Kreis Kleve. Ein Blick in die Niederlande zeigt, wo das Problem liegt: In Deutschland hat man nicht schnell und entschlossen genug gehandelt.

Natürlich ist es einfach, angesichts der Straßenbilder aus den Niederlanden, mit dem Finger auf die deutschen Straßenmeistereien zu zeigen und zu fragen: Warum bekommt ihr das nicht auch so hin? Ja, und die Erkenntnis ist angesichts der anhaltend katastrophalen Straßenzustände schmerzhaft: Die Holländer hatten das Schläfchen im wahrsten Sinne früher beendet.

Auch die deutschen Winterdienstler geben alles

Ganz gewiss: Auch die deutschen Mitarbeiter im Winterdienst geben gerade alles und arbeiten bis zur Erschöpfung. Aber das Problem ist nicht die Einsatzbereitschaft, das Problem ist die Strategie. Auf deutschen Straßen wurde – für alle jetzt sichtbar – zu spät und zu wenig reagiert. Um es mit Finanzminister Olaf Scholz zu sagen: Man hätte bereits am Samstagabend die Bazooka auspacken müssen: Präventiv Salz streuen, mit Einsetzen der Schneefälle die Hauptstraßen räumen und dann durchgehend dranbleiben – 24 Stunden lang. Die Holländer haben dies erkannt, die Deutschen leider nicht. Folge: Auch am sechsten Tag nach den Schneefällen wünscht man sich in Kleve auf eisbedeckten Straßen noch einen „Guten Rutsch!“, in Groesbeek hieß es schon am Montag: „Gute Fahrt!“.

Man darf hoffen, dass diese Lehrstunde auch wirklich eine ist. Bockig den Kopf in den Schnee stecken und sich über Kritik ärgern, bringt nichts. Es ist auch keinem damit gedient, den Winterdienst über den grünen Klee zu loben, wie SPD-Ratsvertreter in Kleve dies jüngst getan haben: Für alle Autofahrer ist ersichtlich, dass der Winterdienst auf Landes-, Kreis- und kommunaler Ebene in seiner strategischen Ausrichtung versagt hat. Schönreden bringt da nichts – es muss über Änderungen diskutiert werden.

Am mangelnden Personaleinsatz liegt es nicht

Und diese fangen bei Konzepten an. Wer sich die Grundlagen für den Winterdienst in Nimwegen durchliest, der erkennt eine klare Strategie: Priorisierung der Straßen, zeitliche Ablaufpläne und klare zeitliche Vorgaben für Zielmarken, Einsatz der Mittel, Einsatz des Personals. Alles kann vorab bestimmt werden. Pläne mit Priorisierungen für Straßen und Personal gibt es natürlich auch in den deutschen Büros. Nur müssen diese offenbar geschärft und auch in die Praxis umgesetzt werden. Am Personal kann es nicht liegen: Allein die Stadt Kleve hat jetzt 100 Mann eingesetzt. Viel mehr sind es im Nachbarland auch nicht. Der zeitliche Einsatz der Mittel ist entscheidend.

Die Politik auf Landes-, Kreis- und kommunaler Ebene muss dieses Thema angehen. Solche Schneefälle sind zwar selten, aber die Auswirkungen sind katastrophal. Es ist ein Wunder, dass auf diesen Eispisten nicht noch mehr Unfälle geschehen sind.

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