Kalkar. Weniger Stellplätze, mehr Aufenthaltsqualität und umgebaute Straßen: Der Plan zur Umgestaltung des Kalkarer Zentrums wird konkreter.

Sie machten es sich wahrlich nicht leicht. Rund dreieinhalb Stunden diskutierten die Mitglieder des Kalkarer Bau-, Planungs-, Verkehrs- und Umweltausschusses über Anliegerbeiträge für den Straßenausbau im historischen Stadtkern, wegfallende Stellplätze und neu zu pflanzende Bäume auf dem Marktplatz sowie Querungen übers historische Pflaster.

Die historischen, aber holprigen Rheinkiesel machen die Marktüberquerung für einige Bürger schwierig.
Die historischen, aber holprigen Rheinkiesel machen die Marktüberquerung für einige Bürger schwierig. © Unbekannt | Niklas Preuten

Die Umgestaltung von Marktplatz, Altkalkarer Straße und Hanselaerstraße ist eines der zentralen Projekte im Integrierten Handlungskonzept und wird die Kalkarer Innenstadt nachhaltig verändern. Dessen schienen sich die Politiker bewusst, die nach der Bürgerversammlung und Online-Beteiligung nun den Rahmen für den Umbau steckten. Denn bis Ende September muss die Stadtverwaltung ein solides Konzept bei der Bezirksregierung Düsseldorf einreichen, um Fördermittel in Millionenhöhe erhalten zu können. Bis in den Januar 2021 hinein können dann noch Details verändert werden.

Geschätzte Kosten

Erstmals nannte die Verwaltung mit rund zwei Millionen Euro (ohne Planungskosten) eine finanzielle Größenordnung für das Gesamtprojekt. Die Planer vom Dortmunder Büro Pesch Partner betonten gleichsam, dass es sich dabei immer noch um eine Schätzung handele. Genauer berechnet werden die Kosten in einem nächsten Schritt. Bislang gehen sie von folgenden Kosten aus: Marktplatz (905.000 Euro), Straße Markt (430.000 Euro), Hanselaerstraße (300.000 Euro), Altkalkarer Straße (280.000 Euro) und Kesselstraße (150.000 Euro).

Während die Altkalkarer Straße zum verkehrsberuhigten Geschäftsbereich mit optischer Separierung durch verschiedene Verlegearten des Klinkers und Tempo 20 umgebaut wird, soll die Hanselaerstraße zur Spielstraße werden. Hier kann der Untergrund genauso wie in der Kesselstraße belassen werden. Dagegen ist für die Altkalkarer Straße und die Straße Markt ein Vollumbau nötig. Das führt zu Anliegerbeiträgen nach dem Kommunalabgabengesetz (KAG) von ungefähr 15 Euro pro Quadratmeter Vorteilsfläche in der Altkalkarer Straße, zehn Euro in der Hanselaerstraße und 30 Euro in der Straße Am Markt. Die insgesamt zu zahlenden, umlagefähigen Kosten werden nach der aktuellen NRW-Förderrichtlinie zur Hälfte reduziert.

Diskussion über Anliegerkosten

„Den Anwohnern ist bis heute nicht klar, dass für sie teilweise Kosten von mehreren Tausend Euro anfallen“, kritisierte der CDU-Bürgermeisterkandidat Sven Wolff. Das wollte Frank Sundermann, Leiter des Fachbereichs Planen, Bauen, Umwelt, so nicht stehen lassen: „Die Anliegerkosten wurden nie verschwiegen. Es wird ein Ausbaustandard ohne Besonderheiten gewählt. Die Kosten liegen in einem akzeptablen Rahmen.“ Die Verwaltung lasse sich zusätzlich beraten, wie die Beiträge möglicherweise weiter gesenkt werden könnten, so Sundermann. Er kündigte noch für dieses Jahr Anliegerversammlungen an. Für die Hanselaerstraße muss der Rat zudem eine eigene Satzung beschließen.


Kontrovers diskutierte der Ausschuss auch über die Stellplätze auf dem Marktplatz. Wolff berichtete, eine Umfrage unter den Gewerbetreibenden habe ergeben, dass diese eine Reduzierung für inakzeptabel hielten und dadurch teilweise um ihre Existenz fürchteten. „Ich möchte nicht verantwortlich dafür sein, dass ein Gastronom Insolvenz anmeldet“, sagte er. Bürgermeisterin Britta Schulz widersprach energisch: „Niemand wird wegen eines Parkplatzes pleite gehen. Die Gastronomen werden vielmehr von der gesteigerten Aufenthaltsqualität profitieren, wenn ihre Gäste nicht mehr auf parkende Autos blicken.“ Die Verwaltung verwies zudem auf die Parkplätze im Schwanenhorst und am Sportplatz, von denen der Markt zu Fuß in drei Minuten erreichbar sei. Grundsätzlich wolle man weniger Verkehr im Zentrum haben.

Frank Sundermann sieht das Ende der „Rummelbude“ kommen


Bis auf die CDU stimmte der Ausschuss geschlossen für den Wegfall des Großteils der jetzigen Stellplätze. Zwischen der verbleibende Parkreihe mit 27 Stellplätzen und dem restlichen Markt soll eine flach geschnittene Baumreihe gepflanzt werden. Entlang der Häuserzeile der Kesselstraße und vor der Sparkasse an der Straße Markt sind zudem weiterhin Parkplätze vorgesehen.

Stadtoberbaurat Frank Sundermann verspricht sich von der Gesamtgestaltung des historischen Stadtkerns aus einem Guss eine deutliche Attraktivitätssteigerung. Die auch dringend notwendig ist. Denn: „Der Marktplatz ist zur Rummelbude verkommen“, meinte Sundermann.