Emmerich. Schlechte Internetleitungen, fehlende IT-Sicherheit, mangelnde Arbeitsbedingungen zu Hause - Homeoffice ist nicht so einfach möglich.

Mehr Mitarbeiter ins Homeoffice. Die Forderung der Bundesregierung, dass die Unternehmen in Deutschland mehr Homeoffice-Arbeitsplätze bereitstellen sollen. Doch so einfach geht das nicht. Drei Unternehmen berichten von ihren Schwierigkeiten:

Christina Berndsen vom Baubetrieb Berndsen in Emmerich würde gerne ins Homeoffice gehen, doch es scheitert durch ihren Wohnort in Hüthum schlicht an der Internetleistung. "Wir haben zu Hause schon seit Jahren unseren Computer entsorgt", sagt sie. "Homeoffice ist bei uns überhaupt nicht möglich. Ich finde es eine Unverschämtheit, dass der Ausbau so schleppend voran geht. Jeder in Emmerich sollte das Recht auf Internet haben." Obwohl das Tiefbauunternehmen angeboten hat, die Leitungen zu verlegen, seien weder die Deutsche Telekom noch die Deutsche Glasfaser daran interessiert. Berndsen steht bereits mit der Emmericher Stadtverwaltung im Austausch zu diesem Thema.

Homeoffice ist auch eine Frage der IT-Sicherheit

Dass Homeoffice auch in Büroberufen nicht immer einfach umzusetzen ist, zeigt das Beispiel der Sparkasse. Vorstand Michael Wolters macht darauf aufmerksam, dass in seiner Branche vor allem auch die IT-Sicherheit gewährleistet sein muss. Es nütze nichts, wenn man Mitarbeiter nach Hause schickt und im privaten Umfeld möglicherweise ein schlechter abgesichertes Netz besteht. Die Sicherheit der Kundendaten habe an dieser Stelle absoluten Vorrang. Auch den persönlichen Kontakt zu den Kunden könne man nicht so schnell aufheben. "Und auch die Mitarbeiter müssen zu Hause überhaupt die Bedingungen für einen Arbeitsplatz haben", erinnert Wolters. 

Bei der Deutschen Giessdraht wird Homeoffice bereits da genutzt, wo es möglich ist. Geschäftsführer Alexander Khoury begrüßt die Möglichkeit zur Einschränkung von Kontakten. 50 bis 60 Prozent der Mitarbeiter, die Homeoffice nutzen können, würden dies auch tun. "Ich denke, dass die Unternehmen ein starkes Eigeninteresse daran haben, die Kontakte zu reduzieren", sagt Khoury. Technisch sei das Arbeiten zu Hause kein Problem. 

Hälfte der Emmericher Stadtverwaltung kann Homeoffice nutzen

In der Emmericher Stadtverwaltung können mittlerweile 102 Mitarbeiter das Homeoffice nutzen. Sie wurden in diesem Jahr mit einem Laptop ausgestattet, den sie auch zu Hause nutzen dürfen, um dann via VPN-Zugang auf dem städtischen Server arbeiten zu können. "Corona hat uns einen enormen digitalen Schub gegeben", sagt Stadtsprecher Tim Terhorst, der vor allem die Leistung der vier Kollegen und den Auszubildenden aus der IT-Abteilung hervorhebt: "Für sie war das eine enorme Kraftanstrengung."

Neue Standrechner werden in der Emmericher Verwaltung kaum noch angeschafft. "Wir kaufen nach Möglichkeit nur noch Laptops", sagt Terhorst. 20 weitere Geräte habe man jetzt in Auftrag gegeben, sodass die Hälfte der Kernverwaltung zu Hause arbeiten kann. "Die möglichen Vorgaben von Bund oder Land werden wir wohl einhalten können", vermutet der Stadtsprecher.

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