Kreis Kleve. Bauern gegen den Flockdown: Sie helfen mit ihren Traktoren beim Schneeräumen, ziehen Autos aus dem Graben oder bringen sogar Essen auf Rädern.

Hans-Theo Hoffmann und Hund Luna.
Hans-Theo Hoffmann und Hund Luna. © Unbekannt | Anke Gellert-Helpenstein

Der Wintereinbruch der vergangenen Tage hat so viel Schnee gebracht wie seit zehn Jahren nicht. Die Streufahrzeuge der Städte und Gemeinden im Kreis Kleve sind seit dem Wochenende im Dauerdienst. Trotzdem konnten und können sie nicht überall dort sein, wo ihre Hilfe benötigt wird. Vielerorts sind die Landwirte mit ihren schweren Traktoren und Radladern nicht nur eingesprungen, sondern haben bei der Räumung kleiner Nebenstraßen, Zufahrten oder eingeschneiter Grundstücke tatkräftige Hilfe geleistet. Sie haben außerdem so manches vom Weg abgekommene Fahrzeug aus Schneewehen oder Gräben gezogen.

„Wenn man auf dem Land wohnt, ist das selbstverständlich“

„Wenn man auf dem Land wohnt, ist das selbstverständlich,“, findet Elmar Hannen, Landwirt aus Kleve-Reichswalde. Er und seine Kollegen haben so einige Autos auf der langgezogenen Dr.-Engelsstraße „rausgezogen“. „Jeder, der einen Traktor hat, hat geholfen“, berichtet er. Dankbar seien die Nachbarn auch gewesen, wenn man sie beim Wegräumen der Schneeverwehungen vor ihren Einfahrten unterstützt habe.

Bauern gegen den Flockdown - die Arbeit ist umfangreich.
Bauern gegen den Flockdown - die Arbeit ist umfangreich. © Unbekannt | Anke Gellert-Helpenstein

Er habe so einige Anrufe bekommen, erzählt Andreas Braam, dessen Hof am Hettsteeg in Kranenburg liegt. In „seiner“ Straße habe er ohnehin räumen müssen und dort geholfen, wo es nötig gewesen sei. „Die Fahrzeuge, die in der Landwirtschaft gebraucht werden, sind für die momentane Situation gerade richtig“, weiß Braam.

Mülltonnen der Nachbarn zur Straße gezogen

Auch Johannes Schlaghecken hat jede Menge Nachbarschaftshilfe geleistet, um Anliegern zum Beispiel zu ermöglichen, ihren Dienst antreten oder von dort nach Hause zurück zu können. „Wir haben dafür mehrere Einfahrten frei gezogen, erzählt der Huisberdener Landwirt. Und auch wenn sie wegen des Winterwetters letztlich gar nicht geleert wurden, etliche Mülltonnen für seine Nachbarn zur Hauptstraße Schlenk transportiert.

Auch einige Autos haben sein Sohn und er befreit. Er selbst hoffte am Dienstag darauf, dass der Milchlaster es noch auf seinen Hof schaffen würde.

Franz-Josef Arntz vom Warbeyener Erdbeerparadies hat mit seinem Schlepper geräumt, die Zufahrt zu einem Firmengelände frei geschoben, die Strecke bis zum Oraniendeich von den Schneemassen befreit. „Wir haben in unserem Umfeld Hilfe geleistet und unsere Nachbarn unterstützt. Vielleicht, so hofft er, „können wir darauf mal zurückgreifen, wenn wir selbst Hilfe brauchen.“

Seine Sorge gilt gerade seinen Erdbeeren. Zwar sei es für die Pflanzen überlebenswichtig, dass sie gerade von einer dicken Schneeschicht bedeckt seien, „sie würden bei diesen Temperaturen sonst erfrieren“, dennoch deckt er sie zusätzlich noch mit einem schützenden Vlies ab. Kümmern müsse er sich außerdem um einige der Gebäude: „Wenn der Frost weiter so andauert, könnten Leitungen zufrieren.“

„Wir leben vom Verbraucher und können so ein Zeichen setzen“

Michael Seegers bewegt seit dem Wochenende seinen Teleskoplader durch die Kalkarer Ortschaften und befreit Kalkar, Altkalkar oder Niedermörmter vom Schnee. „Hier kommt der Straßendienst nicht mehr durch“, sagt Seegers. Dass nun viele Landwirte mit ihm im Wintereinsatz sind, sei „eine selbstverständliche Aufgabe“, findet der Landwirt aus Hanselaer. „Wir leben vom Verbraucher und können so ein Zeichen setzen.“

Und das Engagement der Kalkarer Bauern ist groß. Gerade erst habe er erfahren, dass zwei von ihnen sogar die sonst gerade kaum mögliche Anlieferung von Essen auf Rädern übernommen haben. „Wir wollen ganz einfach, dass den Menschen geholfen wird“, sagt der Sprecher der Kreisbauernschaft, „wir wollen aber auch, dass gesehen wird, dass wir als Landwirte gute Arbeit machen.“

Schnee ist auch nur Wasser und hilft dem Boden

Für ihren teils stundenlangen Einsatz sind die Menschen den Landwirten sehr dankbar, schenkten Glühwein oder Mozartkugeln, gaben kleine Geldbeträge – vielleicht für ein sommerliches Grillfest für alle Helfer, überlegt Michael Seegers.

Auch Hans-Theo Hoffmann, von Hund Luna begleitet, macht mit bei der jahreszeitlich bedingten Aktion „Bauern gegen den Flockdown“. Er räumte die bis zur Hüfte reichenden Schneewehen auf dem Lookerhof in Keppeln fort. Auf städtische Raumfahrzeuge kann man hier lange warten. Hans-Theo Hoffmann: „Schnee ist auch nur Wasser. Er hilft uns Bauern enorm, weil er zur Erholung des Wasserhaushalts im Boden ganz erheblich beitragen wird.“