Kranenburg. In der weiteren Folge zur Kommunalwahl nennt die NRZ-Wahlserie Themen, die für die politischen Gruppieren in Kranenburg wichtig sind.

In der NRZ-Wahlserie beziehen Kranenburger Parteien und Wählergemeinschaft Position.

Der Ausbau der Einkaufsmeile Großen Haag steht in der kommenden Legislaturperiode bevor. Erwarten Sie Auswirkungen auf die Immobilien in der Großen Straße?

CDU: Durch die Ausweisung der Einzelhandelsflächen am Großen Haag verfügt Kranenburg für seine Bürger*innen über eine hervorragende Versorgungsstruktur. Die Erweiterung sorgt für mehr Käuferpotential, das ergänzend auch das Angebot auf der Großen Straße nutzen kann. Für die Große Straße bleiben Essen, Trinken und Dienstleistungen interessant. Ich wünsche mir, dass die Vorgaben zu gewerblicher Nutzung im Erdgeschoss zugunsten einer wohnbaulichen Nutzung gelockert werden.

SPD: Nach dem Bau des neuen Kreisverkehrs muss die verkehrliche Gesamtsituation neu bewertet werden. Große Straße braucht mehr Aufenthaltsqualität mit den Schwerpunkten Wohnen, Dienstleistung und Gastronomie. Bürgerworkshop und Frage klären: Ist eine reine Fußgängerzone möglich? Dies bedingt die Verlagerung des Einzelhandels in die EAK.

Grüne: Es handelt es sich vorwiegend um eine Verlagerung der bestehenden Geschäfte. Auf die Immobilien der Großen Straße (es wäre schön, wenn es eine Fußgängerzone wäre) sehen wir keine gravierenden Auswirkungen. Für die Zukunft der Großen Straße ist es unabdingbar, ein Konzept, unabhängig vom Einkaufszentrum Großen Haag, zu entwickeln.

Lukas Clahsen malte seine Sicht auf ein wachsendes Kranenburg an den Brückenpfeiler der B9.
Lukas Clahsen malte seine Sicht auf ein wachsendes Kranenburg an den Brückenpfeiler der B9. © NRZ Kleve | Claudia Gronewald

FDP: Die Erweiterung der Einkaufsmeile Großer Haag ist der enormen Kaufkraft, die zu einem sehr großen Teil aus den Niederlanden resultiert, notwendig geworden, um auch den Kranenburger Bürgerinnen und Bürgern größere Flächen des Einzelhandels zu bieten. Der erreichte Mix in diesem Umfeld kommt unserer Region deutlich zugute. Das dies Auswirkungen auf die Große Straße hat ist unbestritten. Im Ortskern wäre wünschenswert, wenn es in den Leerständen wieder Leben geben könnte. Es müssten Nischenanbieter oder Start Ups sein, für die der Rat der Gemeinde Kranenburg bereit ist, Gründungen zu unterstützen. Eine Chance bietet das Grundstück von der Großen Straße zum Großen Haag.

Wählergemeinschaft Bürgerdialog: Da erwarte ich erhebliche Auswirkungen. In Kranenburg kann ich sehen, dass hier Planungsfehler gemacht wurden. Wenn man erweiterte Einkaufsmöglichkeiten schafft, muss man dafür sorgen, dass die Verkehrsinfrastruktur ausreichend dimensioniert ist. Schon jetzt haben viele Geschäftsleute in der Großen Straße aufgegeben, Wohnungen stehen leer oder sind an Leiharbeiter vergeben. Man kann es an fünf Fingern abzählen, wie sich das auf die Immobilien auswirkt.

Zwei Themen haben dieses Jahr bislang bestimmt: der Klimawandel und Corona. Welche Maßnahmen zum Klimaschutz wollen Sie vor Ort vorantreiben?

CDU: In unseren Wohnungen werden fast 70% des Endenergieverbrauchs für das Heizen verbraucht. Für mich ist es daher wichtig, die Bevölkerung für umweltbewusstes Handeln zu gewinnen. Für Kranenburg liegt seit 2017 ein Klimaschutzkonzept vor. Es ist an der Zeit, dieses Konzept großflächig umzusetzen. Vor diesem Hintergrund setze ich mich für eine personelle Neuausrichtung in der Gemeindeverwaltung ein.

SPD: Mit einer klima- und bedarfsgerechten baulichen Eigenentwicklung in Kranenburg, Nütterden und den umliegenden Dörfern wollen wir Ressourcen schonen und der ungebremsten Flächenversiegelung Einhalt gebieten. Unser Projekt „Jung kauft Alt“ ist die Antwort darauf. Mit besseren Taktungen und einem Busrufsystem (wie z.B. my Bus) wollen wir den ÖPNV attraktiv machen. Wir wollen fahrradfreundliche Kommune werden. Und Klimaschutz heißt: mehr zu Fuß gehen oder das Rad nutzen! E-Government schafft schnelle digitale Behördengänge, spart Fahrten.

