Kreis Kleve. Tausende holten sich im Kreis Kleve kostenlose Masken, um sich vor der Corona-Pandemie zu schützen. Ministerium überraschte mit Anforderungen.
Es herrschte gereizte Stimmung und das, obwohl die Innenstadt am Tag vor dem Lockdown recht leer war. So manche Beschimpfung haben sich Apotheker gestern gefallen lassen müssen. Völlig fremde Kunden, zum Teil aus anderen Städten, forderten kostenlose FFP2-Masken zum Schutz vor der Covid-19-Pandemie: jetzt und sofort und drei Stück, sie hätten ein Anrecht darauf. Innerhalb von vier Stunden am Dienstagvormittag waren bei vielen Apotheken eine dreistellige und vierstellige Anzahl der weißen Masken ausgegeben.
Mit einem Zettel im Fenster informierte die Rhein-Maas-Apotheke in Kleve Laufkundschaft, dass die kostenlosen Masken vergriffen waren. Zwar haben Menschen ab 60 Jahren und jüngere Vorerkrankte bis 6. Januar Anrecht auf diesen Mundschutz, aber „Organtransplantierte und Lungenkranke stehen nicht in der ersten Reihe. Die Solidarität unter den Kunden fehlt“, bedauert Inhaberin Beate Steinberg.
Die 19.000 Apotheken in Deutschland wurden vorige Woche vom Ministerium mit der Nachricht überrascht, dass sie sich selbst um die Beschaffung der Millionen FFP2-Masken beim Großhandel kümmern müssen. „Die Nachricht kam wie ein Tsunami über uns“, gesteht Heidrun Feldbaum, Inhaberin der Adler-Apotheke in Kleve. Sei erlebt parallel die gestresst-ungeduldigen, aber auch zaghaft fragende Kunden.
Sich und Mitmenschen schützen
In Goch-Pfalzdorf standen Menschen vor der Dorf-Apotheke Schlange. Apotheker Bastian Schlotmann hat schon zur Hälfte des Arbeitstages an 1000 Personen Masken ausgegeben. Er hat mit diesem Ansturm auch gerechnet: „Das war abzusehen, dass viele Menschen diese Masken haben wollen.“
Auch in nächsten Tagen werde es Schlangen von den Apotheker-Türen geben, ist er sicher. Schlotmann hat seinen Keller entsprechend gut gefüllt und hofft damit auch bis Januar hinzukommen.
Wer die Maske richtig trage, der sei einigermaßen gegen Corona geschützt, sagt Schlotmann. Die FFP2-Masken hätten in Versuchen gezeigt, dass sie nicht nur die Mitmenschen schützen, sondern auch den Träger selbst.
Und die Abrechnung wird auch noch kompliziert
Zu allem Stress ist die Abrechnung der Masken zwischen Apotheken und Bundesministerium wegen der schnellen Umsetzung noch kompliziert, sagt Schlotmann. Für Januar und Februar geben es dann ein Gutscheinsystem, welches von den Krankenkassen ausgegeben werde.
„Statt fälschungssichere Bedarfsscheine zu drucken, können die besser sechs Masken an Berechtigte verschicken“, schlägt die stellvertretende Kreisvertrauens-Apothekerin Silke Hans (am Markt Linde in Kleve) vor. „Wir sind alle richtig stinkig“, kennt sie den Ärger der Berufskollegen. Die Kreis Klever Apotheker hatten sich eigentlich abgesprochen, ab Mittwoch den FFP2-Mund-Nasen-Schutz auszugeben, weil die Verordnung Dienstagnachmittag veröffentlicht wurde – doch sie galt dann plötzlich per Eildekret rückwirkend. Prompt standen bei ihr Dienstagfrüh und fünf vor acht die ersten sechs Kunden Schlange.