Kleve. Laura Hufschmidt und Dominik Dellnitz fahren mit mobilem Eissalon durch den Kreis Kleve. Auch Spekulatius-Eis und vegane Sorten sind gefragt.
Freitagnachmittag, 16.40 Uhr, Ortstermin an der Saalstraße in Materborn. Bei 14 Grad Celsius hat sich eine beträchtliche Menschenschlange gebildet. Sie alle wollen die Eiscreme von Dominik Dellnitz und Laura Hufschmidt probieren. Doch ihr Eisbüdchen öffnet erst um 17 Uhr. So bricht bei dem jungen Paar kurz Nervosität aus. Der Stand muss noch herauspoliert, das Eis angeliefert, die Waffeleisen vorgeheizt werden. Dazu ist ein charmantes Lächeln für die Kunden obligatorisch. „Da kommt man auch schon mal ins Schwitzen“, sagt Dominik Dellnitz.
Der 32-Jährige stammt aus einer Eisdynastie im Ruhrgebiet. Seine Tante führe bis heute erfolgreich ein Eiscafé in Gelsenkirchen, dort sei er als Heranwachsender häufig gewesen. Anfang des Jahres dann verspürte er den Drang, auch selbst Eiscreme an den Mann zu bringen – und begeisterte Laura Hufschmidt von der Idee. „Daher schauten wir uns in der Region ein Ladenlokal an. Doch unser Umfeld reagierte nicht allzu begeistert auf den Plan und riet uns, erstmal nach einer mobilen Lösung Ausschau zu halten“, sagt Dellnitz.
Eigentlich wollten sie ein Ladenlokal mieten
Eine solche fand das junge Paar im Internet. Erst habe man gar über ein Eis-Fahrrad nachgedacht. Dellnitz und Hufschmidt aber orderten stattdessen in Fernost einen Foodtruck, den sie „Eisbüdchen Dellnitz“ tauften. Anfang Juni wurde dieser dann ausgeliefert.„Es war die Idee, dass man uns und das Eisbüdchen für Veranstaltungen oder Hochzeiten buchen kann. Wir hätten ja kaum damit rechnen können, dass die Resonanz so positiv sein würde“, sagt die 28-jährige Hufschmidt.
Am ersten Tag als Jungunternehmer stand das Paar in einer Hauseinfahrt von Bekannten in Bedburg-Hau. „Nach wenigen Stunden war alles ausverkauft. Die Leute haben im strömenden Regen eine Wartezeit von 30, 40 Minuten in Kauf genommen“, erinnert sich Dellnitz.
Mittlerweile ist das Eisbüdchen freitags, samstags und sonntags unterwegs. Dann steht der Foodtruck auf der Franz-Könings-Straße in Goch-Kessel, vorm Kaninchenzuchtverein in Bedburg-Hau oder in einer Einfahrt auf der Saalstraße in Materborn. Auch in Pfalzdorf und Reichswalde sei man bereits zu Gast gewesen. Weitere Orte im Kleverland sollen in den kommenden Monaten angesteuert werden. Die Termine und Adressen werden wenige Tage vorher in sozialen Medien bekannt gemacht.
Produktion am frühen Morgen
Das Eis produziert Dominik Dellnitz in den Morgenstunden selbst. In der Gocher Fußgängerzone betreibt er nämlich seit einigen Monaten mit Sebastian Wessels die frühere Frozen-Yogurt-Eisdiele „Yocarlo“, die mittlerweile den Namen „FroBro“ trägt. Deren Küche nutzt er auch fürs Büdchen.„Dort steht meine Eismaschine, die schon mindestens 30 Jahre alt ist. Ich mache das Eis noch wie mein Opa früher. Das ist meine große Leidenschaft“, sagt der Klever.
Für diese kündigte Dellnitz gar seinen Vollzeit-Job und fokussiert sich nun auf moderne Speiseeis-Kreationen. Mindestens acht Sorten haben Dellnitz und Hufschmidt im Eisbüdchen immer vorrätig. Besonders wichtig sei die Auswahl hochwertiger Produkte – und eine gewisse Kreativität. „Es würde mich einfach langweilen, nur die traditionellen Sorten anzubieten“, sagt Dominik Dellnitz. So bietet er neben den Klassikern auch die Geschmacksrichtungen Spekulatius, Apfel-Zimt und Erdnussbutter an.
Zudem setzt er auf veganes, milchfreies Eis. Daher stünde aktuell Mango-Kokos hoch im Kurs.„Es ist einfach verrückt, was hier in den vergangenen Wochen los war. Daher könnte ich nicht damit leben, dass wir nun Schluss machen, nur weil die Eissaison offiziell vorbei ist. Für uns ist die Saison noch lange nicht vorbei“, sagt Dellnitz.
Jetzt gibt es auch „Bubble Waffeln“
So schafften die Jungunternehmer nun auch Eisen an, um sogenannte „Bubble Waffeln“ herzustellen. Diese werden warm mit Früchten, Eiscreme, Sahne, Schokolade oder Marshmallows gefüllt – und kommen in der kalten Jahreszeit gut an. „Wir haben wohl ein Näschen dafür, was den Leuten schmeckt“, sagt er.
Die sich zuspitzende Corona-Situation könne dem Geschäftsmodell Eisbüdchen kaum etwas anhaben. „Wir haben kein geschlossenes Ladenlokal. Stattdessen bieten wir unser Eis immer an der frischen Luft an...“