Kleve-Donsbrüggen. Dietrich Cerff hat schon als Kleinkind die Welt der Insekten entdeckt. Der studierte Diplom-Biologe jetzt Vorsitzender der Nabu-Station in Kleve.

Der 53-jährige Diplom-Biologe Dietrich Cerff kann sich noch gut an die ersten Insektenbeobachtungen erinnern. „Das war im Sandkasten. Da habe ich mit meinem Bruder schon Regenwürmer, Käfer und Ameisen entdeckt.“ Eine Faszination, die geblieben ist. Heute ist Dietrich Cerff, der fünf Jahre lang Geschäftsführer der Nabu-Naturschutzstation Niederrhein mit Sitz in Rindern gewesen ist, dort Vorstandsvorsitzender.

Ein wichtiger Job in dem Metier. Als „Chef“ muss er schauen, was wo wie geht, was er mit seinem Team auf die Beine stellen kann, um in Sachen Naturschutz wieder und stetig ein Stückchen weiter voran zu kommen. Planen und organisieren ist in den Vordergrund gerückt. Irgendwo zwischen Logistik und Management liegt sein Tun. Und ein wenig tut’s ihm schon leid, dass er nicht mehr der ist, der „im Gelände arbeitet.“

Die bunte Welt der Ameisen

Denn genau das ist es, was für ihn die Leidenschaft für die Biologie ausmacht. Draußen sein, Landschaft und Natur lesen, sehen, was man besser machen kann. „Außerdem fasziniert mich, was es für verrückte und vielfältige Lebensweisen gibt. Da sind zum Beispiel die Ameisen“, betont Cerff. „Manche Arten sind Krieger, Landwirte, Netzwerker, andere auch Sklavenhalter.“

Seine Leidenschaft gilt den Ameisen.
Seine Leidenschaft gilt den Ameisen. © NRZ | Andreas Gebbink

Womit wir wieder im anfänglichen Sandkasten der Cerffs wären. Der stand in der Nähe von Freiburg, der Geburtsstadt von Dietrich Cerff. Und dort hat er mit dem älteren seiner zwei Brüder erstaunt festgestellt, wie vielfältig bunt alleine die Welt der Ameisen ist. „Es gab gelbliche, rote, schwarze, kleine, große. Das fanden mein Bruder und ich sehr interessant“, erinnert sich der Vorstandsvorsitzende noch heute. Das grundsätzliche Interesse an der Natur und allem, was da so kreucht und fleucht war immer da.

„Als Jugendlicher habe ich viele Naturbücher gelesen. Ich bin in Zeiten der Umweltbewegung groß geworden, war im Deutschen Bund für Vogelschutz (DBV), heute Nabu, aktiv“, erzählt Cerff. Freiburg bot genau die richtige Umgebung, um die Begeisterung für Natur und Umwelt mehr und mehr zu wecken. Das Biologie-, genauer Botanikstudium war sozusagen logische Folge um die Interessen des jungen Cerff in die entsprechenden beruflichen Bahnen zu lenken.

Stationen in Deutschland

Seinen Zivildienst leistete der gebürtige Freiburger beim Nabu in Hessen ab, sein beruflicher Werdegang als Diplombiologe führte ihn in den Thüringer Wald, später in ein Umweltbildungszentrum nach Norddeutschland und schließlich 2010 hierher an den Niederrhein.

Mit seiner heutigen Frau lebt er in Donsbrüggen. Als Insektenfreund ziert natürlich ein naturnaher Garten das Zuhause. „Aber die Balance zwischen schön und wild ist uns noch nicht so richtig gelungen. Manchmal blüht mir zu wenig im Garten, manches, was ich gerne sehen möchte, geht unter den Nachbarpflanzen unter“, gibt er zu. Balance ist auch so ein Thema, das den eher ruhig wirkenden Diplom-Biologen innerlich fordert. „Ich kann nämlich auch wirklich sehr ungeduldig werden“, gibt er zu.

Nachhaltigkeit wird Notwendigkeit

Wenn die Zeit dafür da ist, dann genießt der 53-Jährige Fahrradfahrten zu den Bauern- Cafés in der Umgebung. Auch Wandern und hin und wieder ein Jogginglauf stehen auf dem Freizeitprogramm. Ebenso wie Fotografieren und Musik hören. Musik aus den verschiedensten Epochen und Ländern dieser Welt. „Außer Schlager, die sagen mir gar nichts!“

Ach ja – und Reisen. Auf der Wunschliste des Biologen steht noch Ostpolen (Masuren) und ein Wiedersehen mit bereits bereisten Regionen. So Estland und Südtirol.

Ist Dietrich Cerff ein zufriedener Mensch? „Nein - wohl eher nicht“, ist die ehrliche Antwort. „Seit 38 Jahren lese ich umweltpolitische Nachrichten und engagiere mich für die Umwelt. Und es ist so erschreckend, wie wenig sich letztendlich bislang getan hat.“ Cerff denkt kurz nach und ergänzt: „Hoffnung machen mir aber Anzeichen eines Wandels. So Fridays for Future und auch die Tatsache, dass wachsende Teile der Politik sehen, dass Nachhaltigkeit zur Notwendigkeit wird, werden muss.“