Kreis Kleve. Die Agentur für Arbeit registrierte 2020 im Kreis Kleve insgesamt 3267 Unternehmensanzeigen auf Kurzarbeit. Es waren 34.229 Personen betroffen.

Die Zahl der Arbeitslosen hat sich im Kreis Kleve dank der Kurzarbeiterregelung im vergangenen Jahr moderat entwickelt. Die Bundesagentur für Arbeit zog am Dienstag eine Bilanz des Corona-Jahres 2020: "Die Kurzarbeit hat uns gerettet".

Im Jahresdurchschnitt waren 2020 gut 9145 Menschen arbeitslos (Arbeitslosenquote 5,5 Prozent). Im Jahr zuvor waren es 8592 (Quote 5,2). "2020 war für uns alle ein besonderes Jahr", so Agenturleiterin Barbara Ossyra. "Der Arbeitsmarkt ist durch die Pandemie unter Druck geraten". Allerdings ist er auch nicht zusammengebrochen - dank der Kurzarbeitergelder.

15.000 Arbeitnehmer in Kurzarbeit

Im April habe es eine bis dahin ungekannte Anmeldewelle gegeben. 1879 Unternehmer aus dem Kreis Kleve haben für gut 19.500 Arbeitnehmer einen Antrag auf Kurzarbeitergeld gestellt. Am Ende haben diesen immerhin knapp 15.000 Arbeitnehmer allein im Monat April auch beanspruchen müssen. Im Agenturgebiet Wesel sei jeder 7. Arbeitnehmer in Kurzarbeit gewesen, so die Agentur. "Das ist sehr, sehr viel", sagte Barbara Ossyra. Eine hohe Nachfrage gab es in den bekannten Branchen Gastronomie, Einzelhandel, Dienstleistungen (etwa Frisöre) und die verarbeitende Metall- und Elektroindustrie.

Die Auszahlung des Kurzarbeitergeldes wird von der Arbeitsagentur auch mit den tatsächlichen Zahlen kontrolliert. Sowohl monatlich als auch jährlich müssen die Betriebe vorlegen, dass sie tatsächlich entsprechende Umsatzeinbußen hatten und die Einführung der Kurzarbeit dadurch auch gerechtfertigt ist.

Viele Beratungsgespräche bei der Arbeitsagentur

Die Pandemie hat der Arbeitsagentur eine Menge Mehrarbeit beschert. Nahezu der gesamte Betrieb musste online geregelt werden. Die Arbeitsvermittlung und der Arbeitgeberservice wurden mit einer Hotline angeboten. Mitarbeiter anderer Abteilungen wurden für diese Arbeit zusätzlich abgestellt. In der Spitze habe man 120 Mitarbeiter am Telefon gehabt, um die wöchentlich 1900 Anrufe abarbeiten zu können.

Viele Arbeitgeber galt es zu betreuen, die oft verunsichert waren, welche Schritte zur Antragsstellung sie gehen mussten. Um den elektronischen Service auszuweiten wurden zusätzliche Apps entwickelt, um eine Antragshilfe für Kurzarbeit zu gewährleisten. "Der Beratungsbedarf hat enorm zugenommen", sagt Kevin Hebink von der Arbeitsagentur.

24 Prozent weniger freie Stellen wurden gemeldet

Die Pandemie und die damit einhergehenden Kontaktbeschränkungen haben auch dazu geführt, dass deutlich weniger freie Stellen gemeldet wurden. Im Kreis Kleve waren es insgesamt 4478 neue Stellen, 1420 weniger als im Jahr zuvor (-24 Prozent). "Wir haben einen kräftigen Einbruch erlebt", sagt Hebink.

Corona hat in der Wirtschaft viele Probleme aufgedeckt. Gerade Handwerksbetriebe hätten schmerzlich feststellen müssen, dass sie digital noch zu schlecht aufgestellt sind. Der Kontakt zu Jugendlichen sei enorm schwer gewesen. Die Agentur rät daher gerade den Handwerksbetrieben, sich digitaler besser aufzustellen. YouTube, Facebook und Instagram dürften keine Fremdworte mehr sein, wenn man Jugendliche ansprechen möchte.

Herausforderung Fachkräftemangel

Die Herausforderungen für 2021 seien ähnlich wie die für 2020. Barbara Ossyra sieht nach wie vor eine Verstärkung des Fachkräftemangels. Arbeitgeber müssten sich deutlich mehr anstrengen, um gute Leute zu bekommen. Die Krise habe wieder einmal gezeigt, dass Arbeitnehmer mit geringen Qualifikationen am schnellsten entlassen werden. Eine Weiterqualifizierung von Personal könne man gut mit der Kurzarbeit verbinden. Hier müssten sich Arbeitgeber stärker bewegen.