Kleve-Warbeyen. Bisher war es noch viel zu kalt und ungemütlich für die saftig-roten Leckerbissen. Das Wetter am Muttertag macht den Bauern aber Hoffnung.
Wer nicht gerade allergisch auf die roten Leckerbissen, die Erdbeeren, reagiert, der liebt in der Regel die kleinen Früchtchen. Die eigentlich keine sind. Vereinfacht gesagt sind es sogar eher Nüsschen, die die Erdbeerpflanze, die zur Unterfamilie der Rosengewächse zählt, ausbildet. Aber gleichgültig, wie man sie nennt, lecker bleibt lecker. Deswegen freuen sich alle Jahre wieder auch die Kreis Klever auf die Erdbeerzeit von Ende April bis Ende Juli. Gemeinsam mit dem Spargel ist die Saisonfrucht aus der Region dann sehr begehrt. Aber ähnlich wie auch das königliche Spargelgemüse hatte auch die Erdbeere mit der ungewöhnlich kalten Witterung zu kämpfen.
Beispielhaft für die vielen Erdbeeranbieter im Kleverland steht das Warbeyener Erdbeerparadies der Familie Arntz. Von den rund 40 kleinen Verkaufshäuschen konnte der Herr der Warbeyener Erdbeeren, Franz-Josef Arntz, bis zum Muttertag gerade einmal fünf aufstellen. Für mehr reichte das Angebot auch in der ersten Maiwoche noch nicht. „In diesem Jahr sind wir deutlich später mit der Ernte dran, als noch 2020. Fünf Tage später konnten wir aus dem Tunnel ernten und bis zu drei Wochen werden sich die Erdbeeren aus dem Freiland verzögern“, erklärt Fachmann Arntz, der den Regen zwar gut findet, aber die Temperaturen eben viel zu niedrig.
In ständigem Kontakt mit Hubert Reyers
Die Hege und Pflege der Erdbeeren unter dem Folientunnel nimmt viel Zeit und Sorgfalt in Anspruch. „Wir stehen ständig mit Hubert Reyers in Kontakt“, verrät Arntz. Denn der Kellener Wetterfachmann Reyers liegt mit seiner Wettervorhersage fast immer richtig. Das macht sein „Wetter am Niederrhein“ (www.wetter-niederrhein.de) zum wichtigsten Werkzeug vieler Spargel- und Erdbeerbauern. Die Vorhersagen waren bisher aber eben alles andere als sonnig. Soll heißen: „Auf – zu – auf – zu… Wir müssen immer wieder die Pflanztunnel auf den Erdbeerfeldern zumachen, wenn wir sie nach der Ernte geöffnet haben“, schildert Arntz.
Trotzdem, so der Erdbeer-Chef, hätte es viel schlimmer kommen können: „In anderen Teilen von NRW gab’s Frost. Dauert der an, dann wird’s ganz schlecht für die Ernte.“ Aber es gibt Hoffnung: Schließlich waren schon die Aussichten für den Muttertag sehr viel besser. Und erfüllten sich auch. Es war wohlig warm und auch sonnig für die Feldfrüchtchen. Auch wenn das Traumwetter erst einmal nur ein kurzer „Sommerausflug“ war: „Jetzt“, so ist sich Arntz aber sicher, „wird’s nicht mehr ganz so ungemütlich werden.“ Auch im vergangenen Jahr gab’s eine Durststrecke zu überwinden. Da war der April zwar herrlich warm und trocken, dafür gingen die Temperaturen im Mai acht Tage in den Keller und ließen die Erdbeerbauern um ihren Ertrag bangen.
90 Erntehelfer aus Rumänien
Täglich ist das gesamte Arntz-Team ab 6 Uhr auf den Beinen und bis abends auf den Feldern und in der Erdbeer-Logistik aktiv. Der Chef selbst steht meistens schon um 4.30 Uhr auf und wälzt Wetterberichte, liest die NRZ und Erdbeerfachberichte und plant die Belieferung der Verkaufsstände, die Einteilung der Arbeitskräfte und vieles mehr. Während die Verkaufsbüdchen mit heimischen Kräften (zumeist Studierende und Hausfrauen) besetzt sind, stehen Familie Arntz auf den Feldern Erntehelfer aus Rumänien zur Seite. „Wenn Ende Mai alle hier sind, haben wir bis zu 90 Rumänen da, die uns tatkräftig unterstützen. Zum heutigen Zeitpunkt sind es gerade mal 20“, erklärt Arntz. Alle sind mit den negativen Corona-Tests ausgestattet und unter ebensolchen Bedingungen im saisonalen Erntedienst aktiv.
Übrigens: Wer sich wundert, dass es an einigen Buden ganz besonders große rote Erdbeeren gibt, dem sei verraten: Sie stammen von den A-Blüten. Franz-Josef Arntz erklärt: „An den Kulturen, die erstmals tragen, bringen die ersten Blüten die größten Erdbeeren. Die Blüten an den Kulturen werden stets in A-, B- und C-Blüten eingeteilt. Die zuerst geerntet werden, stammen aus den A-Blüten. Das sind die größten. Dann werden an der gleichen Kultur die Produkte aus den B- (mittelgroß) und später C-Blüten (kleiner) gepflückt.“
Die Verkaufsbuden aus dem Erdbeerparadies Warbeyen stehen zurzeit hier: Spoykanal an der Hochschule, bei Swertz auf dem Parkplatz in Kleve, außerdem in Warbeyen (dort gibt’s auch Spargel), in Bedburg-Hau und Emmerich. Weitere werden folgen.