Kalkar. Kalkar hat den ersten Schulentwicklungsplan. Gutachterin warnt vor weiterem mageren Jahr für die Realschule. Realschulleiter ließ sich versetzen.
Bis jetzt hatte die Stadt Kalkar noch keinen Schulentwicklungsplan. Das Gutachterbüro Garbe, Lexis, von Berlepsch schaffte im Auftrag von Rat und Verwaltung Abhilfe. Ulrike Lexis riet, den Prognoseplan jährlich mit tatsächlichen Zahlen zu aktualisieren.
Sie informierte den Schulausschuss: Wie bundesweit, wie landesweit, vor allem wie im Kreis Kleve so gilt es auch für Kalkar: Die Zahl der Schüler wird „mit Wucht“ steigen. Hier in der Region durch mehr Geburten, durch Zuwanderung von ausländischen sowie von städtischen Neubürgern.
Reichen die Schulräume in den drei Grundschulen, die Räume für Offenen Ganztag, die Klassen in weiterführenden Schulen? Wie werden die Wanderungsbewegungen beim Schulwechsel prognostiziert?
In einem Spitzenjahr vorübergehend Container-Lösungen für die drei Grundschulen
Landesweit um ein Prozent, in der Niederrhein-/Rheinland-Region um vier bis 16 Prozent werden die Schulkinder-Zahlen steigen. Überall ist das Jahr 2023 als extremstes Ausnahmejahr zu erwarten und die Gutachterin rät dann zu mittlerweile sehr guten Container- oder Modul-Lösungen statt neuer Anbauten.
Pro Jahr kämen 35 Kinder durch Geburt hinzu und 30 durch Zuzug. Im Jahr 2015 hatte Kalkar 90 Geburten, gerechnet wird plus sechs Jahre bis zur Einschulung. So ergäben sich danach 101 Kalkar-Erstklässler, im Jahr darauf 125 bis im besagten Ausnahmejahr 2023 steigend auf 152. Plus der Zugezogenen hätte Kalkar dann 185 i-Dötzchen unterzubringen, geschätzt 42 in der Heinrich-Eger-Grundschule Appeldorn, 83 an der Josef-Lörks-Schule in Kalkars Mitte und 60 an der St. Luthard-Schule Wissel. In allen Klassen zusammen gäbe es rund 700 Grundschüler insgesamt. Die Gutachterin stellte auch eine Raumanalyse an. Sie riet den Politikern, die Zügigkeit – Ortsteile zweizügig, Stadtmitte dreizügig – festzulegen und vorzubereiten, dass man eventuell mal einzelne Kinder ablehnen und woanders einschulen müsse.
„Wir wissen nicht, ob für Eltern ein Rechtsanspruch auf Offenen Ganztag kommt“
Für den Offenen Ganztag haben die steigenden Schülerzahlen eine große Bedeutung. Bisher gibt es in Kalkar „sehr untypisch“ nur 25 bis 30 Prozent Betreuungsnachfrage. Erwartet werde landesweit 75 Prozent. Vielleicht liege es an der Struktur der bisher in Kalkar angebotenen Betreuung. Ulrike Lexis empfiehlt flexible Zeiten und flexible Modelle auch in den Klassenräumen selbst, sonst müsse man neben ein Schulgebäude ein gleich großes OGS-Haus bauen. „Wir wissen nicht, ob für Eltern ein Rechtsanspruch auf Offenen Ganztag kommt“, informierte die Fachfrau.
„Sie sollten jetzt anfangen, mit Schulen und Eltern darüber zu reden“
Denkbar wären auch Flexibilisierung von Unterricht und Betreuungsstunden über Vor- und Nachmittag verteilt, stets mit Lehrerin und Betreuungspersonal parallel – mit großen OGS-Anbietern wie der Caritas lasse sich das personell machen. „Sie haben Zeit, bis 2025 zu überlegen. Sie sollten jetzt anfangen, mit Schulen und Eltern darüber zu reden“, so die Gutachterin. Auch die Ausnutzung der Räume – Regale platzsparend bis unter die Decke – und der Sporthallennutzungsplan seien langfristig zu steuern.
Rechnet man die vier Jahrgänge Grundschule hinzu, streben im Jahr 2026 dann 195 Viertklässler aus Kalkar in weiterführende Schulen. Auch der Gutachterin fiel auf, dass nur die Hälfte in der eigenen Stadt bleiben. Den Trend, dass immer weniger die Realschule Kalkar besuchen „gilt es dringend zu erforschen“, mahnte sie. In 2015 gab es dort 522 Schüler, in 2020 nur 424, wie berichtet, sind für dieses Schuljahr 34 Kinder angemeldet. Die Bezirksregierung genehmigte die Ausnahme. „Mit 34 Anmeldungen wird die Schule nicht ein zweites Mal überleben“, sagte Lexis deutlich. Die Qualität der Schulgebäude sei dabei im Vergleich zu anderen Städten „in der oberen Kategorie“, das könne nicht der Grund sein.
Lexis empfahl weiter, die von den Schulen gewünschte Trennung aufzuheben und die Cafeteria des Gymnasiums für die benachbarte Realschule ebenfalls zu öffnen.
Unabhängig vom Gutachten wurde der Schulausschuss ganz nüchtern informiert, dass Realschulleiter André Bobe auf eigenen Wunsch abgeordnet wurde. Die Konrektorin Elke Schmeer übernimmt kommissarisch die Schulleitung.
Dahin wandert die Hälfte der Kalkarer Grundschüler ab:
Die Hälfte der Kalkarer Grundschüler verlässt in jedem Jahr die eigene Stadt und wählt Schulen außerhalb. Die gleichen Schulformen gibt es mitunter auch in der eigenen Stadt. In diesem Jahr:
77 Kalkarer Kinder bleiben in Kalkar (43 Jan-Joest-Gymnasium, 34 Realschule).
25 Grundschüler wechseln nach Xanten (einer Stiftsgymnasium, 11 Realschule Marienschule, 13 Gesamtschule). 18 gehen nach Rees (acht Hauptschule Rheinschule, fünf Gymnasium Aspel, fünf Realschule Westring).
Zehn gehen nach Goch (sechs Gesamtschule Mittelkreis, zwei Gymnasium Augustinianum Gaesdonck, einer Realschule Goch, einer Astrid-Lindgren-Förderschule). Zwei Kinder gehen nach Bedburg-Hau (beide Dietrich-Bonhoeffer Förderschule).