Kreis Kleve. Die CDU-Kandidatin möchte eine offenere Verwaltung, die mehr kommuniziert und den Servicegedanken in sich trägt
Corona wirbelt alles durcheinander – auch den Kommunalwahlkampf: „Eigentlich war mein Kalender im März und April schon ordentlich gefüllt“, sagt Silke Gorißen. „Doch dann kam die Pandemie“. Unsicherheit, Ängste, Abstandsregeln. Die CDU-Kandidatin für das Landratsamt konnte ihre Agenda verwerfen. Erst jetzt, gut sechs Wochen vor der Kommunalwahl, befindet sich die 48-jährige Rechtsanwältin aus Bedburg-Hau mitten im Wahlkampfmodus.
Als Landrätin möchte sie mehrere Themen angehen – vor allem eine Reform der Kreisverwaltung. Gorißen möchte die Behörde offener gestalten, sie soll mehr Themen koordinieren und noch stärker den Servicegedanken in sich tragen. Genehmigungsverfahren sollen beschleunigt werden und gerade das Bauwesen könne man viel stärker digitalisieren. Es ließe sich Zeit sparen, wenn man Anträge digital einreichen kann und der Kunde über ein Login auch sehen könnte, wer den Antrag bearbeitet und in welchem Status sich der Antrag befindet.
„Mit Druck wird es nicht funktionieren“
Silke Gorißen betont ausdrücklich, dass sie dies gemeinsam mit den Mitarbeitern angehen möchte: „Mit Druck funktioniert es nicht“, ist sie sich sicher. Ein neues Verwaltungshandeln lasse sich nur aus Überzeugung und mit Motivation umsetzen. „Die Mitarbeiter müssen gerne arbeiten und sie müssen auch das Gefühl bekommen, dass man sich freut, wenn es gut läuft.“ Insgesamt müsse in der Verwaltung mehr kommuniziert werden.
Ein wichtiges Thema sind auch die Folgen der Corona-Pandemie. „Ich fürchte, dass wir im Herbst und Winter eine hohe Zahl an Insolvenzen haben werden“, sagt Gorißen. In der Folge werde die Arbeitslosigkeit steigen und auch die kommunalen Haushalte werden durch Gewerbesteuereinbrüche stark belastet werden: „Corona wird uns noch lange beschäftigen“, sagt sie. Der Fall Geldern zeige, wie schnell sich die Situation ändern könne. Eine große Feier und schon gibt es wieder zahlreiche Fälle. „Das Kreisgesundheitsamt wird noch eine Menge zu bewältigen haben“, sagt Gorißen. Ob das Personal in der Verwaltung ausreichend ist, möchte sie noch nicht einschätzen: „Dazu muss man viele Gespräche führen und auch in der Verwaltung arbeiten“.
„Der Flughafen kann nicht dauerhaft am Tropf hängen“
Das Thema Flughafen wird Gorißen kritischer begleiten als Wolfgang Spreen. „Es hängen viele Arbeitsplätze am Flughafen, ja. Aber es kann auch nicht sein, dass der Flughafen in Weeze dauerhaft am Tropf hängt.“ Auch hier laste Corona schwer: „Selbst Verkehrsexperten wissen nicht, wie sich der Flugbetrieb im Herbst gestalten wird. Wichtig ist da auch die Frage, wie sich die Geschäftsflüge entwickeln werden“. Insgesamt fehlt Gorißen ein Konzept für die Zukunft. Da müssten auch vom Flughafen Ideen kommen.
Die CDU-Kandidatin fürs Landratsamt
Silke Gorißen ist 48 Jahre als und hat elf Jahre lang die Fraktion der CDU im Bedburg-Hau geführt. Sie ist selbstständige Rechtsanwältin und hat eine Kanzlei an der Ringstraße in Kleve, gemeinsam mit Andy Mulder.
Die CDU-Kandidatin hat einen Sohn und lebt mit ihrem Lebensgefährten in Hau.
Ihre Hobbys sind Tauchen, spazieren gehen und Schlittschuh laufen.
Auch wenn das Thema „Klimaschutz“ zurzeit nicht die höchste Priorität in der Öffentlichkeit genießt, bleibt es doch ein Top-Thema für die nächsten Jahre: „Jeder muss hier seinen Beitrag leisten“, sagt Gorißen. Der Kreis soll alle Gebäude energetisch auf den Prüfstand stellen und sanieren und auch für den Öffentlichen Personennahverkehr möchte sie in eine Diskussion mit den Kommunen eintreten. Wenn man das Busnetz ausweiten und attraktiver machen möchte, dann wird das aber Geld kosten, welches die Kommunen auch bezahlen müssten. „Das kann der Kreis nicht über die Köpfe der Kommunen entscheiden. Aber ich denke schon, dass wir uns mit diesem Thema auseinandersetzen müssen.“ Die Pünktlichkeit des Niers-Express müsse deutlich verbessert werden.
Beim Thema Windkraft gebe es noch Potenzial
Beim Thema Windkraft sieht Gorißen im Kreis Kleve noch Potenzial. Gerne verweist sie auf das Beispiel Straelen. Hier sei es gemeinsam mit den Bürgern gelungen, Windräder aufzustellen und eine hohe Akzeptanz zu erzielen. Das erwirtschaftete Geld der Windturbinen wird an die Bürger wieder ausgeschüttet. „Wir müssen das Thema sachlich diskutieren und sauber argumentieren, was wir haben wollen: Eine Energiewende ohne Windenergie wird es nicht geben.“
Für die anstehende Wahl ist Gorißen zuversichtlich. Mit der mächtigen CDU im Rücken will kreisweit punkten. Sie geht allerdings davon aus, dass keiner der vier Kandidaten einen absolute Mehrheit im ersten Wahlgang holen wird. Die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einer Stichwahl komme, sei hoch.