Kalkar. Eine Gruppe von Anwohnern um Hans-Wilfried Görden an der Griether Straße in Kalkar fühlt sich vom Verkehr zum Wunderland Kalkar belästigt.
Samstagvormittag, 9.30 Uhr, Ortstermin in Hönnepel. Hans-Wilfried Görden hat geladen – und personelle Verstärkung mitgebracht. Immerhin wolle er ein Anliegen vorstellen, das nicht nur ihn, sondern dutzende Anwohner der Griether Straße umtreibt: der An- und Abreiseverkehr vom Wunderland in Kalkar. „Was hier am Wochenende los ist, kann man sich kaum vorstellen“, sagt der 74-jährige CDU-Ratsherr. Also will er das Problem zeigen.
„Es kann nicht sein, dass hier alle mitten durchs Dorf fahren“
Hans-Wilfried Görden weist mit dem Zeigefinger in Richtung Straße. „Jetzt geht es los“, sagt er. Und tatsächlich: Eine Kolonne von gleich sieben Autos nähert sich der Griether Straße von der Kreuzung mit der Rheinstraße aus. Für die Tatsache, dass die Fahrzeuge in den Morgenstunden im Pulk an seinem Haus vorbeifahren, sei Görden zu Folge die Ampelschaltung auf der anderen Rheinseite in Rees verantwortlich. Es bietet sich ein buntes Bild vor Gördens Haus. Klever Kennzeichen sind selten, die Autofahrer kommen von weit her: Gelsenkirchen, Dortmund, Leverkusen, Remscheid, Gummersbach oder Meckenheim. Vereint sind sie allerdings im Ziel. Die Auswärtigen wollen, so Görden, allesamt zum Familienpark Wunderland. „Wir gönnen den Leuten ihren Spaß. Aber es kann eben nicht sein, dass hier alle mitten durchs Dorf fahren“, sagt Anwohner Klaus Frädrich.
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Nun ist die Problematik nicht gänzlich neu. Die Bewohner von Hönnepel leiden seit Jahren unter dem starken Verkehr durch ihr Dorf. Ein Grund für die vielen Fahrzeuge ist, dass die Besucher des Wunderlandes die Umgehung ignorieren. Schließlich zeigen Navis Autofahrern die kürzeste Strecke gen Familienpark – und das sei meist jene durch Hönnepel. Ein blaues Gebotsschild „rechts abbiegen“ beim Ausgang des Wunderlandes wird von vielen Besuchern schlichtweg ignoriert. Die Folge: Anwohner der Griether Straße fühlen sich von dem Krach und dem Schmutz des Verkehrs gestört. „In unserer Küche hört man die Autos den ganzen Tag“, sagt Laurenz Hüpen.
Aktuell ist es besonders schlimm, weil die Appeldorner Straße gesperrt ist
Zuletzt war eine gewisse Bewegung in den Missstand gekommen. Im Mai wurden Drempel mit Baken sowie gleich mehrere Verkehrskegel am Ausgang des Kernies aufgestellt. Der Vorsitzende der Vereinsrunde Hönnepel berichtete, das Verkehrsaufkommen im Dorf sei dadurch zurückgegangen. Hans-Wilfried Görden und seine Mitstreiter sehen das anders. Aktuell sei es gar besonders schlimm. Auch deshalb, weil die Appeldorner Straße seit wenigen Tagen gesperrt ist.
„In den Morgenstunden und am frühen Abend ist es unerträglich voll hier“, sagt Sigrid Dörning. Eines Tages habe sie den Verkehr gezählt: weit über 100 Autos hätten binnen einer Stunde die Griether Straße befahren, hinzu kämen zahlreiche Lkw, Busse und Motorradfahrer. Auch Letztere seien ein Problem. „Die fahren hier wahnsinnig gerne, immerhin ist die Strecke schön kurvenreich“, sagt Dörning. Besonders schmerzhaft sei die Situation auch deshalb, weil man während des Corona-Lockdowns gemerkt habe, wie idyllisch es in Hönnepel zugehen könnte. „Als das Wunderland geschlossen war, gab es hier kaum Verkehr. Jetzt wird es fast täglich mehr“, sagt sie.
Anwohner der Griether Straße fühlen sich „lokal als das letzte Licht“
Doch das Problem sei noch weitreichender. Immerhin fahren auch viele Lkw über die Dorfstraße, etwa zum Betonmischwerk in Hönnepel. Hinzu kämen die vielen landwirtschaftlichen Fahrzeuge und Reisebusse. Viele würden viel zu schnell durchs Dorf fahren. Und dennoch: Hoffnung darauf, dass sich die Situation vor ihrer Haustür entscheidend ändert, haben die Anwohner der Griether Straße kaum mehr. „Hier vor Ort in Kalkar werden wir gar nichts hinbekommen. Wir sind lokal das letzte Licht“, sagt der Christdemokrat. Die Straße gehört dem Landesbetrieb Straßen.NRW, der sich jedoch seit Jahren nicht rührt. Auf Einsicht der Wunderland-Besucher hoffe Görden auch nicht. „Man kann nur froh sein, nicht auf der falschen Straßenseite geboren zu sein. Wenn der Verkehr hier brummt, kann man das Überqueren nämlich vergessen.“