf der Ausstellungsmonate auch noch ein Vortrag von Harald Münzer über die Farbe Blau vorgesehen. Geöffnet hat die Galerie donnerstags bis sonntags von 12 bis 18 Uhr.