Kleve. Dem Angler Martin Friedrich sind Köderfische im Leitungswasser verendet. Er sieht als Ursache eine erhöhte Belastung des Wassers.

Martin Friedrich ist passionierter Angler. So oft es geht, macht sich der Kellener mit Rute, Kescher und weiteren Utensilien auf, um seinem Hobby zu frönen. Um auch einen ordentlichen Fang an Land ziehen zu können, nutzt der 49-jährige Familienvater Köderfische. Die hat er bislang immer zu Hause gehalten, in einem Behälter voller frischem Leitungswasser – so wie es ganz normal aus dem Hahn kommt. „Zudem ist eine Sauerstoffpumpe verbaut, damit die Tiere nicht verenden.“

Doch das ist nun, trotz aller Vorkehrungen, zum ersten Mal passiert. Und Friedrich wundert sich. „Die Pumpe lief ganz normal, das Wasser kam wie immer aus der Leitung. Ich hatte nichts anders gemacht als sonst.“ Und doch habe er beobachtet, wie die Köderfische wenige Tage, nachdem sie in den Behälter gesetzt wurden, an der Oberfläche schwammen und nach Luft japsten. „Einen Tag später waren sie tot.“ Friedrich macht sich auf die Suche nach der Ursache und besorgt sich einen handelsüblichen, sogenannten kolorimetrischen Wassertest im Baumarkt, mit dem sich mittels Teststreifen und Farbskala die wichtigsten Werte wie pH-Wert, Karbonathärte, Chlor, Nitrit und Nitrat schnell ermitteln lassen. Friedrich macht den Test – und wird stutzig. „Alle Werte waren im normalen Bereich, nur der Nitratwert stimmte nicht. Laut Farbskala lag dieser zwischen 50 und 100 Milligramm pro Liter (mg/l).“

Die Baumarkt-Tests für Leitungswasser sind nicht geeignet

Und damit möglicherweise über dem in der Deutschen Trinkwasserverordnung festgesetzten Grenzwert von 50 mg/l. Denn für eine genauere Diagnose sind die Baumarkt-Tests nicht geeignet, sie liefern nur Anhaltspunkte. Das sagt auch Diplom-Ingenieur Jörg Santel, Leiter der Netzabteilung Gas- und Wasserversorgung der Stadtwerke Kleve: „Ein kolorimetrischer Test kann immer nur eine Orientierungshilfe sein, an dessen Probenahme und Durchführung auch viele Bedingungen geknüpft sind.“

Die einzig verlässliche Analytik könne nur von akkreditierten Laboren vorgenommen werden. Die letzte Probe, die am 26. Juni im Wasserwerk Reichswald, aus dessen Tiefen das Klever Trinkwasser über zehn Brunnen gefördert wird, entnommen wurde, weist einen Nitratwert von 41,9 mg/l auf, wie Santel mitteilt. Daher bedaure man das Verenden der Fische, schließe aber aus, „dass dies in Folge der Verwendung unseres Trinkwassers geschehen ist“.

Das Leitungswasser in Kleve ist sauber, betonen die Stadtwerke.
Das Leitungswasser in Kleve ist sauber, betonen die Stadtwerke. © archiv

Auch die Möglichkeit, dass Trinkwasser in die Leitungen gelangt sein könnte, dessen Nitratgehalt über dem Grenzwert lag, verneint Santel: „Die Nitratkonzentration wird vor Abgabe in das Trinkwassernetz kontrolliert und schwankt zwischen nur minimal im Bereich von etwa 39 und 42mg/l.“ Darüber hinaus wird die Einhaltung der Grenzwerte durch die zuständigen Behörden permanent Kontrolliert. „Bei Überschreitung eines Grenzwertes würden die Behörden automatisch durch das Labor informiert“, so Santel.

Nitratwerte im Trinkwasser unterliegen nicht nur natürlichen Schwankungen, sondern sind auch von umweltbedingten sowie landwirtschaftlichen Einflüssen abhängig. „Wasser ist ein Naturprodukt, jedes hat seinen eigenen Charakter und ein auf den Standort abgestimmtes Aufbereitungskonzept“, erklärt Santel. Daher bestünden im Bereich der Stadtwerke Kleve seit vielen Jahren Kooperationen mit Forst, Landwirtschaft und Gartenbau. „Diese Maßnahmen, dienen dazu, den Nitrateintrag im Trinkwasserschutzgebiet langfristig zu senken.“

Beim Angler bleibt ein mulmiges Gefühl

Das weiß auch Martin Friedrich. Dennoch hat er ein mulmiges Gefühl. „Wir haben zwei kleine Kinder, mischen ihre Getränke eigentlich grundsätzlich mit Wasser aus der Leitung an. Da macht man sich schon Gedanken, ob das auf Dauer so gesund ist.“

Daher will der Kellener tätig werden. „Wir werden uns wahrscheinlich einen Nitratfilter einbauen lassen, der zumindest das Frischwasser in der Küche reinigt. Für das gesamte Haus würde das zu teuer werden, schon jetzt liegen wir zwischen 600 und 800 Euro.“ Doch mit Blick auf die eigene Gesundheit sei es ihm das Wert.