Kleve. Die Jugendherberge in Kleve wird in diesem Jahr nicht mehr voll belegt. Im März war es still, jetzt kommen die ersten Familien wieder.
35 Zimmer, 127 Betten – normalerweise ist in den Ferien am Annaberg 2 in Kleve richtig viel Leben im Haus. Ferienfreizeiten, Trainingscamps von Sportvereinen. Und in den Wochen davor kommen Schulklassen zu Ausflugsfahrten auf den höchsten Punkt in Materborn. Seit März ist es still. Wegen der Corona-Pandemie schloss zunächst die Jugendherberge ganz. Als nun wieder Gäste zugelassen werden, waren dennoch einzelne „unsicher und haben storniert“, sagt Jugendherbergsleiterin Irmgard Jansen. Sie gesteht: „Das war schon etwas beklemmend. Die Gäste fehlen mir.“
Familien kommen wieder
Mittlerweile kommen nach und nach wieder Familien in die hübschen Zimmer. Eltern mit Kleinkindern zwischen einem und fünf Jahren sowie diejenigen mit Kindern zwischen zehn und 14 Jahren haben ihre Fahrräder dabei und erkunden die weitere Gegend.
Für die Herbstwochen haben sich auch wieder Gruppen vom Berufskolleg, Sportvereine und Musikgruppen angemeldet, bis in den November hinein. Eine Vollbelegung aber darf es in diesem Jahr nicht mehr geben. Es gelten die besonderen Hygienevorschriften: Mundschutz im Haus – natürlich außer im eigenen Zimmer – „Einbahnstraße“ im Speisesaal, fest zugewiesene Sitzplätze, alle Stühle und Tische werden desinfiziert, auch alle Schlüssel, die abgegeben werden.
Nur sechs Mitarbeiter sind noch im Hause
Weil derzeit statt der sonst 13 Mitarbeiter nur sechs im Hause sind, packt jeder überall mit an. So macht Irmgard Jansen nicht nur Rezeption, Check-in und Verwaltung, sondern sieht auch in der Küche oder bei der Hausreinigung, wo Mitarbeit gefragt ist.
Momentan wird im Spiel- und Tanzraum, an der Grillhütte, auf dem Trampolin und dem Spielplatz mit Seilbahn kein vorbereitetes Programm angeboten. Die Klever Jugendherberge war bekannt für den Abenteuerparcours, für den sich Gruppen beim Programmpartner „Elan-Training“ zum Klettern durch Bäume und an Seilen anmelden konnten. „Das werden wir wohl so nicht mehr anbieten können“, schaut Irmgard Jansen in die Zukunft. „Der alte Baumbestand ist nicht mehr so gut. Wir haben im vorigen Jahr einige entfernen müssen“. Aber Teamspiele soll es weiterhin geben, wenn sich das Gruppenleben wieder normalisiert.
Hoffen auf die Klassenfahrten
Die Klever Jugendherberge ist Teil des Deutschen Jugendherbergswerkes (DJH). Ist sie dadurch vor finanziellen Folgen durch die Coronakrise geschützt? Annette Rath vom DJH-Landesverband Rheinland in Düsseldorf antwortet auf NRZ-Anfrage: „Für alle Landesverbände geht es um die Existenz.“
Das DJH hofft, dass im nächsten Jahr mehrtägige Klassenfahrten wieder stattfinden können. „Unsere Hauptklientel sind eben Gruppenreisen und Klassenfahrten“, sagt Rath. Wofür eine Versicherung eintritt, ist landesweit noch nicht geklärt. Dennoch glaubt Rath nicht an eine Insolvenz als Corona-Folge. Ob ein Haus schließen müsse, hänge von vielen Faktoren ab. Rath urteilt: „Kleve ist ein schönes Haus mit gutem Standard“, in das erst 2015 investiert worden ist, es wurde renoviert und erweitert Annette Rath: „Wir sind guter Dinge, dass wir es überstehen“.