Kreis Kleve. Zahlreiche Niederländer, die im Kreis Kleve arbeiten, benötigen nun Corona-Testmöglichkeiten. Die Arbeitgeber müssen das jetzt irgendwie regeln.

Nadine Korschkot klingt verzweifelt am Telefon. Die Leiterin der Abteilung für Personalentwicklung des Emmericher Tierfutterherstellers H. von Gimborn erzählt, dass sie einen ganzen Vormittag damit zugebracht habe, für ihre niederländischen Kollegen Testmöglichkeiten aufzutun: „In Emmerich ist bis zum Wochenende alles dicht. Keine Chance.“ Dabei sind die Kollegen, die in den Niederlanden wohnen und bei von Gimborn arbeiten, seit Dienstag auf einen Test angewiesen.

Mitarbeiter für Testung qualifizieren

Schnelltest sind jetzt sehr gefragt.
Schnelltest sind jetzt sehr gefragt. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Beim Arbeitsmedizinischen Dienst Rhein-Ruhr (ASD), der in Kleve ein Zentrum unterhält und dem insgesamt 5000 Unternehmen angeschlossen sind, laufen die Drähte seit Dienstag heiß. Geschäftsführerin Petra Rettinghausen erklärt, dass sie mit ihren Kollegen zurzeit nichts anderes als Aufklärungsarbeit für Unternehmen leiste. Der ASD sei der größte Anbieter von arbeitsmedizinischen Leistungen in der Region und entsprechend werden in Kleve am Prinzenhof auch Tests durchgeführt. Über die Internetseite des ASD könne man Termine vereinbaren, die man auch kurzfristig erhalten: „Wir sind für unsere Unternehmen da“, sagt Rettinghausen.

In Betrieben, die mehrere Niederländer beschäftigt haben, lohne sich auch die Ausbildung eines Mitarbeiters zu einer qualifizierten Testperson. Der ASD biete entsprechende Seminare an, die gut 45 Minuten dauern. Nach dieser Schulung erhält der Mitarbeiter aus dem Unternehmen ein Zertifikat und kann Kollegen testen und ihnen auch eine Arbeitgeberbescheinigung ausstellen.

Müssen sich bald alle Arbeitnehmer testen lassen?

Petra Rettinghausen geht davon aus, dass vielleicht in Kürze nicht nur niederländische Arbeitnehmer sich testen lassen müssen, sondern alle Arbeitnehmer, die im Betrieb arbeiten. Entsprechende Signale der Kanzlerin habe man aufmerksam vernommen.

Ruth Keuken, Sprecherin des Kreises Kleve.
Ruth Keuken, Sprecherin des Kreises Kleve. © KB

Die gestiegene Testnachfrage registriert auch der Kreis Kleve. Seit Sonntag werde die Nummer des Corona-Telefons deutlich häufiger gewählt, berichtet Kreis-Sprecherin Ruth Keuken auf NRZ-Nachfrage. Der Kreis behält im Auge, ob die Testkapazitäten ausreichend vorhanden sind. Zurzeit würden in grenznahen Kommunen die Kapazitäten aufgestockt. Testzentren müssen zuvor vom Kreisgesundheitsamt genehmigt werden. Dabei gehe es in erster Linie um die Einhaltung von Qualitäten.

15.000 Grenzpendler täglich

Auch Andreas Kochs, stellvertretender Geschäftsführer der Euregio Rhein-Waal in Kleve, stellt ein sehr hohes Informationsbedürfnis fest. Am Dienstag sei die Seite der Euregio Rhein-Waal 20.000 Mal aufgerufen worden. Täglich gingen gut 200 telefonische Anrufe ein. Viele Menschen wollen wissen, welche Regelungen nun für Grenzpendler gelten und wo man sich testen lassen kann. In der Euregio Rhein-Waal gebe es 15.000 Arbeitnehmer, die täglich über die Grenze pendeln: „Das ist nicht gerade wenig“, sagt Kochs.

Am Donnerstagvormittag gab es einen Informationsaustausch zwischen dem niederländischen Innenministerium und der NRW-Regierung. Die Landesregierung sollte noch einmal erläutern, welche Auswirkungen die neue Verordnung mit sich bringt. Auch sollte die Regierung darlegen, wie Niederländer sich testen lassen können.

Viele Fragen bleiben offen

Sjaak Kamps, Geschäftsführer der Euregio Rhein-Waal, sieht auch nach diesem Gespräch, an dem er teilgenommen hat, weiterhin viele Fragen offen: Vor allem die Testmöglichkeiten in den Niederlanden seien teuer: Für Arbeitnehmer oder Studierende sei dies eine enorme Einschränkung. Der grenzüberschreitende Einzelhandel komme mit der jetzigen Regelung quasi zum Erliegen: „Das ist ganz schlecht geregelt“, sagt Kamps.

Kritisch sieht er auch die unterschiedlichen Diskussionen in den Ländern. Während man in Deutschland einen weiteren Lockdown anpeilt, will man in den Niederlanden nach dem 21. April lockern. Mit Testungen sollen hier weitere Öffnungen möglich sein.

In den Niederlanden ist es teurer

Doch warum sind die Tests in den Niederlanden so teuer? Toine de Klerk ist Unternehmenssprecher von „Spoedtest.nl“, einem der größten privaten Testanbieter in den Niederlanden. 60 Teststationen unterhält das Unternehmen im Nachbarland. De Klerk betont, dass man flächendeckend schnell einen Test erhalten könne: „Wenn Sie jetzt online einen Termin vereinbaren, dann können Sie heute noch getestet werden.“

Allerdings kostet ein qualifizierter PCR-Test 139 Euro und ein Schnelltest 69 Euro. Dazu gibt es das entsprechende Zertifikat. In Deutschland ist dies deutlich günstiger. Hier bieten private Anbieter – etwa in Emmerich – Schnelltests für 25 Euro an und PCR-Tests für 70 Euro, inklusive Testat.

Toine de Klerk erklärt, dass der Test im Einkauf zehn bis 15 Euro kosten mag, aber damit allein sei es nicht getan. Kosten für Personal, Miete, Labore, Verwaltung, Schulung von Personal müssten hinzugerechnet werden. „Das kostet alles Geld“, sagt er. De Klerk geht davon aus, dass die Grenzpendlerregelung nicht lange dauern wird: „In den Niederlanden bewegen wir uns in die richtige Richtung. Wir reden über Lockerungen und die Zahl der Neuansteckungen ist rückläufig.“

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