Kalkar. Die Kreis-Wirtschaftsförderung besucht auf ihrer Sommertour die Edelobstplantage von Annette Raadts am Griether Deich in Kalkar.
Hätte Bürgermeisterin Britta Schulz nicht noch einen anderen Termin gehabt, hätte sie den Besuch bei Annette Raadts wohl keine Minute früher als geplant verlassen. So jedoch musste sie sich nach einer Stunde schweren Herzens verabschieden. „Diese Plantage ist eine Ikone, jeder kennt den Betrieb und seine Chefin, die sich vielseitig auch für die Allgemeinheit engagiert - zum Beispiel beim jährlichen Kalkarer Clean-Day“, erzählte Schulz. Sehr gerne sei sie deshalb der Einladung der Kreis-Wirtschaftsförderung an den Griether Deich gefolgt.
Lange Apfelbaum-Reihen stehen auf der Plantage
Gleich zweimal macht die Kreis-WfG in dieser Woche im Stadtgebiet von Kalkar Station. Nach dem Klavierhaus Neinhuis war jetzt die Edelobstplantage zwischen Hönnepel und Wissel das Ziel der Besucher. An einem hochsommerlichen Vormittag wanderten sie mit der Betriebsleiterin durch die langen Apfelbaum-Reihen.
Angefangen mit dem Obstbau hatte 1946 Annette Raadts’ Großvater. Er hatte 1946 von einem Bauern aus der Nachbarschaft 1000 Obstbäume übernommen – der Start zu der Plantage, die sein Sohn und später die Enkelin übernahm. Inzwischen stehen auf zehn Hektar Fläche etwa 25.000 Bäume. Alle werden von Annette Raadts und einem erfahrenen polnischen Mitarbeiter im Winter fachgerecht geschnitten, insgesamt gibt es acht Beschäftigte, die durch Saisonarbeiter ergänzt werden. Für den Bauernladen wurde vor Jahren eigens eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts gegründet. Dort hat Andrea Schneimann das Kommando, unterstützt von Aushilfen. „Ich verkaufe an den Laden meine Äpfel und Birnen, die übrigen Produkte stammen von Kollegen aus der Region“, erklärt Raadts.
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Die Kundschaft kommt sehr gerne zum Einkauf in den Hofladen. „Es kommt vor, dass sich Leute, die ich beim Einkauf im Supermarkt treffe, quasi ,entschuldigen’, wenn sie von dort Raadts-Äpfel mitnehmen. Aber das ist natürlich genauso gut, da bin ich nicht böse“, versichert die Geschäftsfrau. Den Gästen erklärte sie bei der Führung, wie wichtig es gewesen sei, 2013 in ein Netz zum Schutz gegen Hagel investiert zu haben. Wirtschaftsförderer Hans-Josef Kuypers wollte nämlich wissen wie sie mit dem Risiko umgehe, in einem Jahr eine sehr gute Ernte und im nächsten vielleicht eine bescheidene zu haben. „Diese Situation gibt es deshalb jetzt praktich nciht mehr.“
Eine Beregnungsanlage überzieht bei Frost die Blüten mit einer Wasserschicht
Gegen Frostschäden hilft eine Beregnung, die die im Bedarfsfall die zarten Blüten mit einer dünnen Eisschicht überzieht. Darunter bleibt es vergleichsweise „warm“. Sehr wichtig war auch die Installation einer Tropfbewässerung, die das Wurzelwerk regelmäßig mit Wasser und den nötigen Nährstoffen versorgt. So wächst auch die Ernte 2020 gerade wieder prächtig heran – in etwa einer Woche werden die ersten schön geröteten Früchte gepflückt – von Hand. „Damit sie bis weit ins nächste Jahr frisch bleiben, lagern wir sie sehr kalt und entziehen ihnen Sauerstoff, so erleben sie eine Art Winterschlaf“, erklärt Annette Raadts. Denn die Kunden möchten das ganze Jahr über Äpfel haben, am liebsten aus der heimischen Region.