Goch-Hülm. Für 680.000 Euro hat Thomas Verhaag aus Hülm eine Photovoltaikanlage installiert. Die benötigt laut seiner Aussage ein Prozent der Gesamtfläche.

Wer regelmäßig auf der Autobahn 57 unterwegs ist und zwischen den Abfahrten Goch/Kleve und Goch/Weeze rechts aus dem Fenster sieht, hat die Anlage vielleicht schon gesehen: Zwischen derzeit dicht bewachsenen Bäumen und Sträuchern blitzt sie für einen kurzen Moment aus all dem Grün auf. Eine Photovoltaikanlage, bestehend aus neun langen Reihen Solarelementen, ist beinahe fertiggestellt. Sie gehört dem Landwirt Thomas Verhaag aus Hülm.

Es sind deutlich über 30 Grad heiß, der Himmel könnte blauer kaum sein. „Schon ein bisschen schade, dass unsere Anlage an diesen extrem sonnigen Tagen noch nicht in Betrieb ist“, sagt der Landwirt, der den Hof des Vaters fortführt und sich frühzeitig Gedanken darüber gemacht hat, wie er sein Auskommen langfristig sichern kann.

Schweinehaltung und auch Ackerbau

Er ist Schweinehalter, betreibt Ackerbau und sorgt nun für ein weiteres Standbein: die Photovoltaikanlage. Die braucht reichlich Licht, wie es derzeit im Übermaß zu haben ist, aber noch ist das Solarfeld nicht ganz fertig, obwohl es so aussieht. Die Solarpaneele sind in Reihe und Glied montiert, alle Kabel sind verlegt, Wechselrichter und Transformator einsatzbereit. Bald soll es losgehen mit der Stromerzeugung.

„Es handelt sich um eine 749-kw-Anlage, das ist die Schallgrenze, weil es die staatliche Förderung nur für Anlagen bis 750 kw gibt“, berichtet Verhaag. Und ohne die öffentliche Förderung müsste sein Solarfeld, „viel, viel größer“ sein, um damit Geld verdienen zu können. Und das ist fraglos das Ziel des jungen Landwirts: Gewinne mit der Stromerzeugung zu machen.

In 15 Jahren amortisiert sich die Anlage

„Geld zu verdienen ist aber nicht mein einziger Antrieb“, versichert der Hülmer. Er finde es einfach ganz wichtig, erneuerbare Energien zu nutzen. Andere Berufskollegen setzen auf Windkraft oder Bioenergie, er eben auf das Sonnenlicht. Etwa 750.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr will er damit erzeugen und ins Netz einspeisen. Dass in diesen Hochsommertagen die Sonnenenergie auf dem Hülmer Feld ungenutzt bleibt, trägt Verhaag aber mit Fassung. „Die allerbeste Zeit im Jahr soll eigentlich April/Mai sein, wenn die Sonne sehr hoch steht, auf Hitze kommt es nicht an. Ohnehin rechnet man ja mit Durchschnittswerten, die von Monat zu Monat schwanken werden.“

Etwa 680.000 Euro habe er investiert, eine große Summe, die wieder hereingeholt werden will. „Ich rechne damit, dass sich die Anlage in 15 Jahren amortisiert haben wird“, und bis dahin hat Verhaag in jedem Fall schon mal das gute Gefühl, etwas für die Umwelt zu tun. „Wir haben seit einigen Jahren auch schon eine kleine Photopholtaikanlage auf dem Dach. Den Strom, der auf dem Feld erzeugt wird, selbst zu nutzen, ist hingegen kaum möglich, weil Wohnhaus und Betrieb soviel Energie einfach nicht benötigen.“

Günstige Umstände

Dass Thomas Verhaag überhaupt ein Solarfeld anlegen durfte, ist mehreren günstigen Umständen zu verdanken: „Die Fläche gehört mir selber, sie liegt parallel zur Autobahn und es war schon eine Straße vorhanden.“ Genehmigungsfähig sind derartige Anlagen nämlich nur entlang von Autobahnen, an Bahngleisen, auf Deponien oder auf Industrieflächen. Es soll ja so wenig wertvolle Fläche wie möglich „vergeudet“ werden. „Früher hab’ ich hier Kartoffeln angebaut, jetzt erzeuge ich Strom“, sagt Verhaag, der natürlich weiß, dass viele Landwirte (er selbst auch) den Flächenverbrauch durch Bebauung beanstanden. Tatsächlich benötige aber das Solarfeld weniger als ein Prozent seiner Fläche. „Außerdem überlege ich noch, ob ich vielleicht Schafe zum Beweiden anschaffe oder Hühner, die auf dem Feld herumlaufen könnten.“

Antrag wurde problemlos genehmigt

Die Stadt Goch jedenfalls habe seinen Antrag genehmigt. Die am Verfahren Beteiligten hätten keine nennenswerten Bedenken angemeldet. Auch die Bauern in der Nachbarschaft hätten sich nicht negativ geäußert.

Hochspannungsleitung steht direkt nebenan

Im Durchschnitt erzeugen Solaranlagen je Kilowatt Peak rund 1000 Kilowattstunden Strom. Die Vergütung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz wird sechs bis sieben Cent pro Kilowattstunde betragen.

Thema ist das Projekt auch im Bauausschuss am Dienstag, 18. August, 18.30 Uhr. Bebauungsplan und Flächennutzungsplan müssen geändert werden.

Die Hochspannungsleitung, die den umgewandelten Strom aufnimmt, verläuft gleich neben dem Feld. Der kurze Weg vom Einspeise-Trafo zur 10-kV-Leitung war eine wichtige Voraussetzung.