Kranenburg. Auf deutsche Bratwurst, Bratkartoffeln und Schnitzel verzichten, weil die Grenze dicht ist? Muss nicht sein: Peters aus Kranenburg liefert.

Die Idee ist im Grunde so einfach wie genial: Wenn der Kunde nicht zur Ware gelangen kann, dann kommt die Ware eben zum Kunden. Pommes Peters aus Kranenburg leistet in schwierigen Zeiten Schnitzelhilfe für hungrige Holländer: Bratwurst, Bratkartoffeln und Salat werden über die Grenze geschafft.

Die Entscheidung der Bundesregierung, die Niederlande zum Hochinzidenzland zu erklären und für Einreisen von dort einen negativen Test zu verlangen, weckte in der vergangenen Woche die Kreativität von Christina Lestang und Marcel Grames. Die beiden betreiben das Schnellrestaurant Peters an der Großen Straße in Kranenburg. Zu ihren wichtigen Stammkunden gehören viele Niederländer, die jetzt nicht mehr kommen. Zu groß wäre wohl der Aufwand, sich für ein Schnitzel testen lassen zu müssen.

Holländer blieben weg

„Wir haben erst mal das erste Wochenende mit der neuen Regelung abgewartet“, berichtet Geschäftsführer Marcel Grames, „und es war schlimm.“ Die Niederländer hätten einfach gefehlt. „Wir haben coronabedingt ohnehin Umsatzeinbrüche“, ergänzt Inhaberin Christina Lestang. Die fehlenden Holländer seien dann noch dazu gekommen. Die Idee, ihre Mahlzeiten am Wochenende mit dem Schnitzel-Taxi über die Grenze zu bringen war geboren. „Wir haben einfach gehofft, dass unser Angebot angenommen wird“, sagen die beiden 34-Jährigen, die ihren Plan zunächst auf Facebook kommunizierten.

Großes Interesse am Angebot

Spargel und Erdbeeren aus Elten

Auch auf der anderen Rheinseite sind die Geschäftsleute kreativ. Der Spargelhof Derksen aus Emmerich-Elten hat sich kurzerhand mit dem Grenzladen „De Hut“ in Lobith zusammengeschlossen.

De Hut verkauft nun Spargel und Erdbeeren von Derksen: „Wir vermissen unsere deutschen Kunden und Derksen seine Niederländer. Da arbeiten wird doch gerne auch mal zusammen“, sagst Pascal Mulder vom Grenzladen de Hut.

Schnell sei das mediale Interesse auf beiden Seiten der Grenze groß gewesen und aus der Idee ein „aufregendes Projekt“ geworden. Schon am ersten Wochenende gingen 65 Mahlzeiten über die Grenze. „Es läuft gut“, freuen sich Lestang und Grames, die den Transport bis zum Parkplatz am Reisebüro Hagemann in Wyler selbst übernehmen. Der Platz ist ideal, er liegt zum Teil auf deutscher, zum Teil auf niederländischer Seite. Die beiden Restaurantbetreiber lassen sich vorher testen, liefern das Essen an ihre Kunden, die dafür im Auto sitzen bleiben können. „Es funktioniert wie ein Drive-In“, beschreibt es Lestang. „Das Wichtigste für uns ist es aber, dass unser Produkt auch gut ist.“ Deshalb nehmen sie nur eine bestimmte Menge an Bestellungen entgegen.

Ausgeliefert wird das Essen gut verpackt freitags um 17.30 und um 18.30 Uhr, samstags und sonntags zusätzlich noch um 16.30 Uhr. Dafür müssen die niederländischen Kunden ihre Bestellung am gleichen Tag bis 15 Uhr aufgegeben haben.

Katastrophe Corona

„Wir hoffen auf diese Weise nicht nur den Kontakt zu unseren niederländischen Stammkunden erhalten zu können“, sagt Christina Lestang, „wir wollen natürlich auch unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiter beschäftigen können.“ Denn für die Branche sei Corona eine Katastrophe. „Es ist wichtig, das Personal zu halten“, unterstreicht die junge Unternehmerin. Wohl nicht zuletzt für die Zeit nach der Pandemie.