Kalkar. Kalkar nimmt 200 Kilometer Wirtschaftswege unter die Lupe. Der Unterhalt soll ökonomischer werden. Bürger können sich bis zum 23. August melden.

Auf ihnen kann man herrlich Fahrradfahren und die Landschaft genießen, dicke Trecker sind auf ihnen unterwegs und so mancher Autofahrer nutzt sie als schnelle Abkürzung: Feld- und Wirtschaftswege sind die Verkehrsadern auf dem Land. Gut 200 Kilometer Wirtschaftswege gibt es in Kalkar, das mit seinen vielen Dörfern und Ortsteilen ausgesprochen viele dieser Wege besitzt. Jetzt kommen sie alle auf den Prüfstand – um sie auch in Zukunft sicher nutzen zu können.

200 Kilometer Wirtschaftswege

Für diese Kartierung hat die Stadt Kalkar das Unternehmen Ge-Komm eingeschaltet, welches im vergangenen Jahr mit einem Spezialauto alle Wege in der Stadt abgefahren ist, Fotos gemacht hat und eine wichtige Einstufung vorgenommen hat: vom Hauptwirtschaftsweg, der als wichtige Verbindungsstraße fungiert, bis zum Feldweg, der schon gar nicht genutzt werden kann, weil er zugewachsen ist.

Eugen Bitjukov vom Unternehmen Ge-Komm erklärte das Wirtschaftswegekonzept für Kalkar
Eugen Bitjukov vom Unternehmen Ge-Komm erklärte das Wirtschaftswegekonzept für Kalkar © Unbekannt | Andreas Gebbink


Kalkar verfüge im Vergleich zu anderen Städten NRWs über ein durchschnittliches Straßennetz, sagt Eugen Bitjukov, der das Projekt „Wegekonzept für Kalkar“ leitet. Auffällig sei allerdings, dass die meisten Straßen auch tatsächlich genutzt werden. Das sei noch lange nicht immer so, sagt Bitjukov. Dort wo sein Unternehmen tätig ist, werden oft viele Straßen analysiert, die entwidmet werden müssen oder als Privatweg umfirmiert werden können. In Kalkar halte sich dies aber in Grenzen.

Allerdings gibt es auch in der Nicolaistadt eine Reihe von Straßen, die in eine neue Nutzerkategorie fallen sollen. Lange Hofzufahrten, die jetzt von der Stadt unterhalten werden, sollen künftig an die Landwirte verkauft werden. Auch sollen eingetragene Feldwege, die als solche nicht mehr zu erkennen sind oder von Hecken zugewuchert wurden, entwidmet werden. „Sie haben offenbar keine Funktion mehr“, sagt Bitjukov.

All diese Maßnahmen bergen viel Diskussionsstoff. Das weiß auch der Projektleiter. Daher sollen seine Vorschläge jetzt bis zum 23. August von den direkten Anliegern und den Bewohnern der Ortsteile eingesehen und mit Kommentaren versehen werden können: „Sie haben die Expertise vor Ort“, sagt Bitjukov, dessen Unternehmen in Melle bei Osnabrück ansässig ist.

Nutzwert ist wichtig

Ge-Komm habe die Straßen nach dem gesellschaftlichen Nutzwert kategorisiert. Die wichtigsten Wege fallen in die Kategorie B: multifunktionale Verbindungswege. Auf diesen Straßen, von denen es in Kalkar 20 Kilometer gibt, wird nicht nur mit dem Auto gefahren, sondern sie dienen auch als eingetragene Rad- oder Wanderwege und sie verbinden Ortschaften.

Fachbereichsleiter Frank Sundermann betreut das Wirtschaftswegekonzept für die Stadt Kalkar.
Fachbereichsleiter Frank Sundermann betreut das Wirtschaftswegekonzept für die Stadt Kalkar. © Unbekannt | Andreas Gebbink


Ziel des ganzen Projektes ist eine ökonomischere Unterhaltung der Wege. Geld ist immer knapp und mit einem Konzept könne man es gezielt einsetzen: Wichtige Wege mit einem hohen gesellschaftlichen Nutzen sollten immer gut in Schuss gehalten werden. Straßen, die nur von wenigen befahren werden, müssen im Unterhalt warten. Frank Sundermann, Fachbereichsleiter in Kalkar, sieht noch einen weiteren Vorteil: „Wir kommen zu objektiveren Urteilen und entscheiden nicht über Sanierungen, weil Politiker die für ihren Wahlbezirk gerne wünschen.“

Kalkar gibt jährlich 170.000 Euro für den Unterhalt der Wirtschaftswege aus. Bislang werde das Geld nach dem Gießkannenprinzip verteilt, künftig soll dies nicht mehr so sein.

Das Konzept hat aber noch einen weiteren Vorteil: Nur mit diesem Papier lassen sich wichtige Fördergelder aus Düsseldorf einfahren. Kalkar hofft dann auf eine 60-prozentige Förderung für den Straßenausbau. Im nächsten Jahr sollen zwei oder drei Straßen angegangen werden. „Der Wille zur Sanierung ist da“, sagt Frank Sundermann.


Bürger, die sich mit dem Konzept auseinandersetzen und einen Kommentar verfasse wollen, können sich auf der Internetseite Wirtschaftswegekonzept.de informieren und hier anmelden. Bis zum 23. August haben Anwohner die Zeit, ihre Beiträge einzureichen.