Weeze. Parookaville in Weeze findet in diesem Jahr trotz Corona statt. Doch einiges ist anders, wie der Blick hinter die Kulissen zeigt.

Den Vorhang aus bunten Bändern beiseitegeschoben und schon heißt es „Willkommen im kleinsten Parookaville der Welt“. Denn auch wenn Corona die gesamte Veranstaltungswelt auf den Kopf gestellt hat, sollte das größte Festival am Niederrhein an diesem Wochenende nicht ganz ausfallen. Doch der erste Blick aufs Gelände verrät bereits: Es ist alles ganz anders als sonst.

Während sonst auf 155.000 Quadratmetern täglich 70.000 Festivalfreunde zu Elektromusik feiern, ist die von Containern umrahmte Fläche auf einen Kreis von 40 Metern Durchmesser zusammengeschrumpft. In der Mitte steht eine runde Bühne, drumherum markieren 25 rote Teppiche die Parzellen. Hier dürfen jeweils vier Leute ihren Lieblings-DJs zujubeln, Tickets gab es vorab nur zu gewinnen. Darüber hinaus wird alles live und kostenlos im Internet übertragen.

Parookaville mit völlig neuem Festival-Konzept

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Doch ob ein Festival in diesen Zeiten und in dieser Form überhaupt funktionieren würde, wusste Mitorganisator Bernd Dicks im Voraus selbst nicht so richtig. „Zuerst einmal war die ganze Situation natürlich ein Schlag ins Gesicht“, erzählt er. Nicht nur finanziell, auch emotional sei das Ganze ein Horror gewesen. Immerhin bezeichnet er sich und seine 30 festangestellten Mitarbeiter als „Leidenschaftstäter, die selbst Party machen wollen“.

Bill Parooka hat auch bei der Sonderedition von Parookaville alles im Blick.
Bill Parooka hat auch bei der Sonderedition von Parookaville alles im Blick. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Und vielleicht ist auch genau das der Grund, wieso sich Dicks und sein Team nicht unterkriegen ließen und ein völlig neues Festival-Konzept erschaffen haben. Künstler verzichteten auf feste Gagen, Mitarbeiter verließen ihren gewohnten Arbeitsplatz am Schreibtisch. Um in der Schreinerei auszuhelfen und unter anderem eine kunstvolle Theke aus Holz zu zimmern.

Katastrophe für die Region

Die ganze Situation hat aber nicht nur Auswirkungen auf die Mitarbeiter gehabt, die zeitweise in Kurzarbeit mussten. Bei einer Mini-Version eines Riesen-Festivals braucht es kaum Handwerker wie Elektriker oder Wasserinstallateure. „Normalerweise gehen durch solche Aufträge mehrere Millionen Euro in die lokale Wirtschaft“, sagt Dicks. „Insgesamt ist das eine Katastrophe für die Region.“

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So ärgerlich die ganze Situation ist, eines weiß Dicks schon jetzt: „Wir haben das Beste daraus gemacht.“ Das bezeugen auch die Zahlen des ersten Abends. Über 30.000 Menschen haben sich auf die begehrten Tickets beworben, bis zu 11.000 Zuschauer haben sich allein bei Youtube zeitgleich die Übertragung angesehen. Darüber hinaus gab es weitere Plattformen, auf denen die Konzerte gezeigt wurden. Dicks spricht von einer mehrerer Millionen starken Reichweite und einem riesigen Erfolg, hält aber auch fest: „Ich bin froh, dass wir ein Festival erschaffen haben, das hoffentlich nie wieder so stattfinden wird.“

Festival-Hochzeit von Sabrina und Marvin

Eines aber darf auch bei einer Sonderedition des Parookaville nicht fehlen: die Festival-Hochzeit. Auf die haben sich ebenfalls zahlreiche Paare beworben, darunter auch Sabrina und Marvin aus der Nähe von Aachen. „Die Idee dazu ist aus einem Witz entstanden“, erzählt Sabrina. Immerhin lieben die beiden das Festival, sind von Beginn an dabei und haben sich genau hier vor einem Jahr verlobt.

Dass sie dann tatsächlich gewinnen würden, hätten die beiden nie gedacht. Umso größer die Freude, als sie vor zwei Wochen die Zusage bekamen und kurzerhand noch ein Brautkleid besorgen mussten. Geschafft haben sie es trotz der kurzen Vorlaufzeit aber. Und so fahren sie an diesem Samstagmittag standesgemäß mit goldenem Cabrio vor, um sich in der kleinen Kirche das Ja-Wort zu geben. Und danach? Wird natürlich standesgemäß gefeiert, im „kleinsten Parookaville der Welt“ versteht sich.

>>> Der Ticketvorverkauf für Parookaville 2021

Seit Freitag läuft der Vorverkauf für Parookaville 2021, bisher allerdings nur mit mäßigem Erfolg. Mitorganisator Bernd Dicks kann zwar keine genauen Zahlen nennen, nur so viel: „Es gibt noch Karten.“

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Wer bereits Tickets für dieses Jahr hatte, konnte diese auf das Festival im nächsten Jahr übertragen lassen. Das haben 70 Prozent der Ticketinhaber genutzt. Ob jedoch im kommenden Jahr das Festival mit mindestens 49.000 Besuchern, also den 70 Prozent, stattfinden kann, steht noch längst nicht fest.

Wie er mit der Situation umgehen wird, kann Dicks zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen: „Erst einmal planen wir, als ob wir nächstes Jahr ein ganz normales Festival machen können.“