Grüne: Wir wollen den ÖPNV ausbauen einschließlich der Reaktivierung der Bahnstrecke Kleve-Nijmegen. Auch sollte die Buslinie 58 im Halbstundentakt fahren, der ÖPNV soll günstiger, das Radwegenetz muss verbessert werden. Der energetische Stand der gemeindeeigenen Gebäude muss überprüft und verbessert werden. Dabei wäre ein Klimaschutzbeauftragter sinnvoll. Maßnahmen für Gewässer- , Natur- und Artenschutz müssen eingebunden sein in ein grüneres Landwirtschaftskonzept. Der Flächenverbrauch und die damit verbundene Versiegelung der Böden sollte so gering wie möglich gehalten werden.

FDP: Wir stehen für: Ausweis von Bauland mit der Verpflichtung zur Nutzung klimafreundlicher Technologien. Für einen Gegenpool der Verödung der Vorgärten. Förderung der Energiespeicherung der erneuerbaren Energien für Wirtschaft und Haushalt. Eine Dramatisierung des Klimanotstandes im Kreis sehen wir für Kranenburg nicht. Die Belange der Landwirtschaft und des Gartenbaus sind uns wichtig. Wir stehen in Fragen des Naturschutzes auf der Seite der Landwirte.

Bürgerdialog: Auf kommunaler Ebene wollen wir Neubauten nur dann genehmigen, wenn sie klimaneutral erfolgen – im privaten und gewerblichen Bereich. Die weitere Versiegelung von natürlichen Flächen muss sehr zurückhaltend erfolgen. Wir wollen erneuerbare Energien fördern, aber nicht im Reichswald. Die Verkehrsinfrastruktur soll verbessert werden um das Fahrradfahren attraktiver und sicher zu machen. Nachhaltiger und sorgsamer Umgang mit den vorhandenen Ressourcen muss oberste Priorität haben.

Welche Themen sind Ihnen in der kommenden Legislaturperiode außerdem wichtig?

CDU: Ich halte die Gesamtschau, die in Kürze im Wahlprogramm unter www.cdu-kranenburg.de skizziert wird, für zukunftsweisend. Alle Entscheidungen sind mit den Zielen des Klimaschutzes, auskömmlicher Finanzen, gerechter Gebühren sowie den Herausforderungen des Demografischen Wandels abzugleichen. Wichtige Themen: die Bereitstellung bezahlbaren Wohnraums im gesamten Gemeindegebiet, die bedarfsgerechte Neuausweisung von Gewerbeflächen auch zur Sicherung von Arbeitsplätzen und eine exzellente Ausstattung der Bildungseinrichtungen mit einer modernen digitalen Infrastruktur.

SPD: Erweiterung der medizinischen Versorgung mit einem MVZ mit möglichst vielen Fachbereichen; Schaffung von Tagespflegeplätzen und Betreutes Wohnen auch zur Entlastung der Angehörigen; neue Feuerwehr- und Rettungswache mit einem grenzüberschreitenden Rettungsdienst. Bezahlbaren und barrierefreien Wohnraum schaffen. Ein Gemeindebegegnungszentrum im „neuen“ Bürgerhaus. Serviceorientierte Verwaltung u.a. mit Hausbesuchen (Senioren), bürgerfreundliche Homepage, OpenData bringt Transparenz und frühzeitige Bürgerbeteiligung.

Grüne: Frühzeitiger Einbezug der Bürger*innen in kommunale Prozesse; Schulsozialarbeit ausbauen und langfristig sichern; sozialgestaffelte Beiträge für Kitas und den OGaTa beibehalten; günstigen Wohnraum schaffen für Menschen mit geringem Einkommen; Geflüchtete weiterhin willkommen heißen; Wege beschreiten zur Verbesserung der Situation der Leiharbeiter*innen.

FDP: Die FDP steht weiterhin für Sicherheit in der Gemeinde durch Prävention und verstärkte Präsenz vor Ort. Wir möchten den Tourismus nach Kräften, Entwicklungen im Radwegenetz weiter vorantreiben. Bezahlbarer Wohnraum sollte für die Kranenburger Bürger eine Garantie sein. Wir von der FDP wünschen uns nach der Pandemie wieder ein Zurück in das dörfliche Miteinander. Die solide Finanzsituation der Gemeinde weiter im Blick haben.

Bürgerdialog: Die zuvor angesprochenen Baustellen werden sicher einen großen Teil der Arbeit ausmachen. Dazu haben wir noch lange nicht die Auswirkungen der Corona Krise überwunden. Da wird in den nächsten Monaten viel Krisenkommunikation und Sozialarbeit zu leisten sein.