Kleve. Lehr-Videos drehen und nützliche Apps finden: In Workshops schulen Lehrerinnen und Lehrer der Gesamtschule am Forstgarten Kleve sich gegenseitig.

Lehrer Schmidt und andere machen es auf Youtube vor: Erklärvideos zu Schulaufgaben. Die haben die Lehrerinnen und Lehrer der Gesamtschule am Forstgarten Kleve in der Zeit des Lernens auf Corona-Distanz zwar auch für ihre Schüler genutzt, „aber sie passten nie zu 100 Prozent zu unseren Inhalten“, sagt didaktischer Leiter Stefan Püplichuisen. „Außerdem wäre es sicher schöner für die Kinder, vertraute Gesichter zu sehen“, überlegt er.

Digitales Lehren lernen

Vor den Ferien machten er und Schulleiterin Dr. Rose Wecker die Umfrage unter allen Kollegen, zu welchen digitalen Themen sie Nachhilfe bräuchten, welche Erfahrungen mit digitalem Lernen und Lehren sie mitbringen. Die Antworten waren komplexe Wünsche und ganz einfache Anliegen. Niemand mache es älteren Kollegen zum Vorwurf, wenn sie erst noch Grundlagen erfahren müssen, weil sie eben nicht mit PC und Tablet groß geworden sind, betont Püplichuisen.

Pflicht-Kurs für alle im Kollegium ist der Umgang mit der Lernplattform Moodle inklusive Videokonferenzen, die das Land NRW kostenlos bereit stellt. Informatik-Lehrer Martin Leurs (Mitte, stehend) zeigt es den Kolleg/innen.
Pflicht-Kurs für alle im Kollegium ist der Umgang mit der Lernplattform Moodle inklusive Videokonferenzen, die das Land NRW kostenlos bereit stellt. Informatik-Lehrer Martin Leurs (Mitte, stehend) zeigt es den Kolleg/innen. © Astrid Hoyer-Holderberg

Aber die Umfrage ergab zum Glück auch: Zu allen einzelnen Wunsch-Themen gab es auch einen Kollegen oder Kollegin, die sich damit auskennen. So herrschte am Mittwoch im Gesamtschul-Oberstufengebäude an der Landwehr brütende Konzentration. Ganz nach dem Gründungsmotto der Schule: „miteinander und voneinander lernen“.

Aus der Krise einen Gewinn ziehen

„Wir versuchen, aus der Krise einen Gewinn zu ziehen. Mit digitalem Unterricht werden wir nicht aufhören, wenn ein Impfstoff erfunden ist“, ist der didaktische Leiter sicher. Corona gab der Digitalisierung einen Riesenschub. Fällig war das längst.

Wie dreht man selbst ein Lehrvideo für die Schüler? v.l. David Maas bespricht das mit den Kolleginnen Monika Friese, Tatjana Kemper und Manon Schwers.
Wie dreht man selbst ein Lehrvideo für die Schüler? v.l. David Maas bespricht das mit den Kolleginnen Monika Friese, Tatjana Kemper und Manon Schwers. © Astrid Hoyer-Holderberg

Manon Schwers bedient die Kamera, Monika Friese steht an der Tafel: Sie drehen ein Video für den Deutschunterricht. David Maas gibt Tipps. Es gibt diese Art Lehr-Videos, bei denen der Lehrer zu sehen ist oder nur weiße Bildschirme, auf denen Info-Kärtchen geschoben werden oder geometrische Formen wachsen. Daran versucht sich Markus Irsch, angeleitet von Leo Stenmans. Aber Handarbeit braucht es vorher natürlich trotzdem: Objekte müssen mit dem Geodreieck auf die Tafel gemalt werden.

Um Erklär-Videos zu drehen, braucht es vorher Handarbeit von Mathe-Lehrer Markus Irsch.
Um Erklär-Videos zu drehen, braucht es vorher Handarbeit von Mathe-Lehrer Markus Irsch. © Astrid Hoyer-Holderberg

Pflicht-Kurs für alle im Kollegium ist der Umgang mit der datenschutz-sicheren Lernplattform Moodle inklusive Videokonferenzen, die das Land NRW kostenlos bereit stellt. Informatiklehrer Martin Leurs begleitet dazu zwei volle Klassen Lehrkräfte.

Vielfältig ist die Anwendung von Tablets im Unterricht. Manchmal reicht aber auch die Technik im Kleinen: per Handy scannen. Und welche nützlichen Apps können die Kollegen einander empfehlen? In einem der neun Workshops geht es auch um Lernmanagementsysteme.

Offen sind zwar alle Gesamtschullehrer für diese Veranstaltung, denn Fortbildung muss sein. Aber mancher fühlt sich doch erschlagen von der Informationsflut. „Zeit ist das Problem. Es braucht viel Zeit, sich da rein zu arbeiten“, weiß Schulungspädagoge Moritz Machelett.

Zur Coronazeit war Distanzlernen in der Oberstufe bei allen Gesamtschülern Pflicht gewesen. „Wir haben gute Erfahrungen gemacht“, sagt Püplichuisen. Er war dankbar, dass das Klever Kindernetzwerk 30 Tablets spendete, damit alle Jugendlichen zu Hause ihre Aufgaben an diesen Leih-Geräten erledigen konnten. „Manche Kinder haben kein WLan oder keinen ruhigen Arbeitsplatz zu Hause“, weiß er. Für sie wird selbst beim möglichen Corona-Lock-Down im Schulgebäude eine „Study hall“ eingerichtet.

Kontakt zwischen Lehrer und Schüler

Der digitale Kontakt zwischen Lehrer und Schüler lasse die Pädagogen aber auch erkennen, wie viele der Schüler sich zum Unterricht auf Abstand eingeloggt haben und wie lange sie sich mit welcher Aufgabe beschäftigen, zeigt Moritz Machelett. Dennoch hätten die Eltern die Verantwortung über die Laptop-Nutzung. „Aber selbst wenn die Kinder nach dem Lernen spielen – ich habe so Englisch gelernt“, beruhigt er.

Für seinen Unterricht in Bio und Chemie „sind die Dinger super“, zeigt er auf das Smartboard an der Klassenwand. „Was die Schüler im Unterricht erarbeitet haben, können sie zu Hause nacharbeiten.“ „Es wäre wünschenswert, wenn jeder Schüler ein Endgerät nutzen könnte“, ergänzt Püplichuisen.

Digitaler Hausmeister gewünscht

Was die Schulleitungen jetzt fordern, ist ein „digitaler Hausmeister“. „Davon war vorher noch nicht die Rede“, sagt Kleves Bürgermeisterin Sonja Northing. Das kommunale Rechenzentrum Niederrhein KRZN hatte angekündigt, bei Problemen mit Endgeräten online helfen zu können und etwa defekte Smartboards beziehungsweise Prowise-Tafeln recht schnell auszutauschen.

Stefan püplihuisen von der Gesamtschule Forstgarten erklärt aber das Anliegen, eine Person als hausinternen Administrator schulnah zu wissen: Er könne sich auch um Probleme der Kinder-Tablets kümmern und Arbeit gebe es mit der digitalen Ausstattung in den Klassen genug.