Kleve. Die Stadt prüft für das denkmalgeschützte Gebäude der Margarine-Union eine andere Gewichtung. Seit Jahren werden vergeblich Nutzer gesucht.
Seit Jahren wird versucht, den riesigen Gebäudekomplex der „Rama“, sprich: der alten Union Deutsche Lebensmittelwerke in Kleve zu beleben. „Da ist Bewegung drin“, versichert aktuell Projektentwickler Stefan Hinsen der NRZ – allerdings sagt er das auch schon seit Jahren. Nun prüft die Verwaltung eine Umnutzung zu ermöglichen, die das riesige Areal an der van-den-Bergh-Straße trotz seiner Denkmal-Auflagen schneller an Interessenten bringen soll.
Ein Schmuckstück könnte das denkmalgeschützte Union-Gebäude gegenüber dem Bahnhof in der Unterstadt sein. Die Verwaltung sucht darum ein neue Art von Lösung. „Wir überlegen, das ganze Gebiet anders zu kategorisieren“, antwortet Baudezernent Jürgen Rauer der NRZ auf Anfrage. Im Bebauungsplan, der noch nicht rechtskräftig ist, könnte man noch etwas ändern. Die Politik wird gefragt sein.
Die Idee: Derzeit besteht hier ein „Mischgebiet“, in dem sich laut Baugesetz im Besatz gleichrangig Wohnen und Gewerbe die Waage halten müssen. Nun entstanden aber links und rechts die großen Wohnkomplexe Op de Botter (Zevens Grundbesitz) und das gerade wachsende Flora-Quartier (Investor Herbert van Bebber, Kalkar). Bliebe für Margarine-Union eigentlich nur noch Gewerbe übrig.
Neues Instrument: urbanes Mischgebiet
Aber seit rund drei Jahren erlaubt der Gesetzgeber ein neues Instrument: urbanes Mischgebiet. Darin darf enger und höher gebaut werde – wie es in Kleve an Lohstätte und Unterer Herzogstraße bereits umgesetzt wurde. Und was im mehrstöckigen Union-Gebäude zwangsläufig so wäre. „Es darf der Schwerpunkt auf Wohnen gelegt werden“, beschreibt Rauer. Dennoch würden die Emmissionsschutz-Regeln wie für ein Mischgebiet gelten. Die Unilever-Produktion der „Rama-Cremefine“ nebenan stört also nicht. Rauer: „Die Stadt prüft das aber erst intern, ob die Möglichkeit besteht.“ Wenn dem so wäre, sind politische Entscheidungen nötig.
Eine Sorge, dass in der Unterstadt zu eng und zu hoch gebaut werde, hat Jürgen Rauer nicht. Seiner Kenntnis nach seien die Mieter Op de Botter sehr zufrieden. Die neuen Quartiere legten Wert auf Wohnqualität, dazu zählen schön gestaltete Freiflächen vor der Tür. „Auch die Hausverwaltung spielt eine große Rolle, die Zufriedenheit zu erhalten“, sagt Rauer.
Stefan Hinsen erwähnt, das möglicherweise auch ein weiterer Projektentwickler bei ihm einsteige. Nachdem er vor vier Jahren mit seiner Projektentwicklung AHP aus Mülheim an der Ruhr die rund 20.500 Quadratmeter von Zevens Grundbesitz erwarb, hatten sich schon eine Tanzschule und fürs Obergeschoss eine Pizzeria vormerken lassen. Ein Fitnessstudio meldete Interesse an. Für die riesige Produktionshalle entstand die Vision, die vorgebauten Buchten mit einzelnen Speise-Nischen ähnlich der Gastro-Meile im Centro Oberhausen zu füllen oder als großes Chinesisches Restaurant.
Bisher wurde ein großer „Ankermieter“ gesucht
Immer wieder wurde als erstes aber ein sogenannter „Ankermieter“ gesucht, ein großer, vielleicht ein Möbelhaus, hieß es. Etwas, das viel Platz brauche und viele Kunden anziehe. Dann könnten auch die kleineren Gewerbebetriebe dazu kommen.
Einen solchen Ankermieter zu finden wird in den Folgejahren der Coronakrise nicht einfacher werden. „Wenn jemand käme und Geld in die Hand nähme...“, sinniert Hinsen, der mittlerweile eine GmbH mit im Boot hat. „Wir haben Angebote, wir haben mehrere Projektierungen vor“, stellt er in Aussicht. Die Interessenten kämen zwar nicht direkt aus Kleve, hätte aber Bezug zur Schwanenstadt. Es sei noch viel „abzuchecken“.