Kalkar. Nach dem Beschluss, Parkplätze auf dem Marktplatz zu reduzieren, schlagen die Wellen hoch. Die Bürgermeisterin verteidigt den Beschluss.
Der Bauausschuss hat entschieden, dass es nach der Umgestaltung des Marktplatzes viel weniger Parkplätze auf der Fläche geben soll. Darüber regen sich die Wirte und die CDU-Fraktion auf. Inzwischen schlagen die Wellen hoch, es gibt feindselige WhatsApps und Facebook-Einträge. Die Redaktion sprach über das Thema mit Bürgermeisterin Britta Schulz.
Frau Schulz, mal unabhängig von der Frage, wie viel Parkraum im historischen Zentrum sein muss: Finden Sie es in Ordnung, wenn ein Mandatsträger einem Wirt per WhatsApp Vorwürfe macht und schreibt, man solle seine Pacht erhöhen, damit er ein paar Parkplätze bezahlen kann?
Britta Schulz Das geht so natürlich nicht, jeder hat ein Recht auf freie Meinungsäußerung. Offenbar spitzt sich der Wahlkampf in ungewünschter Weise zu. Aber wirklich – darüber, dass es so nicht geht, muss man nicht diskutieren, das kann ich nicht rechtfertigen.
Zurück zur Sache: Warum finden Sie und die Mehrheit des Rates es richtig, Stellplätze zu reduzieren?
Weil sich die Stadt entwickeln muss, auch touristisch. Da geht es um ein Gesamtpaket. Wir sprechen nicht erst seit ein paar Wochen über dieses Thema. Die Debatte läuft seit drei Jahren. Es gab anfangs eine breite Bürgerbeteiligung zum Integrierten Handlungskonzept, im Januar, also noch vor Corona, fand eine Ideenschmiede des Planungsbüros statt. Anlieger des Marktes, der Altkalkarer und der Hanselaerstraße waren schriftlich eingeladen worden, von den Wirten kam niemand.
Der zweite Versuch war dann eine Online-Befragung...
Ja, wegen Corona ging das ja erst nicht anders. Aber auf der Internetseite der Stadt und in den Medien war die Befragung angekündigt, das dürfte auch an den Gastronomen nicht vorüber gegangen sein. Eine Präsenzveranstaltung Ende Juli war von den Bürgern gut besucht, die Wirte fehlten jedoch erneut. Dass sie von den Plänen so gar nichts wussten, kann mir niemand erzählen.
Die Wirte scheinen sich plötzlich schlecht behandelt zu fühlen, die Stimmung ist beinahe aggressiv. Wie erklären Sie sich das?
Ich kann es mir nicht erklären, zumal wir doch wissen, was wir an unserer Gastronomie haben. Als die Lokale nach dem Lockdown wieder öffnen durften, haben wir den Marktplatz sogar weiträumig für Tische und Stühle frei gegeben, um den Wirten zu helfen. Wir sind überzeugt davon, dass es an der Qualität der Restaurants und der Aufenthaltsqualität auf dem Marktplatz liegt, ob Gäste kommen, und nicht an möglichst vielen nahen Parkplätzen.
Kann man den Wirten irgendetwas zur Beruhigung sagen?
Ich habe bereits das Gespräch gesucht, vielleicht kann man mehr Behindertenplätze oder eine Haltezone einrichten, eben Kompromisse finden.