Goch. Jan Hecker aus Goch entwickelt „SipTogether“, das spontane Treffen erleichtern soll. Der 19-Jährige wagt den Schritt in die Selbstständigkeit.

Jan Hecker ist mit den Sozialen Medien aufgewachsen. Der 19-jährige Gocher, der kürzlich sein Abitur an der Gaesdonck gebaut hat, öffnet wie selbstverständlich täglich auf seinem Smartphone Instagram, scrollt durch seine Facebook-Timeline und schreibt mit seinen Freunden Nachrichten über WhatsApp. „Doch mir persönlich fehlt bei den sozialen Netzwerken etwas“, sagt der Digital Native. Es ist die Verbindung zum realen Leben.

„Bei Instagram schaut man dem Leben seiner Freunde zu und hat am Ende nichts davon, außer ein paar coole Fotos gesehen zu haben“, meint Hecker. Das Soziale bei Social Media kommt ihm oft zu kurz. „In zehn Jahren erinnert man sich doch nicht an einen Chat auf dem Handy, sondern was im echten Leben passiert ist“, sagt er.

Auf einer Karte in der App erkennen die Nutzer, wer in der Nähe verfügbar ist.
Auf einer Karte in der App erkennen die Nutzer, wer in der Nähe verfügbar ist. © SipTogether

Die Vorteile der digitalen Vernetzung mit der wahrhaften Zeit, die man Leben nennt, zu vereinen – daran arbeitet Jan Hecker seit einem Jahr. Er entwickelt mit zwei Partnern die App „SipTogether“ (in etwa: ein kleines Schlückchen zusammen), die spontane Treffen von Freunden oder neuen Bekanntschaften einfach ermöglichen soll.

Zeit und Erspartes investiert

Dem angehenden Wirtschaftsinformatikstudenten ist die Sache ernst: Er hat neben viel Zeit auch sein komplettes Erspartes in das Projekt gesteckt, gemeinsam mit Jonas Pfeifhofer aus Österreich bereits einen Prototypen programmiert (Dritter im Bunde ist der in Kleve lebende Weeraphong Sombatboon), nimmt am bundesweiten „Startup Teens“-Wettbewerb teil und steht kurz davor, sich selbstständig zu machen. Ein Crowdfunding im Internet soll der Gründung einen finanziellen Schub verleihen (siehe Info-Box).

Die Nutzer der App sehen auf einer interaktiven Karte auf einen Blick, wer im Umkreis Lust auf soziale Kontakte hat und können in ihrem Status eintragen, für welche Freizeitpläne sie Mitstreiter suchen. Die drei Spielpartner für ein spontanes Tennisdoppel oder die Mitfeiernden für die abendliche Kneipentour kommen so schnell zusammen. Die digitalen Einladungen für fast schon altmodisch-analoge Aktivitäten sind im Nu verschickt.

Crowdfunding und Datenschutz

Das Crowdfunding startet am Freitag, 24. Juli, und läuft einen Monat lang. Das erklärte Ziel der App-Entwickler ist, 7000 Euro einzusammeln, um die Kosten der Gründung und Markenanmeldung mitsamt aller rechtlichen Hürden abzudecken.

Zur Kampagne geht es online auf siptogether.de/startnext .

Die Bedeutung des Datenschutzes ist Jan Hecker bewusst. „Wir nutzen nur die Funktionen, die wir auch benötigen – also den Standort, aber nicht den Ton – und verzichten auf Tracking und die Erstellung von Nutzerprofilen für Werbezwecke“, sagt der 19-Jährige. Die anonymen Nutzerdaten würden lediglich für die Optimierung der App genutzt.

Die App-Entwickler sehen ihre Zielgruppe vor allem im universitären Umfeld der deutschsprachigen Länder. Über die Unis, so hofft Jan Hecker, findet „SipTogether“ den Weg aus dem App Store und Google Play auf viele Smartphones. „Am Anfang steht nicht im Fokus, uns zu finanzieren, sondern eine große Nutzerbasis aufzubauen“, stellt er fest. In der kostenlosen App lassen sich einige kostenpflichtige Premium-Features kaufen, Veranstalter können Events auf der Karte prominent ankündigen, Kooperationen mit größeren Marken sind denkbar.

Auf den Markt nach Corona

„Wir stehen noch ziemlich am Anfang“, sagt der junge Gründer. Es sind keine Luftschlösser, über die er leidenschaftlich und zugleich aufgeräumt spricht. Jan Hecker, der einst im Alter von 13 Jahren auf einem Minecraft-Server in die weite Programmierwelt eingetaucht war, hat Businesspläne geschrieben, mit Startup-Mentoren gesprochen und sich ein verzweigtes Netzwerk aufgebaut. Noch in diesem Jahr soll eine Beta-Version der App fertig sein, die dann 2021 reif für den umkämpften App-Markt wäre – und im besten Fall mit dem Ende der Corona-Krise auf den Handys von Nutzern landet, die nach gemeinsamem Freizeitspaß lechzen. „Vielleicht ist der Zeitpunkt günstig“, sagt Jan Hecker.