Kleve. Ein sechsgeschossiger Bau könnte die Klever Unterstadt bereichern. In der Oberstadt werden ersten Schritte zum soziokulturellen Zentrum gemacht.
Die Bartelstraße in Kleve ist bisher kurz, endet an Schuppen und Drahtzaun und einem Mehrfamilienhaus. Sie stößt hinten an den Kinderklettergarten „Kleoland“, an Reifenhandel und Autoverwertung. Denkt man sich die Straße weiter, sieht man Bahnhof und Post und einen schönen kleinen Bauplatz für ein weiteres Mehrfamilienhaus. Das darf dann etwas höher sein. Für 14 Etagenwohnungen und eine Maisonettewohnung und 18 Tiefgaragenstellplätze. Für ein Haus, ein wenig verschachtelt, ein wenig stufig, vorn viergeschossig, hinten mit sechs vollen Geschossen. Und der Dachgarten, zu dem der Fahrstuhl auf Etage fünf hinauf fährt, ist für alle Mieter da.
So sind die Pläne von Jan Butzheinen-Denkewitz aus Düsseldorf. Der Architekt stellte im Auftrag des Bauherrn Pascal Deckers den Entwurf im Ausschuss für Kultur und Stadtgestaltung vor und schwärmte von der „Strahlkraft“, gar „internationaler Strahlkraft“ des Gebäudes, das man gleich sehen könne, wenn man aus der Bahnhofshalle heraus trete und nach links zur Post guckt. Allerdings habe er die Architektenzeichnung etwas beschönigt, denn tatsächlich verstellt noch das Paketlager der Post die Optik.
Die geplanten Wohnungen sollen zwei, drei bis fünf Zimmer haben, zum Teil angesetzte Balkone. Die Politik im Ausschuss begrüßte das „großstädtischere Flair“, so die Grünen. In der Unterstadt würden auf beiden Seiten der Bahnlinie Akzente gesetzt. Die CDU lobte, dass der Architekt das ganze Carrée der Siedlung betrachtete. Baurecht muss für diesen Bereich erst geschaffen werden. Ausschussvorsitzender Jörg Cosar, nach elf Jahren in seiner letzten Sitzung, versprach: „Der Ausschuss wir dieses Projekt sehr wohlwollend begleiten.“
Neue Pläne für das alte Postgebäude
Baurecht besteht aber fürs alte Postgebäude gleich davor. Hier sehen die Investoren Dirk Baumann und Clemens Wilmsen einen Ausbau und Erhöhung um eineinhalb Geschosse in weißer Leichtbauweise über der Klinkerfassade. Das schräge Dach kommt herunter und wird zur Flachdach-Etage. Das ganze Haus, derzeit Postverwaltung und unter anderem Flüchtlingsunterkunft, wird modernisiert. Büro und Wohnen wären erlaubt. Es gibt einen möglichen Nutzer, der sich als Dienstleister fürs gesamte Gebäude interessiert.
Es ist nun Aufgabe der Stadtverwaltung, den Bauschutt vom Abriss neben dem Bahnhof frei zu räumen und eine Erschließungsstraße auf Länge des Postgebäudes anzulegen. Dann können auch die links eingeplanten Autostellplätze genutzt werden. Die beiden Investoren sind übrigens derzeit dabei, die Rückseiten-Fassade des vorn schon attraktiv sanierten Bahnhofs Kleve ebenfalls zu renovieren.
Konzept für das Pannier-Gelände
Wie städtebaulich verantwortungsvoll Wilmsen und Baumann mit ihren Immobilien umgehen, wollen sie auch im Pannier-Quartier beweisen. Das Viertel in der Oberstadt, das in der Stadtplanung zwischen Linden-, Hoffmann-, Königsallee liegt, gehört im kleinen Kern der ehemaligen Pannier-Schuhfabrik zwischen Mittelweg, Mozartstraße bis Ackerstraße eben diesen Bauherren. Sie wollen die dortige Kulturszene mit Theater, Musikern, Künstlerateliers erhalten, die Gebäudestruktur heutigen Anforderung anpassen.
Im Ausschuss stellte Christoph Berens (Vorstand Jazzfreunde) vom „KulturRaumKleverLand“ ein Konzept vor, das „auf den bewährten soziokulturellen Ansatz aufbaut“. Vertreter von Stadt, Künstlern, Investoren hatten einen Termin mit der Beratungsfirma „Startklar AG Köln“, von deren Urteil abhängt, ob das Ministerium Zuschüsse gibt. Es sei ein gutes Zeichen, dass ein zweiter Gesprächstermin für Oktober vereinbart wurde. Die gesamte Stimmung in der Gruppe sei positiv, optimistisch, bekräftigte Berens.
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„Bürgersaal“ ist im Gespräch
Parallel dazu macht die Stadt ihr Quartiers-Entwicklungskonzept. Analysen dauern 15 bis 18 Monate, dann kommt die Bürgerbeteiligung. Ein Konzept kann in 2022 beschlossen sein, es sei Voraussetzung für einen Zugriff auf Landes-Fördertöpfe, auch die Stadt müsste einen Anteil zahlen. Bei allem Idealismus muss sich das Ganze auch wirtschaftlich rechnen.
Im Ausschuss für Kultur und Stadtgestaltung war auch immer wieder die Rede von einem gewünschten „Bürgersaal“ für Veranstaltungen bis 350 Sitzplätzen/700 Stehplätzen – „nicht auf dem Pannier-Gelände, sondern das muss neu, großzügiger gedacht werden“, gab Berens den Politikern mit.