Kleve. Ingo Marks ist ein Steh-auf-Mann. Nach einer lebensbedrohlichen Krebserkrankung packte den heute vielfachen Ladenbesitzer das Leben mit Wucht.

Das Kind im Manne sieht der Betrachter dem 40-jährigen Klever nicht unbedingt an. Ingo Marks hat geschafft, was viele sich wünschen: „Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht!“ Die sympathischen Grübchen in seinen Wangen verraten den taffen Macher und Frontmann zahlreicher Geschäfte: Die meiste Zeit ist er unbeschwert, herzlich und voller Humor. Sein Hobby zum Beruf machte er mit „Playmore Fantasy“.

Ein wahrer Old-School-Spieleladen – ganz analog

Ein Old-School-Spieleladen, der ursprünglich an der Hoffmannallee zu Hause war. Virtuelle Welten gibt’s hier nicht. Nur echte Bretter, Spieltische, Tausende von fantastischen Figuren, fantasievolle Welten, Endzeitstimmung im Schlachtengetümmel. Und vieles mehr. Seit 2007 ist Marks mit ganzem Herzen Eigentümer des Geschäfts und machte es zum analogen Kulttreff in der Spiele-Community. Aus eigener Kraft, wohl gemerkt.

Ingo Marks aus Kleve ist MaM.
Ingo Marks aus Kleve ist MaM. © NRZ | Foto: Anke Gellert-Helpenstein

Mittlerweile ist Marks glücklich verheirateter Vater zweier kleiner Kinder und wirtschaftlich auch in Pandemiezeiten auf recht stabilen Füßen stehend. Ein gestandener Mann, psychisch wie physisch, der auf der Sonnenseite des Lebens zu wohnen scheint. Tut er, war aber ein steiniger Weg. Denn Ingo Marks, der mittlerweile neun Läden sein Eigen nennt, wollte ursprünglich einen ganz anderen Weg gehen. Doch auch das Spiel des Lebens läuft nicht immer, wie der Stratege es plant.

Ursprünglich stand Baustofftechnik-Lehrer auf dem Lebensplan

Aufgewachsen ist Marks, der in Emmerich geboren wurde und einen Bruder hat, in Qualburg. Läden waren in seinen Zukunftsvisionen nach dem Fachabi für Technik erst einmal nicht vorhanden. „Schließlich wollte ich Lehrer für Baustofftechnik werden“, erinnert er sich. Aber das Leben wollte es anders. Nicht lange nach seiner Lehre als Bauzeichner und Start des Studiums trat der Krebs erstmals in sein Leben: Seine Mutter erkrankte 2004 daran. Marks brach das Studium ab, widmete sich der Familie.

Es ergab sich Ende 2005, dass sein von ihm sehr geschätzter Spieleladen „Highlander Games“ an der Hoffmannallee Hilfe brauchte – Marks stieg ein, übernahm das Geschäft 2007 und nannte es „Playmore Fantasy“.

Sein größtes Glück: Ehefrau Julia

Ein gutes Jahr – auch wegen der Hochzeit mit seiner langjährigen Freundin Julia. „Mein größtes Glück“, sagt er heute. Denn schon 2010 trat zum zweiten Mal Krebs in sein Leben – diesmal bei ihm selbst. Ein extrem aggressiver Krebs mit sehr schlechter Prognose. Aufgeben? Keine Option. Dennoch weiß Marks: „Ohne meine Frau hätte ich die 140 Tage Krankenhaus mit vier Zyklen der härtesten Chemo nicht überstanden!“ Beide schweißten die schweren Monate fest aneinander. „Meine Frau hat in der Zeit sogar ihren Abschluss zur Steuerberaterin gemacht.“ Im Juni 2011 galt Marks als geheilt. Seine Mutter hingegen verlor im gleichen Jahr den Kampf gegen den Krebs.

Strategien wurden geändert

Das hat Marks geprägt. Und der geübte Spieler änderte seine Strategie fürs Leben. Er wurde zum Macher. Fast ruhelos. „Ich wusste, dass ich ganz viel machen musste, viel mehr erreichen wollte.“ Wie ein Phönix aus der Asche stand er nach seiner Genesung und dem Tod der Mutter wieder auf. Zu ihr hatte Ingo Marks ein inniges Verhältnis und mit seinem geschäftlichen Schaffen wollte er auch ihr Andenken ehren.

„Was mich aber schmerzt ist, dass meine Mutter meine beiden später geborenen Kinder Parker (4) und Hailey (Zweieinhalb) nicht mehr kennen lernen konnte.“

Doch bevor die Familie wuchs, entwickelte sich „Playmore Fantasy“ zum Hit in der Spiele-Szene. Konkurrenzlos am Niederrhein. Das spezialisierte Geschäft schuf sich einen einzigartig großen Fankreis. Seit September ist es auf zwei Etagen an der Hagschen Straße 7 im ehemaligen Apollo-Optik-Geschäft zu finden. Außerhalb von Pandemiezeiten finden große Spiele-Events statt.

Sechs „Tobacco & More“, ein „Flowers & More“ und ein „Deco & More“

Außerdem baut Marks seit 2016 eine ganz andere Art von Läden auf: Sechs Tabakläden („Tobacco & More“), ein „Flowers & More“ und ein „Deco & More“. Mittlerweile gehören vollwertige Postfilialen, Paketshops, Postschalter in den meisten „Tobacco & More“-Läden dazu.

„Alles in allem: Neun Läden!“ Marks ist sichtlich stolz. „Aber da geht noch was“, sagt er im gleichen Atemzug. Denn auch wenn Marks auf der einen Seite ein offener, ehrlicher und liebevoller Ehemann und Vater ist, so ist er auch ein erklärter Workaholic. „Ich bin schon auch anstrengend, weil ich immer was zu tun haben muss!“ Auch wenn die Familie an erster Stelle steht – eine Handvoll sehr guter Freunde stehen direkt dahinter. „Die sind mir sehr wichtig!“ Und er ihnen offensichtlich auch. „Wir verlassen uns aufeinander.“

Ein Gewinner - auch beim Spiel des Lebens

Ab und zu sieht er mit Genugtun auf seinen Erfolg. Nämlich immer dann, wenn er sich an die Anfangszeiten mit „Playmore Fantasy“ erinnert. „Es gab da so ein paar Leute, die diese Geschäftsübernahme total belächelt haben und mir nicht zugetraut hätten, was ich heute aufgebaut habe. Da stell’ ich mir dann heute die Gesichter vor und habe Spaß.“ Ein Gewinner eben. Auch beim Spiel des Lebens, das sehr ernst sein kann.