Kreis Kleve. Kreisverwaltung zeigt sich aufgeschlossen für dezentrale Lösungen. Wählergemeinschaften beantragen Impfbus, die FDP ein zweites Impfzentrum.

Einen Impfbus, der übers Land fährt, regen die Vereinigten Wählergemeinschaften im Kreis Kleve an. Ein zusätzliches Impfzentrum im Südkreis ist Vorschlag der Kreis-FDP. Die Kreisverwaltung zeigt sich generell aufgeschlossen, weitere Handlungsoptionen zu prüfen und würde dezentrale Lösungen begrüßen.

Die mobile Lösung eines Impfbusses, zusätzlich zum Impfzentrum, schauen die Vereinigten Wählergemeinschaften im Kreis Kleve aus anderen Bundesländern ab. Die Wählergemeinschaften schlagen als Ausstattung für einen Bus vor: Eingang durch ein Zelt für Datenabgleich und Desinfektion. Im Bus vorn Impfaufklärung, in der Mitte Impfung in einer Impfkabine. Im hinteren Bereich Nachkontrolle, Ruhezone. Ausstieg hinten. Selbstverständlich habe solch ein Bus einen Kühlschrank, in dem die Dosen auf minus 70 Gad gekühlt würden.

Anderswo melden sich Bürger über eine lokale Hotline an

Vorbilder gibt’s in anderen Bundesländern wie Sachsen oder Bayern: In Nürnberg bilden seit Anfang Januar ambulante Intensivpflege, Rettungsdienst und eine Transportfirma für Pharmatransporte das medizinische Team. Täglich hundert Menschen sollen in bestimmten Stadtteilen geimpft werden. Bürger melden sich über eine Hotline der Stadt an.

Die Kreistagsgruppe der Vereinigten Wählergemeinschaften hat im Kreistag einen entsprechenden Antrag gestellt. Den Standort des Impfzentrums in Kalkar hielten besonders Bürger aus den Südkreis-Kommunen „für unglücklich“, sagt der Vorsitzende Ralf Janssen. ÖPNV-Anbindungen seien schlecht, bedeuteten teils über eine Stunde Anfahrt. „Unzumutbar“, findet Janssen. Dagegen sei eine mobile Impfbus-Lösung auch später von Vorteil, wenn die restliche Bevölkerung geimpft werden solle. Impftermine, so stellt er sich vor, könnten in Zusammenarbeit mit Einwohnermeldeämtern oder einer Hotline des Kreisgesundheitsamtes vergeben werden. Laut Kreistagsmitglied Patricia Gerlings-Hellmanns erhoffen sich die Wählergemeinschaften, dass durch die schnelle Erreichbarkeit eines Impfbusses vor Ort die Impfbereitschaft steige.

Ein zweites Impfzentrum fordert dagegen die FDP in einem Antrag an den Kreis. Denn „durch den verzögerten Impfstart ist es nicht möglich, bis zum 21. September nur über das Impfzentrum in Kalkar, selbst bei voller Auslastung, allen Bürgerinnen und Bürgern des Kreises Kleve ein Impfangebot zu machen“, meint Fraktionsvorsitzender Prof. Dr. Ralf Klapdor. Generell überzeuge die Anbindung an das Impfzentrum Kalkar über Mitfahrbörsen nicht, sagt der Pressesprecher der FDP-Fraktion Kay Ehrhardt aus Rheurdt. Die FDP habe schon im Dezember ein Erreichbarkeitskonzept vom Kreis eingefordert, erinnert er.

Gesundheitsminister: „Natürlich bin ich für dezentrales Impfen“

Inwiefern sind Kreis oder Landesministerium für die Idee eines Impfbusses offen?

Auf NRZ-Anfrage antwortet die Kreisverwaltung Kleve: „Der Kreis Kleve steht auch nach der schon im Dezember gemeldeten Betriebsbereitschaft seines Impfzentrums in der HanseHalle Grieth in Kalkar weiterhin in einem stetigen Prozess, auch beim Thema Corona-Schutzimpfung weitere Handlungsoptionen zu prüfen und mögliche Vorbereitungen so zu treffen, diese ggf. auch kurzfristig umsetzen zu können.“ Doch erst müsse eine Realisierung sicher sein. Zusätzliche, dezentrale Impfungen kreisweit würde der Kreis „sehr begrüßen. Dies liegt jedoch nicht allein in der Entscheidungsbefugnis von Kreisen. Zurzeit sind solche Alternativen seitens der Landesregierung NRW nicht vorgesehen.“ Weil der Impfstoff knapp ist, könne das Land NRW zunächst ausschließlich teil- und vollstationäre Pflegeeinrichtungen, Kliniken und ab dem 8. Februar Impfzentren beliefen.

Das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales konnte auf NRZ-Anfrage aktuell die Antwort nicht konkretisieren, aber vorige Woche Mittwoch hatte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann in der Aktuellen Stunde im Landtag gesagt: „Natürlich bin ich für dezentrales Impfen“, ob in Impfbussen oder Schwerpunkt-Praxen, „müssen wir prüfen“.