Kleve-Materborn. Silvana Krause aus Materborn ist die erste Frau in Kleve, die als Ehrenamtlerin katholische Beerdigungen leiten darf.
In der Kirche ist Silvana Krause schon lange aktiv. Sie hat den Firmunterricht ihrer Kinder begleitet, singt im Kirchenchor, in der Schola, macht fleißig in der Katholischen Frauengemeinschaft mit, ist Lektorin und Kommunionhelferin. Die 59-Jährige aus Reichswalde ist also schon lange verbunden mit ihrer Kirchengemeinde in Materborn und Reichswalde. Aber was sie jetzt macht, gab es hier so noch nicht.
Einige Monate lang hat sie den Ausbildungskurs zum Trauer- und Begräbnisdienst für Freiwillige im Bistum Münster besucht, im Juni war er zu Ende.
Eine Frau hinter dem Altar
Weshalb es in Materborn jetzt bisweilen ein ungewohntes Bild in der ansonsten so männerzentrierten katholischen Welt geben dürfte: Eine Frau steht hinter dem Altar im Wortgottesdienst, eine Frau predigt, eine Frau nimmt die Beerdigung vor. „Wenn die Angehörigen eine Eucharistiefeier wünschen, bin ich natürlich raus“, schränkt Silvana Krause ein. Denn die Wandlung von Brot und Wein in den laut katholischem Glauben echten Leib Jesu Christi – die dürfen nach wie vor nur unverheiratete Männer vollziehen. Andererseits, so die Erfahrung von anderen Laien im Beerdigungsdienst, finden es manche Trauernde gerade gut, dass sie es beim Trauergespräch nicht mit einem Priester zu tun haben, sondern mit einem Menschen wie du und ich. Im Kurs waren die Frauen gar deutlich in der Überzahl: „In Rheinberg gibt es jetzt gleich zwei Frauen, die mit dem Beerdigungsdienst beauftragt sind“, erzählt Krause.
Bei Propst Mecking in Kleve lief sie offene Türen ein, als sie ihn fragte, ob er sich sie in dieser Rolle vorstellen könne.
Zwei Beerdigungen hat die Ehrenamtlerin bereits vorgenommen in der letzten Zeit. Eine anspruchsvolle, zeitintensive Beschäftigung. Das kann sich jeder unschwer vorstellen, der schon einmal bei einer Beerdigung war. Die richtigen Worte zu finden, den Toten angemessen zu würdigen, die Trauernden nicht allein zu lassen mit dem Verlust – das macht man nicht mal eben so.
„Wenn ich aus der Sakristei trete, denke ich daran, dass ich die anderen jetzt an die Hand nehme“, beschreibt Silvana Krause ihre Herangehensweise. Der Blickwinkel ist ein anderer, ob man in der Bank sitzt oder am Altar: „Da bin ich die Helfende, da brauche ich das Taschentuch nicht, das ich in der Bank bestimmt bräuchte.“
Drei im liturgischen Gewand
Helfen, das ist ohnehin ihr Ding. „Mein Mann nennt mich immer einen Kümmerling“, lacht sie. Wenn es etwas zu tun gibt, ist sie zur Stelle. Auch als Nachbarn im Sterben lagen, hat sie diese gerne und gewissenhaft bis in den Tod begleitet.
„Da habe ich gespürt, dass ich in meinem Element bin.“ Sie fühlt sich getragen von der Gemeinde, freut sich über die Unterstützung von Pfarrer Peters und von Seelsorgeteam.
Außer ihr gibt es in Kleve noch zwei weitere Ehrenamtler, die Beerdigungen leiten, Willi Quartier und Mick Michels. Sie tragen alle ein ähnliches liturgisches Gewand, damit man ihre Funktion auch gleich einordnen kann.
Der Kurs vom Bistum Münster beinhaltete aber nicht nur Übungen und Hilfestellungen zu Trauergesprächen, sondern auch Seminare zur Friedhofsordnung, zum Kirchenrecht und zu sakralen Handlungen. Nicht zuletzt gilt für die ehrenamtlichen Beerdigungsleiter eine Verschwiegenheitspflicht.
Seit bekannt ist, dass Silvana Krause katholische Begräbnisse vornehmen darf, wurde sie auch schon verschiedentlich angesprochen. „Die Leute sagten, ich solle das doch dann machen, wenn es soweit ist.“ Und sie fügt schmunzelnd hinzu: „Aber damit hätte es schon noch Zeit.“