Kleve. Die Pfarrer des Dekanats Kleve richten sich gegen die Beschlüsse der Glaubenskongregation. Sie wollen eine Neubewertung der Homosexualität.

Die jüngsten Beschlüsse der römischen Glaubenskongregation der katholischen Kirche stoßen nicht nur in der breiten Bevölkerung auf völliges Unverständnis, auch die Pfarrer des Dekanates Kleve äußern sich jetzt kritisch zu dem Beschluss, homosexuelle Paare nicht segnen zu dürfen. Sie schließen sich den Forderungen des Weihbischofes Franz-Josef Overbeck aus Essen an: „Es braucht eine ernsthafte und zutiefst wertschätzende Neubewertung der Homosexualität in unserer Kirche, damit es für die vielen Menschen mit gleichgeschlechtlicher Orientierung zu einer überfälligen Befreiung aus immensen Leidensgeschichten in Vergangenheit und Gegenwart kommen kann.“

Keine Segnung für Homosexuelle

Johannes Mecking vor der Stiftskirche.
Johannes Mecking vor der Stiftskirche. © NRZ | Astrid Hoyer-Holderberg

Wie berichtet, hatte die Glaubenskongregation am Montag vergangener Woche beschlossen, dass es nicht erlaubt sei „Beziehungen oder selbst stabilen Partnerschaften einen Segen zu erteilen, die eine sexuelle Praxis außerhalb der Ehe (das heißt außerhalb einer unauflöslichen Verbindung eines Mannes und einer Frau, die an sich für die Lebensweitergabe offen ist) einschließen, wie dies bei Verbindungen von Personen gleichen Geschlechts der Fall ist.“

Viele Katholiken ärgern sich darüber, da sie nicht verstehen können, dass Pfarrer Autos, Straßen, Brücken oder andere Gegenstände oder Tiere segnen dürfen – aber keine Menschen.

Zweiseitige Erklärung für eine neue Sicht auf Homosexualität

Die Pfarrer der Gemeinden St. Mariä Himmelfahrt Kleve (Johannes Mecking), die Heilige Familie Materborn (Philip Peters), St. Antonius Abbas Kranenburg (Jörg Monier), Johannes der Täufer Bedburg-Hau (Theo Kröll) und die Seelsorgeeinheiten in Kranenburg (Christoph Scholten) formulierten am Wochenende eine zweiseitige Erklärung. Darin teilen sie ihren Wunsch mit, allen Menschen die Botschaft Jesu vermitteln zu können und allen Menschen den Segen Gottes spenden zu dürfen.

Christoph Scholten, Kranenburg.
Christoph Scholten, Kranenburg. © NRZ | Marc Albers

Mecking, Peters, Monier, Kröll und Scholten teilen die katholische Lehre, dass eine eheliche Lebensgemeinschaft nur Mann und Frau vorbehalten sein darf und besonders geschützt werden müsse. „Wir sind aber der Überzeugung, dass Segensfeiern für Paare, die für ihre homosexuelle Partnerschaft um Gottes Segen bitten, dem nicht widersprechen.“ Es werden bereits seit vielen Jahren Segensfeiern am Valentinstag angeboten, die von hetero- und homosexuellen Paaren angenommen werden. „Wir sehen nicht, wie die Ehe von Mann und Frau durch eine Ablehnung von Segensfeiern für Paare gefördert werden könnte, die in nicht-ehelichen - hetero- wie homosexuellen - Lebensgemeinschaften Partnerschaft, Liebe und Treue leben und um Gottes Segen bitten.“

Die Kirche müsste ihre Sicht auf Sexualität erweitern

Die fünf örtlichen Pfarrer zitieren aus dem Schreiben des Essener Bischofs Franz-Josef Overbeck, der viele Jahre auch Weihbischof in Münster war und dort auch ein Studentenwohnheim geleitet hat. Demnach verlange die Lehre der Kirche dringend eine erweiterte Sichtweise auf die menschliche Sexualität. Die Erkenntnisse der Humanwissenschaften und die Erfahrungen der Seelsorge müssten viel stärker berücksichtigt werden.

Das römische Schreiben der Glaubenskongregation lehne die heutigen Entwicklungen hingegen strikt ab. Sowohl theologische als auch humanwissenschaftliche Erkenntnisse weisen in eine andere Richtung, so die Pfarrer.

Sie betonen in ihrem Schreiben, dass man zeigen solle, dass Gott auch in homosexuellen Beziehungen gegenwärtig ist.

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